NZZ: Die Wehrpflicht abschaffen?

NZZ: Die Wehrpflicht abschaffen?

Ihr Ziel – eine Schweiz ohne Armee – hat die GSoA auf dem direktdemokratischen Fechtboden schon zweimal verfehlt. Doch die pazifistische Gruppierung lässt nicht locker. 2012 reichte sie die Volksinitiative «Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht» ein. Die Schweiz solle Abschied nehmen von der militärischen Dienstpflicht. Eine markant verkleinerte Miliztruppe, der Männer und Frauen freiwillig – und gegen Bezahlung – beitreten können, genüge vollkommen. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee argumentiert, viele Männer würden so endlich vom Zwang befreit, eine Uniform anzuziehen oder eine militärische Ersatzabgabe zu leisten.
Beitrag der NZZ mit einem Text von Joe Lang (Pro) und Corinna Eichenberger (Contra)

 

Kommentare: 5

  1. Fritz Kälin sagt:

    Die GSoA glaubt, nach der Entwaffnung hunderttausender Arbeiter, Studenten, Selbständiger, Familienväter, Unternehmer, Ärzte etc. könne unser Land es zu mehr bringen, als es bisher im Schutze seiner eigenen Bürger in Uniform erreicht hat. Deshalb ist “pazifistisch” für die GSoA eigentlich ein unangebracht schmeichelhafter Ausdruck, weil er suggeriert, dass sie sich konsequent für Frieden einsetzt. Stattdessen ist sie lediglich pur und stur antimilitaristisch. Von allen Armeen der Welt will sie ausgerechnet diejenige der Schweiz abschaffen. Würde die GSoA ihr Ziel erreichen, dieses demokratisch kontrollierte, im Volk verankerte staatliche Gewaltmonopol ‘abzuschaffen’, wären die Unabhängigkeit der Schweiz gegen Aussen, der Frieden im Innern und damit die Sicherheit jedes einzelnen Einwohners unseres Landes auf Höchste gefährdet. Plötzlich könnten kriminelle und/oder politische Gruppierungen mit einer relativ bescheidenen Bewaffnung ihre Eigeninteressen problemlos gewaltsam durchsetzen. Bestenfalls würden daraufhin fremde Mächte ihre Polizisten, Soldaten und Geheimdienste in unser Land schicken, um es zu “stabilisieren” und um die “Durchführung fairer und freier Wahlen” zu garantieren.
    Ironischerweise macht gerade die GSoA mit ihren armeefeindlichen Initiativen den Spin Doctors und den eigentlichen Armeegegnern in Bern das Leben schwer, die uns schon lange subtil einreden wollen, wir Schweizer wüssten nicht mehr, wozu wir eine eigene Armee haben. Doch mit jeder GSoA-Abstimmung erhält die Schweizer Milizarmee und all das, wofür sie steht, einen weiteren Vertrauensbeweis des Souveräns. Fast könnte einem die GSoA ans Herz wachsen, doch dann liest man Joe Langs jüngsten NZZ-Beitrag:
    Darin bezeichnet er die erst jüngst erfolgte Umstellung auf das Freiwilligenmodell bei der Bundeswehr bereits als “Erfolg”. Für so ein Fazit ist es a) zu früh und b) frage ich mich, wieso so ein ‘Erfolg’ ihm überhaupt recht geben sollte? Wieso preist ausgerechnet er, der eigentlich keine Armee will, uns fremde Armeen als Vorbilder an. Armeen, die in noch fremderen Ländern und Kulturen im Kampfeinsatz stehen, aber kaum noch für die Sicherheit im eigenen Land Leistungen erbringen können?
    Und einmal mehr versucht Joe Lang, unsere heutigen Armeekader als Rambos und Söldner zu verunglimpfen. Er tarnt es diesmal als rhetorische Frage. Vermutlich will er nicht zum vornherein riskieren, von der Gruppe Giardino erneut zu einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert zu werden…
    Heute kann es sich die Armee problemlos leisten, auf die Beförderung oder auch nur die Rekrutierung von nachweislich unbrauchbaren Charakteren zu verzichten. Eine Freiwilligenmiliz wird nicht so wählerisch sein können. Und in einer so kleinen Armee fallen ein paar ‘Rambos’, die es an Bord schaffen, weit mehr ins Gewicht. Zumal sie dann ihresgleichen nachziehen werden. Und kein Linker wird dies rechtzeitig bemerken, weil von ihnen ja keiner mehr auch nur einen Tag im Dienst des Landes verbringen würde.
    Die GSoA fordert diesmal also nicht die Abschaffung der heutigen Armee, sondern die Schaffung einer Armee, vor der gerade die GSoAs und alle linkspolitisch Gesinnten die grösste Angst haben müssten. Und sie werden Angst haben. Denn wer sich schon an der heutigen Bürgerarmee stört, muss sich zwangsläufig vor so einer Freiwilligentruppe fürchten. Welche Armee wird ihnen dann helfen, die Geister, die sie riefen, wieder los zu werden?
    Deshalb NEIN zur Schaffung von potentiellen Freikorps.

