Was sagt die Presse im Ausland über die Unsicherheits-Initiative?

Was sagt die Presse im Ausland über die Unsicherheits-Initiative?

Eine Schweiz ohne Wehrpflicht – für viele Eidgenossen eine unerhörte Vorstellung. Etliche gediente Schweizer verklären ihre Zeit in Uniform: Lagerfeuer, Kameradschaft, Abenteuer. Die Dienstpflicht gehört untrennbar zur Armee, die patriotisch gesinnte Männer und Frauen noch immer als Heiligtum verehren. Die Streitmacht, so lautet einer der helvetischen Mythen, habe selbst in den stürmischsten Zeiten der vergangenen 200 Jahre die Schweiz vor Angriffen geschützt. „Die Armee mit der Wehrpflicht wird als ein Zwillingsbruder der Schweizer Neutralität gesehen“, erläutert der Genfer Soziologe Jean Ziegler. „Armee und Wehrpflicht anzutasten heißt für viele, die Neutralität anzugreifen.“
Quelle: sz-online.de
“Die “Verankerung der Armee in den helvetischen Volksseelen” sei schon mal tiefer gewesen, sagt auch Georg Kohler, Professor für politische Philosophie an der Universität Zürich. In der mehrsprachigen Schweiz sei sie aber immer noch ein verbindendes Element und Symbol für eine erfolgreiche Vergangenheit. Sie stehe zudem für seit Jahrhunderten kultivierte Traditionen: das Milizprinzip und das Konzept der “bewaffneten Neutralität”. Letztere wirke zwar ein wenig skurril, wenn man nur noch “von Freunden umzingelt” sei. Eine Selbsttäuschung sei sie schon während des Kalten Krieges gewesen, sagt Kohler.”
Quelle: welt.de
“In der Tat herrscht zwar in der Schweiz eine allgemeine Wehrpflicht, doch die Schweizer Armee hat gar keine Verwendung für alle diensttauglichen Männer. Nur rund 60 Prozent jedes Jahrgangs bestehen die Musterung und werden als diensttauglich eingeteilt; von diesen wiederum leistet nur ein Drittel den vollen Militärdienst bis zum Ende. Die anderen leisten Zivilschutz oder Zivildienst. Und ein großer Teil lässt sich von einem Arzt Dienstuntauglichkeit bescheinigen. Angesichts der heutigen Bedrohungslage seien nicht mehr große Truppenverbände gefragt, sondern spezialisierte Einheiten, sagt der Militärexperte Bruno Lezzi: “Wir sind heute nicht mehr im Kalten Krieg. Der Verteidigungsauftrag müsste modernisiert und weiter gefasst werden”, so Lezzi im Radio. Mit verstärkter internationaler Kooperation könne die Schweiz mehr Sicherheit gewinnen als mit dem Festhalten an einer großen Verteidigungsarmee.”
Quelle: derstandard.at
 

 

Kommentare: 10

  1. Hans Ulrich Suter sagt:

    Was mich an diesen Aussagen fast zum Verzweifeln bringt, oder eigentlich zu Lachkrämpfen anstacheln sollte sind die militärischen Beurteilungen der Herren Kohler und Lezzi die schräger und falscher nicht sein könnten. Während des kalten Krieges hätten wir spezialisierte Einheiten gebraucht, eine Totalverteidigung war wegen der russischen Atombombe eigentlich nicht möglich. Jedoch ist bei der heutigen Bedrohungslage: “Möglicher europäischer Bürgerkrieg”, “Terroristen” gerade eine grosse und flexibel mobilisierbare Armee nützlich, also gerade andersrum. Und um es noch einmal zu sagen wir sind nicht von Freunden umzingelt (Helmut Kohl war unser Freund), sondern wir haben es mit hochgradig instabilen Nachbarn zu tun, die zwar im Moment friedlich, heute könnte aber der General Custer-Steinbrück gewählt werden, der uns mit Kavallerie angreifen will, deren Zukunftsaussichten aber langfristig nicht gut sind. Natürlich kann sich auch alles zum Guten wenden, aber die Armee ist eben für den Fall da, in dem das nicht passiert.

    • Anita R. Nideröst sagt:

      Wie Herrn Suter ging es mir bei der Lektüre auch. Wieder einmal schwätzen uns Leute rein, die von nichts eine Ahnung haben. Links gedreht sind sie alle. Aus Freunden können sehr schnell Feinde werden, falls sich einer auf den Slips getreten fühlt. Ich bin überzeugt, dass das Schweizer Stimmvolk es auch dieses Mal richtig macht.

    • Guido Pescio sagt:

      Da wäre noch zu präzisieren, dass General Custer von den “Indianern” ziemlich fest auf die Kappe gekriegt hat, sofern mich meine bescheidenen historischen Kenntnisse nicht im Stich lassen…
      Wie sich unsere Nachbarnstaaten bis jetzt uns gegenüber freundschaftlich verhalten haben, beweist die jüngste Vergangenheit. Wie sagt man: Neid ist die höchste Form der Anerkennung.

