Wehrpflichtig oder wehrlos in die Zukunft?
Die historische ‚Leistung‘ der linken Friedenskonzepte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Während die meisten europäischen Sozialdemokraten die Schweiz um ihr Milizheer beneideten, das lediglich zu legitimen Verteidigungskriegen in der Lage war (und ist!), forderten viele schweizerische Sozialdemokraten und Pazifisten die vollständige Abschaffung unserer Landesverteidigung. Gleichzeitig gestanden dieselben Sozialdemokraten öffentlich ein, dass unter ihrer Regiede anstelle der Landesverteidigung eine ihnen ergebene bewaffnete Macht die Durchsetzung der sozialistischen Ordnung im Land garantieren würde… In den Augusttagen 1914 (Kriegsausbruch) trugen dann die Sozialdemokraten in der Bundesversammlung die Massnahmen&Kredite für die Landesverteidigung mit. Doch kaum schweigten die Waffen wieder, kehrten sie zu ihrer alten weltfremden Haltung zurück und forderten die Abschaffung der Landesverteidigung. Erst die unübersehbare Gefahr, die von Hitlerdeutschland ausging, führte dazu, dass die Schweizer Sozialdemokraten in den 1930er Jahren bereits einige Jahre vor Kriegsausbruch mit den ‚bürgerlichen Landsleuten‘ die Reihen gegen die braune Bedrohung schloss.
Wie heutige Politiker unsere bewährte Sicherheits- und Friedenspolitik hintertreiben und ihre Vorhaben verbal sogar als ‚typisch schweizerisch‘ tarnen
Seit jeher träumt die politische Elite Europas von einem ‚geeinten Europa‘, das mit China, Indien, Russland, Amerika etc. ‚auf Augenhöhe‘ stehen würde. Dabei kann heute kaum noch ein Mitglied der EU für seine eigenen Bürger aufkommen. Ein Verbund aus vielen Schwachen schafft noch kein starkes Ganzes… Anders als die Schweiz nach Marignano kann sich EU-Europa nicht mit seiner schwindenden Bedeutung abfinden. Während Krieg zwischen europäischen Staaten unwahrscheinlich bleibt, ist der soziale Frieden auf dem Kontinent zunehmend in Gefahr. Kriegsgefahr kann auch ‚von unten‘ erwachsen!
Die Schweizerische Staatsordnung (und ihre Landesverteidigung als Teil davon) könnte einmal mehr in unsicheren Zeiten im Herzen Europas einen sicheren/stabilen Hort schaffen. Auch deshalb ist ‚Swissness‘ im Trend – aber Achtung liebe Stimmbürger! Nicht überall wo ‚Schweiz‘ draufsteht, ist auch ‚Schweiz‘ drinn. Dies gilt besonders für die Abstimmung über die Wehrpflicht:
Im Wissen darum, dass ’schweizerisch‘ besetzte Begriffe wie ‚Miliz‘ in der Bevölkerung weiterhin populär und Mehrheitsfähig sind, wird offiziell nur die Abschaffung der (nicht typisch-schweizerischen und nach ‚Zwang‘ riechenden) ‚Wehrpflicht‘ eingefordert. Gleichzeitig wird die Schaffung einer (scheinbar schweizerischen) ‚freiwilligen Miliz‘ versprochen. (Dieselbe Logik steckt übrigens hinter dem Ausdruck ‚Aktive Neutralität‘) Man suggeriert dem Stimmvolk, dass die Schweiz weiterhin nach ihren historisch bewährten Erfolgskonzepten geführt wird, dabei wird mit Hilfe solcher Wortverdrehungen eine völlig gegenteilige Politik verfolgt die, wenn man sie bei ihrem wahren Namen nennen würde, vom Souverän keinen Tag lang geduldet werden würde.
Die Abstimmung über die Wehrpflicht ist damit zugleich eine Abstimmung darüber, was für einer Armee wir in diesen Jahren der inneren Destabilisierung Europas die Sicherheit unseres Landes anvertrauen wollen. Der Stimmbürger ist gut beraten, jenen ein NEIN in die Urne zu legen, die ihn mit Wortverdrehungen (‚freiwillige‘ Miliz) dazu verleiten wollen, unser Land auf Gedeih und Verderb den schlechtem Vorbild seiner Nachbarn anzugleichen. Jede Armee ohne Wehrpflicht ist eine reine Freiwilligenarmee! Freiheit ist kein Naturzustand, sondern eine Errungenschaft derer, die selber für ihre Freiheit einstehen.
Literatur:
- Nationalrat Otto Hunziker: Braucht die Schweiz noch eine militärische Landesverteidigung? In: Schriften der freisinnig-demokratischen Partei der Schweiz, Nr. 20, Rorschach 1930. Sonderdruck aus „Politische Rundschau“, Heft 6, 1930.
- Wolfram Wette: Militarismus und Pazifismus – Auseinandersetzung mit den deutschen Kriegen, Bremen 1991.