    • Alain Vincent sagt:

      “Heute kann es sich die Armee problemlos leisten, auf die Beförderung oder auch nur die Rekrutierung von nachweislich unbrauchbaren Charakteren zu verzichten.”
      Damit geht aber auch der gesellschaftliche Nutzen, dass Leute auf der schiefen Bahn durch das militärische Teamwork integriert werden und zurück zu sich selbst finden, verloren. Allerdings ist die heutige Armee als Erziehunganstalt sowieso hinfällig, da die altbekannten Erziehungsmassenahmen mittlerweile verboten oder verpöhnt sind. Je nach Truppe ist “Disziplin” ja freiwillig.
      übrigens:
      Die heutige Armee tut aber auch darauf verzichten, brauchbare Charakter zu fördern und zu befördern. Ich habe diverse Altersgenossen die wegen Vetterliwirtschaft/Mobbing nicht weitermachten und auch solche die wegen der Ausbildungs-Reformitis in der Armee “21” (A XXI) nicht weitermachen konnten.
      Nachher ist man erstaunt, wenn der bürgerlich erzogene Nachwuchs sich nicht für die Armee interessiert oder sogar CONTRA wird.

  2. Christian Fokas sagt:

    Danke Herr Kälin, hervorragender Kommentar! Es ist ja auch rührend (böse Zungen mögen sagen heuchlerisch) wie sich die Befürworter nun Sorgen und Gedanken um die Verluste der Wirtschaft machen, die angeblich durch die Wehrpflicht entstehen sollen. Genau die gleichen Kreise foutieren sich bestenfalls darum dass es eben dieser Wirtschaft gut geht, (verab)scheuen Karriere, Leistung und Verantwortung oder denken sich unsinnige und zersetzende Auflagen aus, die einer freien Marktwirtschaft diametral gegenüberstehen.
    Interessant ist auch die treuherzig und mit grossem Pathos vorgetragene Einstellung von “Sicherheitspolitikerinnen”, dass es dieses Mal wiederum und ganz sicher nicht um eine Abschaffung oder Schwächung der Armee gehe, sondern – nein, sogar im Gegenteil – eine Stärkung derselben. Wie man sich genau eine Armeestruktur/organisation zur Erfüllung der drei Armeeaufträge über mehr als 24 Stunden vorstellt bleibt ein wohlgehütetes Geheimnis. Völlig unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch die Haltung des Komitees “Bürgerliche gegen die Wehrpflicht”, es lohnt sich einmal die Testimonials auf deren Interseite zu lesen…

  3. Für mich ist es schon erstaunlich, dass die (bürgerliche) NZZ Herrn Joe Lang eine halbe Seite zugesteht, um die neueste Initiative der GSOA, SP und Grünen zur Abschaffung unserer Armee zu begründen. Ich glaube nicht, dass die NZZ-Leser an der verlogenen und zum Teil beleidigenden Argumentation des seit Jahrzehnten konsequentesten Gegners unserer Landesverteidigung interessiert sind.
    Der NZZ-Verwaltungsrat sollte sich einmal ernsthaft überlegen, ob es sinnvoll ist, dass nur FDP-Mitglieder Aktionäre der NZZ werden können, obwohl “linke” Redaktoren und Leute wie Joe Lang ihr Gedankengut mit der NZZ verbreiten können. Müsste man aufgrund der Haltung der Readktion nicht den Genossen Levrat mit der Genossin Badran zwecks Ausgewogenheit in den Verwaltungsrat wählen lassen? Es ist an der Zeit, dass man in der NZZ auf Stufe Verwaltungsrat darüber nachdenkt, was man früher war und was man heute ist. Ich vermisse Redaktoren wie Erich A. Kägi, Hans-Jörg Abt und Eric Mettler, deren Artikel zu lesen nicht nur wegen der sprachlichen Qualität, sondern auch wegen des Inhalts ein Genuss war. Damals wurden in der NZZ bürgerliche Meinungen pointiert geäussert, heute bemüht man sich bis zur Selbstverleugung um absolute Objektivität. Trotz dieses schwerwiegenden Mangels gibt es leider noch keine Alternative zur NZZ als Tageszeitung. Es gäbe einen bewährten, profilierten und luziden Chefredaktor, der die NZZ auf ihren früheren Pfad zurückführen könnte: Roger Köppel von der Weltwoche. Leider steht er als Weltwoche-Verleger nicht zur Verfügung. Er ist als Verleger Unternehmer, nicht nur Chefredaktor. Das ist eben ein wesentlicher Unterschied.

  4. Thomas Treib sagt:

    Herr Schaub.
    Ich gratuliere Ihnen zur Analyse. Der Niedergang der NZZ und der FDP, der ich mich immer verbunden fühlte, aber immer öfters anders wählen musste, läuft parallel. Vielleicht sollten wir ja die NZZ kaufen, analog der Washington Post.
    Die ganze Entwicklung wäre nicht so schlimm, wenn sie nicht an den Grundlagen unseres Landes, unserer Nation (einer nun 722-jährigen Erfolgsgeschichte) rüttelte.
    Thomas Treib

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