    • Hans Ulrich Suter sagt:

      So ist es. Ich gehe davon aus, dass er dieses Debakel verursacht hat, weil er ohne Artillerie, bzw. ohne Reserveeinheit (Staffelung) vorgeprescht ist. Es hat wohl einen Grund warum er sehr schlecht war an West Point. Das geht aber wahrscheinlich über die Diskussion hinaus und Custer ist eben als Kavallerie-General sehr bekannt, weshalb ich ihn hier erwähnt habe. Andere (besser qualifizierte US-Kavallarie Generäle) wären z.B., “Stonewall” Jackson (CSA), oder nicht zu vergessen Patton! Aber ein interessantes Thema.

  2. Beda Düggelin sagt:

    Ob man bei 100´000 Mann oder Frau noch von einer grossen Verteidigungsarmee sprechen kann? Diese Frage erübrigt sich. Tatsache ist, dass diese “Grösse” das absolute Minimum einer noch halbwegs glaubwürdigen Armee darstellt. Die Vergleiche mit dem Ausland sind absolut läppisch und töricht. Nur weil unseren Nachbarländern das Geld ausgeht, heisst dies noch lange nicht, dass weit und breit keine Bedrohungsszenarien mehr vorhanden sind. Auch die Meinung von Prof. Georg Kohler ist reichlich arrogant, von Selbsttäuschung während des kalten Krieges zu sprechen. Solche Worte sind für einen Professor unpassend und zeugen von wenig Weitblick!

  3. Gotthard Frick sagt:

    22.09.2013 Die heutige Generation kennt nur schönes europapolitisches Wetter. Deshalb kennt sie die Gesetze der politischen und wirtschaftlichen Metereologie nicht mehr. Sie nimmt an, es werde ewig und gottgegeben so weitergehen wie bisher und meint, wie es sogar ein Bundesparlamentarier ausdrückte, wir seien “von einem Speckgürtel von Freunden umgeben.” (Zur Erinnerung an ein echtes metereolgisches Ereignis. 20’000 Australier hatten ihre Häuser in einer Gegend um Brisbane gebaut, wo doch auf alle Ewigkeiten schönes Wetter gottgegeben war. Da kam vor ca. 3 Jahren der sintflugartige Regen, dann die Flut und die 20’000 Häuser wurden weggespült).
    Ich will hier aber Staatsmänner zitieren:
    Am 1. März 1848 meinte der bedeutende britische Premierminister, Lord Palmerstone, vor dem Unterhaus:
    “We have no eternal allies, and we have no perpetual enemies. Our Interests are eternal and perpetual and those interests is our duty to follow”. (Übersetzt vom Verf: “Wir haben keine ewigen Freunde und wir haben keine immerwährende Feinde. Unsere Interessen sind ewig und immerwährend und diese Interessen zu verfolgen ist unsere Pflicht”).
    General de Gaulle formulierte das 1940, zu Beginn seines Englandaufenthaltes, noch prägnanter auf Englisch: “France has no friends, only interests”. (“Frankreich hat keine Freunde, nur Interessen”).
    Wer weiss heute noch, dass der sehr unbequeme de Gaulle, wie alle Indizien zeigen, von seinen alliierten “Freunden” durch einen Sabotageakt umgebracht werden sollte, da er ihren Interessen im Wege stand? Am 21.4.1943, beim Abflug zur Inspektion der freien französischen Flotte mit einem britischen Bomber fiel der Schwanz des Flugzeuges ab – auf Grund von Sabotage, wie die Untersuchung ergab, die aber ohne Täter zu nennen, ergebnislos eingestellt wurde. De Gaulle war überzeugt, die Alliierten hätten ihn los werden wollen. Von da an misstraute er den allierten “Freunden” noch mehr. (Quelle: Wikiquote.org/wiki/Charles_de_Gaulle).
    Das gilt für alle Staaten, auch für die Schweiz, die das ja sehr deutlich in den jüngsten und gegenwärtigen wirtschaftlichen Auseinandersetzungen mit den USA, Deutschland u.a. erleben darf. Wird man von echten Freunden erpresst, wird von ihnen mit der Kavallerie gedroht, wird von ihnen öffentlich bedauert, dass man heute Probleme mit der Schweiz nicht mehr militärisch lösen könne?
    Wann wachen Bundesrat, die Politiker, aber auch unser Volk auf?

