Sturmgewehr-Produzent baut jede 2. Stelle ab

Sturmgewehr-Produzent baut jede 2. Stelle ab

Die SAN Swiss Arms aus Neuhausen SH produziert als Nachfolgerin der SIG das Sturmgewehr 90 der Schweizer Armee und hat derzeit Probleme an allen Fronten. Letzte Woche hatte etwa jeder Zweite der 34 Mitarbeiter die Kündigung im Briefkasten, berichtet das SRF-Wirtschaftsmagazin «ECO». Grund dafür seien die im internationalen Vergleich hohen Waffenproduktionskosten in der Schweiz, bestätigt die Geschäftsleitung. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach Sturmgewehren und Pistolen eingebrochen. Wie viele Angestellte genau entlassen wurden und ob Zukunftspläne existieren, gab SAN Swiss Arms nicht bekannt.
Bericht auf 20min.chSRF.ch
 

 

Kommentare: 7

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Die SAN tut das, was eine Unternehmung tun muss, wenn ihre Erträge mangels Nachfrage nach den eigenen Produkten wegbrechen. Tiefere Erträge verlangen einen tieferen Aufwand. Handelt man nicht gemäss dieser Regel, wird man früher oder später den Konkursrichter aufsuchen müssen. Die Absatzschwierigkeiten der SAN erstaunen nicht. Als schweizerische Waffenherstellerin ist diese aufgrund der Waffenausfuhr-Gesetzgebung eine unzuverlässige Lieferantin für ausländische Waffenkäufer, der man besser keinen Auftrag erteilt. Die Schweizer Armee hat aus verschiedenen Gründen auch keinen Bedarf nach Gewehren und Pistolen. Zudem sind Gewehre Verteidigungswaffen, die in Zukunft nur noch beschränkt zur Sicherstellung von Ausbildungsbedürfnissen beschafft werden sollen. Somit dürfte der Untergang der SAN kein unwahrscheinliches Szenario sein. Geht die SAN unter, gibt es in der Schweiz keine Gewehrproduzentin mehr. Wie funktioniert dann der postulierte Armee-Aufwuchs? Damit haben sich unsere Berner Strategen sicher nicht befasst. Träumen sie auch in diesem Punkt vom Aufrechterhalten eines theoretischen „savoir faire“ wie bei der Verteidigungsfähigkeit? Traumtänzer haben ein herrliches Leben, aber nur so lange, bis sie von der Realität eingeholt werden.

  2. Hans Ulrich Suter sagt:

    Es sind zwei Punkte: 1. Es ist jetzt eine deutsche Firma und eigentlich bedeutet das, dass wir die Fähigkeiten nicht mehr haben innert nützlicher Frist genügend Gewehre herzustellen.
    2. Wenn ich schaue wie lange ein Gewehr gebraucht wird, Veterli, Langgewehr um 1880, 1890, K11 eben 1911, K31 1931, STGW57 1957 und STGW90 eigentlich 1989 dann müsste man jetzt wieder ein paar Gewehre beschaffen.
    (Meiner Meinung nach müsste man wieder eine schwere Patrone und ein leichteres Gewehr (Bullpup) mit sehr gutem Rückstossdämpfer konstruieren, nur halbautomatisch, dann darf man die auch nach Hause abgeben und zivil nutzen)
    Ich mag mich noch gut erinnern wie wir in der Schlussphase der Verwendung des 57ers (übrigens eine ziemlich schräge Waffe…) zuwenige davon hatten und zum Beispiel das Küchenpersonal dazu überredet werden musste auf die Pistole zu wechseln. Leider behalten die jetzigen Soldaten ihre Gewehre nicht und deshalb kann das VBS die STGW90er recyclieren. Ich erinnere mich gut an meine Ausmusterung und wie ich da als Einziger mit 2 Gewehren(57 privat, 90 ausgeliehen) dastand und mir von einem OLt anhören musste, was ich für eine grosse Verantwortung man mit Schusswaffen hat und das unsere Namen registriert seien. Wie wenn ich nicht wüsste, dass mein Name registriert ist….

