Wie viel Armee darf es sein?

Wie viel Armee darf es sein?

[…] Der aktuelle vorschriftsgemässe Bestand der Armee beläuft sich auf knapp über 190’000 Mann. Was macht man mit den Tausenden von Soldaten und Rekruten, die jedes Jahr überzählig werden? Wird man sie freundlich wieder nach Hause schicken, nachdem man die Spreu vom Weizen getrennt hat, und somit einmal mehr das Gleichbehandlungsprinzip im Rahmen der Wehrpflicht mit Füssen treten? Wird man die Anzahl der Wiederholungskurse reduzieren und so die Kosten für die militärische Ausbildung unverhältnismässig werden lassen im Vergleich zu ihrem dauerhaften Nutzen? Wird es ein Losverfahren geben?
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Kommentare: 7

  1. Pescio Guido sagt:

    Ich lach mich tot. Dieser Pierre Maudet soll FDP sein?
    Sein Kommentar ist völlige Traum-Trance rot-grüner Couleur!
    Seiner langen Rede kurzer Sinn: Er möchte schlussendlich gar keine Armee.
    Hoffentlich kommt er nicht über kurz oder lang wieder auf die Welt, die real existierende…
    Wer den Frieden will, bereite den Krieg vor. Dieser Satz gilt auch in seiner Umkehrung! Leider!

  2. Aida H. sagt:

    Es ist doch so, dass die Journalisten immer Falschmeldungen verbreiten:…..Bundesrat….Parlament will auf 90’000 aufstocken, etc.etc. Dass es sich aber nicht um eine Aufstockung, sondern um eine Herabsetzung von 220’000 auf 80’000 handelt, das wird schlicht und gern und extra falsch kommuniziert, im übrigen auch von Wermuth, Alemann und Co., da die Oeffentlichkeit im Prinzip keine Ahnung mehr hat, wieviele Soldaten wir eigentlich haben.

  3. Fritz Kälin sagt:

    Die Reduktion der Grösse, des Technologieniveaus und die Demontage der über Generationen aufgebauten Verteidigungseinrichtungen unseres Landes passt ins Kalkül der stillen Politiker-Mehrheit, die unseren Selbstbehauptungswillen dadurch zu zerbröseln trachtet, indem sie uns schlicht die Mittel zur Selbstbehauptung wegnimmt. Wie hat der Chronist Johannes von Winterthur (gestorben 1348) damals die Anfänge dieser Selbstbehauptung analysiert:
    »Im Vertrauen auf den Schutz durch ihre Berge und ihre festen Verteidigungsanlagen kündigten sie dem Herzog Leopold den Gehorsam auf, verzichteten auf die Zahlung von Abgaben und die Leistung der üblichen Dienste. Stattdessen bereiteten sie sich darauf vor, Widerstand zu leisten.«*
    Es geht hier nicht um die Heroisierung unserer Geschichte oder darum, Akteuren des 14.Jhr. ein nationales Selbstverständnis aus dem 19./20.Jhr. anzudichten. Relevant und zeitlos ist an dieser Passage, dass es nur die Wahl gibt, ob man für seine eigene Verteidigung oder für die Waffen einer fremden (‘Schutz-‘)Macht aufkommt. Zahlen muss man für Sicherheit ohnehin. Die Frage ist nur, wem diese Mittel anvertraut werden…
    Im Grunde betreibt unsere Regierung schon lange eine Mittelumschichtung. Immer weniger Geld für die eigene Armee, dafür immer mehr Geld für diverse internationale Organisationen (EU-Ostmilliarde ist nur ein Beispiel von vielen). Von den wenigen Truppen, die uns verbleiben, soll zudem ein immer grösserer Teil für Einsätze im Ausland bereitgemacht werden.
    *Die Chronik Johanns von Winterthur, hg. Von Friedrich Baethgen, Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum, Nova series 3, Berlin 1924, hier S. 78. Gelesen bei Kortüm, Hans-Henning, Kriege und Krieger 500-1500, Stuttgart (?) 2010, S. 146.