  4. Willy Stucky sagt:

    Interessanterweise hat ausgerechnet der einst wenig geachtete Genfer Professor und erzlinke Haudegen Jean Ziegler die beste Antwort gegeben. Tatsächlich ist unbewaffnete Neutralität ein Widerspruch in sich selbst, was 70% der Bevölkerung zumindest ahnt.
    Ich habe auf dieser Plattform schon einmal darauf hingewiesen, dass es einen grossen Unterschied gibt zwischen Intelligenz und Verstand. Verstand ist eine viel umfassendere (gute) Eigenschaft als Intelligenz, die für eine professorale Karriere durchaus genügt. Übrigens ist diese Sache sehr banal, genügt es doch zur Kenntnis zu nehmen, dass Verbrecher hochintelligent sein können, und zwar nicht nur hinsichtlich ihres messbaren Intelligenzquotienten (IQ), sondern sogar bezüglich ihrer sozialen Kompetenz (EQ). Niemand würde aber auf die Schnapsidee kommen, dass Verbrecher ausserordentlich verständige Menschen seien.
    In jeder Armeevorlage geht es in erster Linie um die typisch schweizerische (und völkerrechtlich verankerte) Neutralität, welche nur durch eine schweizerische Armee verteidigt werden kann – eine Frage der Logik!

  5. Begriffe wie “Eidgenossen, unerhörte Vorstellung, gediente Schweizer, verklären, Lagerfeuer, Kameradschaft, Abenteuer. Heiligtum verehren, Streitmacht, helvetische Mythen, stürmischsten Zeiten” sind geeignet zur linguistischen Programmierung. Es fehlt nur noch “Alter Zopf” zur Vollständigkeit. Diesen Zeitungsschreibern geht es darum, die Leute zu manipulieren und zu verunsichern, indem sie diese unterschwellig als rückständig bzw. altmodisch darstellen.
    Wenn wir nicht wollen, dass die Schweiz zum Mythos verkommt, müssen wir dafür sorgen, dass unser Wehrwille nicht zum Mythos verkommt.
    Die von Bruno Lezzi, Obst a.D. (*1945) verlangte verstärkte “internationale Zusammenarbeit” bringt die Schweiz zunehmend unters Joch von Herren ferner Länder und arbeitet einem von der Mehrheit des Bundesrates gewollten NATO-Beitritt in die Hände.
    Die vom Bundesrat durch das Hintertürchen eingeführte Zusammenarbeit mit der NATO (mit humanitär und zivil belegte Teilnahme der Schweizerischen Armee an Friedensoperationen im Ausland) muss rückgebaut werden. NATO-Organisationen, welche einen schleichenden Beitritt zur NATO darstellen, müssen verlassen werden.
    Die gebetsmühlenartig vorgebrachte “fehlende Bedrohung” leistet dem Abbau der Armee Vorschub. Wer sich darauf verlässt, dass sich die Bedrohungslage nicht ändert, sei daran erinnert, dass sich diese bereits geändert hat. Am meisten zerstückelter “Machtblock” ist gegenwärtig die staatensammelwütige EU. Diese verkommt mehr und mehr zur Pufferzone.
    Bis jetzt war es noch immer so, dass die Schweizer Armee – und viele andere Armeen auch – am Vorabend einer grösseren Auseinandersetzung nicht fähig war, sich zu verteidigen. Dies hat die Bevölkerung und eine Mehrheit ihrer Politiker vergessen.
    Das Resultat der sich seit den achziger Jahren rasant ablösenden “Armeereformen” ist eine Armee, welche nicht einmal mehr in der Lage ist, innert nützlicher Frist zu mobilisieren.
    Der Mut zur Kursänderung muss in der Bevölkerung aufgebaut werden. Wenn wir wirklich souverän bleiben wollen, kriechen wir nicht unter den Flügel der NATO. Wir brauchen wir eine Milizarmee, welche diesen Namen auch verdient. Diese muss stark und unabhängig sein.

  6. Christophe Buehler sagt:

    Zu meiner Militaerzeit als kleiner Unteroffizier hiess es: Die Schweiz hat keine Armee, sie ist eine Armee.
    Die Abstimmung hat gezeigt, dass zum Glueck noch die Mehrheit der Schweiz hinter der Armee steht.
    Wenn naechtes Jahr bei der kommenden Abstimmung auch der Grippen so gut beim Volk ankommt, muesste unbedingt die Armee wieder vergroessert werden!
    Es ist an der Zeit sich wieder auf bewaehrte Werte zu besinnen. Mit einem obligatorischen Zivil oder Militaerdienst fuer alle inklusive Frauen und vielleicht sogar fuer Niedergelassene, wuerde der Milizgrdanke in der Schweiz auch wieder fuer Generationen gestaerkt. Professoren oder Linksintellektuelle, sind bei der gegenwaertigen Entwicklung im ihrem selbstgeschaffenen geistgen Hintertreffen zu belassen.

  7. Walter G u l e r sagt:

    Herr Hans Ulrich Suter,
    was ist mit Patton passiert? Er wurde «verunfallt» weil er mit dem Rache-General Eisenhower nicht einverstanden war. Das scheint das US-Kriegsgesetz zu sein. Ja keiner «Hilfe» von jener Seite vertrauen oder erwarten. General de Gaulle (Gotthard Frick’s Bemerkung) lässt grüssen!

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