  3. Hans Schmid sagt:

    GIARDINO hatte am 14.10.13 folgenden Text für eine parlamentarische Anfrage erarbeitet, mangels Interesse von Seiten der Politik aber beiseite gelegt:
    „In der Schweiz sind mit der Herstellung von Kleinwaffen im Wesentlichen folgende Firmen tätig:
    SAN Swiss Arms AG, Neuhausen
    KRISS Arms Gruppe (KRISS Systems SA und Sphinx Systems AG, Interlaken)
    B & T AG, Thun
    Die Herstellung von Gewehrläufen für das Sturmgewehr 90 der Schweizer Armee erfolgt auf hochspezialisierten Maschinen und erfordert qualifiziertes Wissen von Spezialisten. In der Schweiz steht zurzeit eine solche Maschine ausschliesslich noch bei der Firma SAN Swiss Arms AG in Neuhausen. SAN Swiss Arms AG betreut zudem den Unterhalt der Stgw 90 im Auftrage der Armasuisse.
    SAN Swiss Arms AG gehört zur Gruppe SIG SAUER und baut zurzeit das Know-how in der Schweiz ab. Die Produktion könnte zukünftig nach Deutschland und/oder in die USA verlagert werden. Damit ist keine Laufproduktion für das Sturmgewehr 90 in der Schweiz vorhanden.
    Wie gedenkt der Bundesrat den Unterhalt vorhandener und die Beschaffung neuer Kleinwaffen in normalen und in Zeiten erhöhter Spannungen sicher zu stellen?“
    Immerhin die Frage der Armeeleitung unterbreitet und folgende Antwort erhalten:
    Der CdA hat bestätigt, dass die Swissarms aufgibt und die Produktionen sämtliche ins Ausland gehen. Grund: Die Produktionsanzahl/Auflage sei einfach in der Schweiz wegen des massiven Bedarfsrückganges total eingebrochen und deshalb könne es nicht mehr rentieren. Ausserdem habe man noch ca 400’000 Stgw 90 „am Lager“. Künftige Waffen müssten deshalb bei ausländischen Produzenten gekauft werden.
    Hin und wieder bedauert GIARDINO, dass Dummheit nicht schmerzt!

  4. Hans Ulrich Suter sagt:

    Das ist eine SENSATIONELLE Antwort, weil effektiv bedeutet das, dass man sogar bei den Kleinwaffen in Zukunft auf die NATO angewiesen ist. Das ist v.a. lächerlich, weil ein Gewehr zu produzieren für die Schweiz möglich sein muss. Ich bin auch sicher, dass KRISS und Hämmerli entsprechende Aufträge ausführen könnten. Uebrigens ist das Stgw90 jetzt wirklich ein alter Hut, Patrone aus dem Vietnamkrieg (der Verlierer hatte diese…) die Konstruktionsidee ist eine langgestreckte Kalaschnikov, also STGW44(D) nicht sehr ooriginell, aber qualitativ gut hergestellt (also die die ich gesehen habe, die wären aus den ersten Produktionslosen)
    Damit man mich richtig versteht: Das Stgw90 ist wunderbar im Schützenstand, mab kann mit Kimme und Korn immer noch locker einen Kranz schiessen, man erfüllt auch mit 30Grad verkanntetem Gewehr immer noch die Bedingungen fürs Obligatorische, wer muss sich schon noch Sorgen machen, den Schuss „abzureissen“, alles ausprobiert…. aber eben: Im Krieg wäre es nett eine Patrone zu haben die wenigstens einen Motorblock, oder eine Glasscheibe durschlägt…..
    400 000 Stück! Horror! wenigstens blockiere ich eines davon (Aus der ersten Serie, ganz tiefe Nummer, hoffe ich kann das irgendwann aus der Armee rauskaufen). Es beudeutet aber auch, dass bis jetzt nur 50 000 ausgemustert, bzw. an Armeeangehörige abgegeben wurden.
    Das war gut an der Armee61, die ausgemusterten Soldaten haben ihr Gewehr mitgenommen und damit war man gezwungen neue Gewehre anzuschaffen. Von mir aus kann man die abgegegeben auch wieder einschmelzen. Die Antwort ist dann falsch, weil der Bedarf an Gewehren ist auch in der Armee 21 genau gleich gross wie bei der Armee 61, denn wir haben immer noch dieselbe Anzahl Dienstpflichtiger und es handelt sich um eine PERSOENLICHE WAFFE und nicht um Korpsmaterial.

  5. Hans Steffen sagt:

    Als Schütze schätze ich das Sturmgewehr 90: Leicht, wenig Rückschlag, Visierung erträglich. Allerdings frage ich mich: „Ist es auch eine Kriegswaffe, für Gebrauch im Regen, Schnee und Dreck? Und weiter: „Wie soll der komplexe Reinigungs-Prozess nach längerem Serienfeuer-Einsatz im Kampf durchgeführt werden?“
    Gibt es hierzuzlande überhaupt noch Waffenkonstrukteure?
    Eine neue, robuste Waffe wären doch erwünscht, oder?

