Sind 37 Mio. für ein Infanteriesystem der Zukunft nötig?

Sind 37 Mio. für ein Infanteriesystem der Zukunft nötig?

Aus der Medienmitteilung von Cassidian, einer EADS-Tocher:

Cassidian, die Verteidigungs- und Sicherheitsdivision von EADS, hat von der Schweizer Beschaffungsbehörde armasuisse den Auftrag zur Serienreifmachung des Integrierten Modularen Einsatzsystems Schweizer Soldat (IMESS) erhalten. Das Auftragsvolumen beträgt mehr als 20 Millionen Schweizer Franken. Die Schweiz setzt auf das Warrior21Produkt von Cassidian, um einen erheblichen Fähigkeitsgewinn, Zukunftsfähigkeit und Modularität im infanteristischen Sektor sicherzustellen.
Die Schweizer Armee erhält damit eines der leistungsfähigsten und modernsten Soldatensysteme weltweit, welches sich nahtlos in den Aufklärungs-, Führungs- und Wirkungsverbund der Schweizer Armee eingliedert und die Integration in vorhandene, eingeführte Systeme gewährleistet.
Quelle. Cassidian


Wir fragen uns:

  • Wozu brauchen wir ein solches Soldatensystem, wenn die neue Armee noch nicht einmal in den Grundzügen, geschweige denn in ihrer Doktrin vorliegt bzw. vom Parlament verabschiedet wurde?
  • Von welchem “nahtlosen Aufklärungs-, Führungs- und Wirkungssystem” wird hier gesprochen? Und welches System soll vorhanden und eingeführt sein? Uns ist keines bekannt!
  • Wird hier wieder etwas eingeführt, wozu es noch kein Einsatzkonzept gibt (so wie bei FIS HE)?

Die Medienmitteilung schreibt weiter:

In der Ausprägungsvariante Warrior21TM/IMESS werden durch die Serienreifmachung unter Einsatz der leistungsstärkeren, z. T. neu entwickelten Komponenten verschiedene Fähigkeiten optimiert. Es sind dies die taktische Führungsfähigkeit von der Kompanieebene bis zum Einzelschützen unter Berücksichtigung von Gefechtsfahrzeugen, die Nutzung optimierter Kommunikationsmittel, eine wesentlich verbesserte Gewichtsund Energiebilanz durch den Einsatz neuer bzw. optimierter Komponenten, ein besseres ‘Lage-Bewusstsein’ und eine bessere Navigation durch den Einsatz von kopf- bzw. helmgetragenen Anzeigesystemen (Head/Helmet Mounted Displays) sowie die bessere Nachtkampf- und Aufklärungsfähigkeit (u.a. durch Navigationshilfen, Video-Streaming der Waffenoptronik/Optronik).

Wir fragen uns:

  • Wozu benötigen wir ein “besseres Lage-Bewusstsein”, “bessere Navigation” (wo wir doch so gut im Kartenlesen sein sollen) und ein “Video-Streaming”? Welche Doktrin liegt diesen Entscheiden zugrunde? Wann wurde diese von wem bewilligt?
  • Offenbar ist das System noch nicht “serienreif”. Wieder einmal wollen die Schweizer das Beste und gehen damit ein unnötiges Risiko ein. Freimütig geben sie zu: “Und was, falls die Tests negativ ausfallen? «Dann haben wir insgesamt 37 Millionen für nichts ausgegeben», sagt Armasuisse-Sprecherin Margelist freimütig gegenüber der welschen Tageszeitung.” (20min.ch) Das scheint die armasuisse nicht zu stören. Vielleicht ist es ja auch nichts Neues.

Und zum Schluss:

  • Wieso wird von diesem Deal nichts auf der Webseite der armasuisse geschrieben?
  • Auf welchem Rüstungsprogramm basiert dieser Einkauf? Immerhin 37 Mio. Franken.

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