Statistik: Geleistete Diensttage 2010
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) veröffentlichte anfangs Monat die detaillierte Statistik der geleisteten Diensttage 2010, welche sich in den letzten Jahren bei rund 6,4 Millionen Tagen eingependelt haben. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die Gesamtanzahl der Diensttage nur um rund 17’000 Tage an. Rund zwei Drittel werden in der Ausbildung in den Lehrverbänden (Rekruten-, Unteroffiziers- und Offiziersschulen) absolviert, ein Drittel in den Fortbildungsdiensten der Bataillonen bzw. Abteilungen. Werden nur die Einsätze betrachtet, so leistete die Armee 2010 mit 315’935 Diensttage rund 20% weniger als noch vor einem Jahr. Der Grund für diesen Rückgang liegt in der Fortführung des Systemwechsels beim Schutz ausländischer Vertretungen (“AMBA CENTRO“): Seit 2010 werden im Botschaftsschutz keine WK-Verbände mehr eingesetzt, sondern ausschliesslich Profis der Militärischen Sicherheit sowie Durchdiener. Damit verringerten sich die Diensttage in diesem Bereich von 159‘848 Diensttage (2009) auf 52‘656 Tage. Ebenfalls zum Rückgang beigetragen hat die Reduktion der Anzahl Angehörigen der Militärischen Sicherheit beim Einsatz zu Gunsten des Grenzwachtkorps (“LITHOS“). Aufgrund einer neuen Leistungsvereinbarung stellte die Armee dem Grenzwachtkorps 2010 täglich noch 58 Angehörige der Militärischen Sicherheit zur Verfügung, 2009 waren es noch 102. Die Zahl der Diensttage ging damit in diesem Bereich von 37‘434 (2009) auf 21‘380 zurück.
Während des vergangenen Jahres unterstützte die Armee die zivilen Behörden bei zwei Grossanlässen: mit 61‘153 Diensttage zu Gunsten des Kantons Graubünden für das Jahrestreffen des World Economic Forums WEF (bezüglich der Anzahl Diensttage konnten aufgrund von Optimierungsmassnahmen gegenüber 2009 rund 10‘000 Tage eingespart werden) und mit 51‘189 Diensttage zu Gunsten des Kantons Waadt für den Frankophoniegipfel in Montreux (mehr Informationen über den Frankophoniegipfel). Auch wenn im Armeebericht 2010 festgehalten wurde, dass bei Unterstützungseinsätzen für Zivile gemäss der Verordnung über den Einsatz militärischer Mittel für zivile und ausserdienstliche Tätigkeiten (VEMZ) grössere Zurückhaltung gezeigt werden soll, nahmen diese Einsätze im Vergleich zum Vorjahr um 40% auf 27‘990 Diensttage zu und stellten seit 2005 einen neuen Rekord dar (wobei 2005 von den 58’241 Diensttagen 34’165 Diensttagen zur Bewältigung von Umweltkatastrophen eingesetzt wurden). Für die Zunahme der VEMZ-Einsätze waren Hilfsarbeiten zu Gunsten des Trachtenfests 2010, des Eidgenössische Schützenfests 2010 und des Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest 2010, für welche insgesamt rund 11‘000 Diensttage geleistet wurden (2009 wurden keine solche Anlässe unterstützt), sowie fünf Skiweltcuprennen (zwei Mal in St. Moritz und je ein Mal Crans-Montana, Wengen bzw. Adelboden) mit rund 9‘500 Diensttage (2009 waren es zwei Skiweltcuprennen) verantwortlich. Die VEMZ-Einsätze machen damit beinahe 9% der gesamten Einsätze aus, was deutlich zu viel ist. Alle nicht sicherheitsrelevanten Tätigkeiten im Rahmen von VEMZ-Einsätzen müssten konsequenterweise von der Armee abgelehnt und entweder vom Zivildienst oder von den Veranstalter selber erbracht werden. Im Bereich der Katastrophenhilfe wurden 2010 drei Einsätze mit Militärangehörigen geleistet, die zusammen 587 Diensttage ausmachten: die Behebung von Unwetterschäden in Flums, Hilfe beim Erdbeben auf Haiti sowie zur Waldbrandbekämpfung in Israel. Bei der Bekämpfung des Walbrandes in Israel standen gegen Ende 2010 3 Cougar-Helikopter der Schweizer Luftwaffe und 34 Armeeangehörige im Einsatz (zehn Helikopterpiloten, 13 Mechaniker sowie einen Stab von elf Personen).
Das Engagement der Schweizer Armee bei der Friedensförderung im Ausland blieb mit 96’863 Diensttagen ungefähr konstant. Im Schnitt standen damit täglich rund 265 Schweizer Soldaten im Ausland im Einsatz. Mit 76‘976 Diensttagen entfällt der Hauptteil der Auslandleistungen auf die SWISSCOY im Kosovo.
