Ueli Maurer: Ohne Gripen gibt es keine 24-Stunden-Bereitschaft
Verteidigungsminister Ueli Maurer will die 24-Stunden-Einsatzbereitschaft bei der Luftwaffe nur einführen, wenn das Stimmvolk am 18. Mai Ja sagt zum Gripen. Von einer Gesamterneuerung der Kampfjetflotte im Fall eines Nein hält Maurer wenig.
Doch ausgerechnet Ihr eigenes Departement schrieb 2010 im Armeebericht: «Selbst mit den 33 F/A-18 sind die Mittel vorhanden, um den Luftpolizeidienst mit eigenen Kampfflugzeugen und aus eigenen Kräften sicherzustellen.» Im Klartext: Die Schweiz kann sich das Geld für neue Kampfjets sparen.
Sie haben das Wesen der Armee nicht verstanden. Der Luftpolizeidienst ist ein ziviler Auftrag, den die Luftwaffe im Auftrag des Bundesamtes für Zivilluftfahrt erfüllt. Wir machen das in der Luft, was die zivile Polizei am Boden macht. Das ist aber längst nicht alles: Die Armee ist auch für den Konfliktfall da. Dafür reichen die F/A-18 nicht aus. […]
Die 22 Flieger, die wir zusätzlich kaufen wollen, sind ein politischer Kompromiss. Die Armee plante ursprünglich mit 50 neuen Fliegern und ging dann auf 33 Stück zurück. Dann musste man nochmals sparen und reduzierte auf 22 – damit erreichen wir im Konfliktfall gerade mal eine minimale Einsatzfähigkeit. […]
Die 24-Stunden-Bereitschaft kostet 30 Millionen Franken mehr pro Jahr – das ist weniger als 1 Prozent des Armeebudgets von weit über 4 Milliarden.
Das ist ein Überlegungsfehler! Sie konnten mir noch nicht richtig folgen: Aktuell sind wir während 30 Stunden pro Woche einsatzbereit. Bei einer 24-Stunden-Einsatzbereitschaft wären es 168 Stunden – also fast sechs Mal so lange wie heute. Dazu brauchen wir viel mehr Piloten, deren Ausbildung sechs Jahre dauert, also bis 2020. Die entscheidende Frage lautet aber: Lohnt es sich, so viele Leute auszubilden, wenn man sie ab ungefähr 2025 bei der Ausmusterung der ersten F/A-18 bereits wieder aus dem Verkehr nehmen muss? […]
Als Verteidigungsminister beschäftigen Sie sich sicher mit dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Wie gefährlich ist die Situation?
Der Ost-West-Konflikt, den man nach dem Mauerfall als bereinigt betrachtete, schwelt weiter. Eine Prognose zu machen, ist schwierig.
Hätten Sie vor einem Jahr damit gerechnet?
Sicherheitspolitisch war es nie von der Hand zu weisen, dass diese Gefahr besteht. Die Armee denkt solche Szenarien ständig durch. Aber wir können nicht darüber sprechen, weil sie politisch unkorrekt sind.
Ganzes Interview auf aargauerzeitung.ch – vgl auch blick.ch – 20min.ch