  6. Hans Schmid sagt:

    Das was hier gesagt wird, mag alles seine Richtigkeit haben. Von Bedeutung ist aber, dass die rund 30-jährige Maschine bei der SAN Swiss Arms AG zur Herstellung von Gewehrläufen die letzte ihrer Art in der Schweiz ist. Meines Wissen sind lediglich zwei Mitarbeiter – so sie noch dort sind – in der Lage die Maschine zu bedienen.
    Ob in der Schweiz Armbrüste hergestellt werden entzieht sich meiner Kenntnis.

  7. Hans Ulrich Suter sagt:

    Die persönliche Waffe drückt wie kaum ein anderes Ausrüstungsteil die Vorstellungen aus, die man sich vom Krieg macht. Dass man die NATO-Munition verwendet und von Schussweiten kleienr 200m ausgeht sagt eben aus, dass man sich irgendwo im 2. WK bewegt, wo man tatsächlich gemerkt hat, dass das 98k nicht wirklich geeignet ist. Deshalb wurde ja das Stgw44 entwickelt, und wir haben die x-te Kopie davon. Deshalb sieht man auch wie Infanteristen in der RS den Häuserkampf üben. Mein Problem ist, dass ich eine ganz andere Vorstellung von Kriegsführung (v.a. mit übergewichten Sesselfurzern von einer Grossbank in der Einheit) habe. Nämlich „hit and run“, warum geht das auch mit unsportlichen? Es geht, weil man „rennen“ im Gegensatz zum Häuserkampf ohne psychologische Umpolung trainieren kann (kann man auch entwicklungsbiologisch begründen und niemand kann seine Biologie an Geschäftsmeeetings wegfressen), weil die die „Rennen“ die Gegend kennen und weil der potentielle Gegner seine Soldaten mit militärischem Müll, wie Schutzwesten, Nachtsichtgeräten, Funkgeräten, GPS Geräten und anderem vollpackt. Man braucht also eine Waffe, die leicht ist, weit schiesst und trotzdem am Ziel Wirkung hat (nicht nur auf Menschen, auf alles!) und die von Ungeübten bedient werden kann. Gerade die letzten 2 Punkte erfüllt das Stgw90 nicht. Eine persönliche Reminiszenz: Als auf das Stgw90 umgeschult wurde, hat man einem verblüfften Kan Suter erklärt, dass man das Gasrohr nicht Fetten müsse…. Der Kan Suter hat sich daran natürlich nicht wirklich gehalten und vertrat ziemlich laut die Ansicht von „Amateuren“ umgeben zu sein. In der Tat hatte ich immer die Ansicht es handle sich eigentlich um eine Sportwaffe, zu schade für Hinz&Kunz, und nicht um ein militärisches Teil. Ich habe „mein“ Stgw deshalb auch heiss geliebt und es sieht auch jetzt noch wie neu aus, liegt natürlich auch daran, dass damit nicht wie mit meiner RS Waffe über hundert Gewehrgranaten abgefeuert wurden.
    Man hat mir auch immer gesagt, dass das Ziehen des Laufes das technische Problem ist. Ich bin aber sicher, dass das mit den heutigen CNC Geräten (wenn man die Stahlzusammensetzung kennt, die kann man aber rausfinden) eigentlich
    nicht wirklich ein Problem ist und ob wirklich für alle Gewehre die Qualität des Laufes des STGW90 notwendig ist kann bezweifelt werden. CNC wurde etwa in den 80ern eingeführt, die Beschreibung Herrn Schmid deutet daraufhin, dass genau dieser Entwicklungsschritt verschlafen wurde, dann ist klar, dass man nicht mehr Produzieren kann. Ausserdem dürfte ein grösseres Kaliber auch mehr Toleranz in den Läufen ermöglichen. Bei CNC wäre auch der Vorgang programmiert und die Bedienung müsste danach auch für Angelernte möglich sein.
    Und ja, Armbrüste werden noch in der Schweiz hergestellt: z.B.:
    http://www.winzeler.ch
    http://www.scherrer-mechanik.com
    in der Reihgenfolge der Google Suche…. So jetzt versuche ich wieder eine Weile zu schweigen.

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