  4. Fritz Kälin sagt:

    Einige weitere Gedanken zur (personellen) Armeegrösse unter der These: ‘die Truppenstärke sollte in einer Milizarmee das letzte, nicht das erste Sparpotential darstellen’. Momentan dominiert die Flugzeugfrage. Da wir uns in der nahenden Abstimmung zur Wehrpflicht wieder vermehrt mit der Mär der ‘zu grossen Armee’ konfrontiert sehen werde, hoffe ich auf aktive Lektüre meiner nachfolgenden Gedanken:
    Stellen wir die beiden konzeptionellen Extreme, die Berufsarmee (A) und die Milizarmee (B), einander gegenüber: Sie sind von gegensätzlichen Prinzipien geprägt.
    A hat eine minimale Gesamttruppenstärke, dafür maximale ad-hoc Stärke/ maximale (rein militärische) Ausbildungszeit und höchstmögliches Ausrüstungsniveau; Plus eine maximale Isolation von der zu beschützenden Zivilgesellschaft.
    B hat dagegen eine maximale Gesamttruppenstärke, auf Kosten aller übrigen Parameter.
    Nun geht es hier nicht darum, sich für eine billige 2nd hand-Schrottausrüstung der Milizarmee einzusetzen. Es geht darum, dass die Milizarmee ihre Stärke primär aus der Zahl ihrer Leute zieht.
    Die professionalisierten westlichen Armeen wirken effizient, weil sie mit minimalen Verlusten maximal austeilen könn(t)en. In Wahrheit machen sie aber nur aus der Not eine Tugend, weil sie gar nicht mehr in der Lage sind, substantielle Verluste einzustecken. Die Fähigkeit, Verluste verschmerzen bzw. innert nützlicher Frist ersetzen zu können, ist ein gern verdrängter Aspekt militärischen Kampfwertes. Niemand ist gerne auf dem ‘receiving end’.
    Wer lieber austeilt, als einzustecken, muss aber die bessere Doktrin/Bewaffnung/Ausbildung als die Gegenseite haben. Dazu muss aber die Gegenseite und ihre Möglichkeiten bekannt sein. Bekanntlich fehlt eine akkute Bedrohung für die Schweiz (und viele potentiellen Bedrohungen blenden die Verantwortlichen aus). Ergo: es ist derzeit schwieriger denn je, die ‘richtige’ Ausrüstung für die Armee der Zukunft zu bestimmen. Eine teure, aber für die tatsächliche Bedrohung falsch ausgerüstete Armee ist letztlich nicht mehr wert als eine ‘unzureichend’ ausgerüstete Armee.
    Womit ich zur eigentlichen These komme: der sicherste militärische Wert der Schweiz liegt im möglichst zahlreich vorhandenen Milizsoldaten (und Reservisten) mit abgeschlossener militärischer Grundausbildung. Für die vielen Bedrohungsszenarien unterhalb der Kriegsschwelle reicht sein militärischer pro-Kopf-Kampfwert aus. Wichtiger sind rasche Verfügbarkeit und Durchhaltefähigkeit. Sollte sich unglücklicherweise wieder eine konkrete konventionelle Bedrohung abzeichnen, ist er intelligent genug, um auf neue Waffensysteme eingeschult zu werden. Sollten diese nicht rechtzeitig beschafft werden, ist er immer noch zu mehr als der ‘Faust im Sack’ in der Lage…
    Deshalb komme ich zur These: angesichts einer unklaren Bedrohungs- und desolaten Finanzlage soll im Zweifelsfall lieber in (mehr) Soldaten als in potentiell unnütze Waffensysteme investiert werden. Man kann aufgrund der oben skizzierten Prinzipien von einer Milizarmee in RUHIGEN ZEITEN ein eher bescheidenes Technologieniveau, weniger Diensttage etc. fordern (was auch wacker getan wird), aber nicht, dass sie im ERNSTFALL mit möglichst wenigen Leuten auskommen soll.
    Zum Schluss sei noch die grosse Gemeinsamkeit von Berufs- und Milizarmee betont: Abhängigkeit von einer eingespielten Logistik. Smartbombs und Gewehrpatronen sind beide gleich nutzlos, sobald man ausgeschossen ist. Insofern ist das nicht mehr-ausrüsten-können zahlreicher Bataillone fast gleich schlimm wie die Personalreduktionen.
    Auf Rückmeldungen bin ich gespannt.