Die Schweizer Luftwaffe führte 2010 im Rahmen des Luftpolizeidienstes 22 Interventionen (“Hot Missions”) durch, was nach letztjährigem Tiefstand von 11 Interventionen wieder auf einem zu erwartendem Niveau liegt. Davon fanden zwei Interventionen während des WEF 2010 und sieben während des subsidiären Einsatzes zugunsten des Frankophoniegipfels in Montreux statt. Zudem wurden 246 Kontrollen von Staatsluftfahrzeugen (“Live Missions”) durchgeführt, was auf die letzten fünf Jahre betrachtet einen Tiefststand darstellt. Im Lufttransportdienst wurden 1’900 Flugstunden geleistet (22,7% weniger als 2009), primär zur Unterstützung des Grenzwachtkorps, der Polizei, der Rega und des Schweizer Alpenclubs (SAC).
Nach dem die Kosten für einen Diensttag 2008 auf 34,90 SFr gestiegen waren, wurde mit einer strengerer Bewilligungspraxis im Bereich der Pensionsverpflegung die Kosten in den letzten zwei Jahren gesenkt und betrugen 2010 33,89 SFr. Bevor wieder eine Diskussion über die Kostenstruktur der Schweizer Armee ausbricht: in diesen Kosten sind Sold, Unterkunft, Verpflegung, die Aufwendungen für Land- und Sachschaden, Telefonie sowie Postdienstleistungen, jedoch keine volkswirtschaftlichen Kosten enthalten. Gesamthaft gesehen, benötigten die Schulen und Kurse der Armee im Jahr 2010 rund 217 Millionen Franken, was rund 3-5 Millionen Franken unter den Kosten der letzten drei Jahre liegt. Mit 63,8 Millionen Franken stellte die Verpflegung (13 Millionen zubereitete Mahlzeiten!!) der grösste Posten in der Abrechnung dar, gefolgt von Sold (55,6 Millionen Franken), Transporte (42,9 Millionen Franken) und Unterkünften (28,5 Millionen Franken). Die Transportkosten umfassen die mit der SBB und anderen Transportunternehmen abgeschlossenen pauschalen Jahresverträgen um die Benutzung des Marschbefehls als Generalabonnement zu ermöglichen. Dieses Angebot wird von den Armeeangehörigen sehr geschätzt; so benutzten 2010 74,69% der Dienstleistenden die Bahn.
Was die Rekrutierung betrifft, war die Anzahl der Stellungspflichtigen mit 41‘959 Personen erstaunlich hoch, denn gemäss einer Präsentation von Divisionär Peter Stutz (bis 01.10.2010 Chef Führungsstab der Armee) müsste die Anzahl der Stellungspflichtigen eher bei 37’000-38’000 Personen liegen. Eines ist jedoch klar: die Anzahl der Stellungspflichtigen wird in den nächsten Jahren abnehmen. Da 3,39% der Stellungspflichtigen zurückgestellt wurden, waren von den 40‘535 endgültig Beurteilten 66,13 Prozent militär- und 15,9 Prozent schutzdiensttauglich. 17,97 Prozent der Stellungspflichtigen waren weder militär- noch schutzdiensttauglich. Damit blieb die Tauglichkeitsrate in den letzten fünf Jahre nahezu konstant. Die Schweiz gehört mit Griechenland und der Türkei zu denjenigen europäischen Staaten mit der höchsten Diensttauglichkeitsrate. Als Durchdiener konnten 3’805 Personen gefunden werden, was seit 2006 einen neuen Höchststand darstellt und gegenüber 2009 einer Zunahme von mehr als 75 Prozent entspricht. Im Vergleich der Kantone weist der Kanton Niedwalden mit 86,29% die höchste Tauglichkeitsrate auf, gefolgt von Appenzell Innerrhoden mit 79,56% und Obwalden mit 76,58%. Die tiefsten Tauglichkeitsraten wiesen die Kantone Zürich (52,53%), Jura (54,76%) und Schaffhausen (54,92%) auf (Quelle: “Übersicht der endgültig beurteilten Stellungspflichtigen 2010 nach Kantonen“, Kdo Rekrutierung, Januar 2011). Die Auswertung der Gründe für die Untauglichkeit zeigte, dass 39% der Untauglichen aus psychischen, 43% aus rein körperlichen und 18% aus einer Kombination der beiden Gründe zusammen untauglich sind. Bei den körperlichen Gründen stehen insbesondere Probleme des Bewegungsapparates im Vordergrund.
Quellen
- “Armeeeinsätze 2010: Weniger Sicherungseinsätze, mehr Leistungen zu Gunsten Dritter“, VBS, 21.01.2011.
- “Anzahl Diensttage 2010: Seit Jahren stabil bei rund 6.4 Millionen“, VBS, 03.02.2011.
- “2010 mehr Frauen und Durchdiener rekrutiert“, VBS, 17.02.2011.