  5. Hans Ulrich Suter sagt:

    @Kälin. Ich denke Sie müssen zusätzlich noch folgendes Bedenken was auch immer wieder aus der Diskussion ausgeblendet wird: Wenn eine bestimmte Verteidigungsmöglichkeit besteht, so wird der Gegner das nicht provozieren sondern einen anderen Weg suchen. Ich mache ein “reales” Beispiel. Die NATO hatte in den 80ern die absolute (und das wurde ausgetestet im Libanon) Luftüberlegenheit. Daher war es damals nicht möglich mit einer Panzerarmee Europa anzugreifen (daher kommt ja auch die Mär vom unmöglichen Panzerkrieg in Europa). Wenn nun diese Luftüberlegenheit wegfällt (weil zu teuer und/oder die Drohnen lieber ungedeckte Terroristen erschiessen) werden Panzerkriege wieder wahrscheinlicher, zum Glück scheint man im Osten jetzt andere Probleme zu haben, und oder die A10 sind noch nicht alle weg. Sie können also nicht von unnützen Waffensystemen sprechen, sondern höchstens von nicht brauchbaren, wenn der potentielle Gegener diese spezielle System ausschalten oder sonst überwinden kann. Dazu muss der Gegener und seine Möglichkeiten bekannt sein, und wenn man ihn nicht kennt, muss man halt alles Mögliche vorbereiten. Wenn man also etwas in einer Verteidigungsarmee beschafft und anwenden kann, so wird dessen Einsatz unwahrscheinlicher in einem Zukünftigen Krieg. Daher kann man prinzipiell nicht die Armee abschaffen, weil es keinen Krieg mehr gibt, sondern man muss die Armee abschaffen, wenn man einen Krieg will! Wollen Sie eine Krieg habe ich schon mal einen GSOA Aktivisten gefragt, aber ich glaube nicht dass es was genutzt hat… Für die Schweiz gibt es auf Grund der Rahmenbedingungen gewisse Zwänge, gegen was und womit wir uns verteidigen können und gegen was nicht. Zum Beispiel kann kein Training der Welt eine Gruppe von bewegungsbehinderten Bankangestellten in NAVY-Seals verwandeln, die Schweiz muss also mehrheitlich auf Technik (zum Beispiel Kanonen in Bunkern….) setzen. Ganz Einverstanden bin ich mit den Kostenüberlegungen: Ein Milizsoldat ist im Frieden sehr viel billiger und im Kriegsfall idR vergleichbar gut wie professionelle Soldaten. Im Ernstfall müssen ja auch nicht alle eingesetzt werden sondern nur die dazu benötigten Soldaten, aber je mehr man hat umso eher wird man den geeigneten Mann (oder Frau) für eine spezielle Aufgabe finden. Die Challenge hier ist wirklich die Leute geeignet einzusetzen, also zum Beispiel keine Schreiner als AC-Offiziere die von promovierten Chemikern die als Fahrer dienen herumgekarrt werden und ähnliche Scherze die sich die Armee 61 früher erlaubt hat.

  6. Fritz Kälin sagt:

    Mein Punkt bleibt meines erachtens aber bestehen: viele Leute im VBS meinen, sie könnten Geld für Ausrüstung und Material freimachen, indem sie die Anzahl AdAs runterschrauben.
    Herr Suter, es gibt auf absehbare Zeit eben kein Geld, um sich “für alles mögliche” vorbereiten zu können. Darum plädiere ich – gerade im Vorfeld der nächsten Abstimmung – dafür, die verbliebenen Mittel primär in unser vielseitigstes Sicherheitselement zu investieren: den bzw. möglichst viele Milizsoldaten.
    Zur Zeit können sie aus Geld- und Waffenmangel unser Land eh nicht so “verteidigen”, wie es in den Doktrinen immer noch angedacht ist. Aber sie können unsere Bevölkerung immer noch “schützen”. Wenn wir die Abstimmung gewinnen wollen, müssen wir den Leuten klar machen (die Medien werden es nicht!), dass die Wehrpflicht die Armee wenigstens für die “wahrscheinlicheren” Szenarien einsatzfähig macht. Dass ihre Söhne, Brüder und Arbeitnehmer in diesen 300 Diensttagen genug lernen, um für die wahrscheinlicheren Szenarien weiterhin gewappnet zu sein. Es dürfen einfach nicht noch weniger Soldaten werden.
    Es geht beim Erhalt der Wehrpflicht nicht um ‘mehr Geld für die Armee’, mechanisierte Vorstösse aus der Tiefe des Raumes oder Bunker und Pzabwehrmittel, die unwiderbringlich verschrottet sind. Es geht darum, ob wir weiterhin für uns selbst einstehen wollen, egal ob es uns jährlich 3, 5 oder 10 Milliarden kostet.
    Wenn diese Abstimmung verloren geht, schlittert die Schweiz zwangsläufig in ein Bündnissystem hinein, in welchem sie die nächsten Kriege garantiert nicht mehr wie früher verpassen kann.

  7. Hans Ulrich Suter sagt:

    Es gibt auf absehbare Zeit kein Geld, weil es in Bern nicht freigemacht wird. Selbstverständlich ist bei dem extrem hohen Mehrwertssteuersatz mehr als genug Geld vorhanden um so ziemlich jeden einigermassen vernünftigen Wunsch und viele unvernünftige Wünsche zu erfüllen. Natürlich gibt es auch in der Armee Sparmöglichkeiten, so muss man sicherlich nicht 300 Diensttage von den Soldaten verlangen, die Hälfte dürfte genügen. Beim Bund und beim Steuerzahler muss sich das Wissen wieder festsetzen, dass der Bund für die Verteidigung zuständig ist und die anderen wichtigen Staatsaufgaben wie Infrastruktur und Bildung in aller Regel Sache der Kantone ist die über diese finanziert wird.
    Ihr und auch der Denkfehler in Bern besteht darin zu glauben, dass der Milizsoldat kostet. Ein Milizsoldat kostet aber fast nichts (ausser das Gewehr, das aber sofort abschreibbar ist, wenn ein Soldat weiteres Material hat, wie das Poschtiwägelchen, so ist das jetzt nicht wirklich ein Problem und die herumgereichte Zahl von 5000 Franken pro Soldat ist absurd.). Kostenfaktoren sind die Infrastruktur (diese kostet bei Null und 2 Millionen Soldaten gleich viel) das sind die sog. Fixkosten, und die Anzahl Diensttage als variable Kosten. Diese wurden, offensichtlich wegen kompletter Unfähigkeit, bei der Armee 21 nicht reduziert, obwohl die Dienstdauer reduziert wurde. Dümmer ging es wirklich nicht. Um jetzt trotzdem die Kosten runterzuholen, versucht man die Infrastruktur zu zerstören, womit man gleichzeitig die Armee auflöst, was ja Giardino zu zeigen versucht. Doktrinen oder wie man auf deutsch sagt, Kriegstheorien, sind da eigentlich nebensächlich, sie haben natürlich einen Einfluss auf die Art der Infrastruktur (welche Flugis, z.B.) die Ausbildung und damit sehr indirekt auf die Anzahl der Diensttage. Das sind dann die Fragen, die man den Fachleuten getrost überlassen darf, auch wenn schon die quasitransparenten Flugzeugbeschaffungen jedem Steuerzahler Albträume bereiten sollten. Wie sollen Leute eine technische Abklärung machen, die buchstäblich die ersten Stunde des Rechnungswesens nicht nachvollziehen können?

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