Die Abschreckungswirkung der Schweizer Armee im II.WK ein Mythos?

Die Abschreckungswirkung der Schweizer Armee im II.WK ein Mythos?

Mit der Hälfte der Bevölkerungszahl Pekings, ohne Rohstoffe und ohne direkten Zugang zum Meer, gehört die Schweiz zu den weltweit führenden Wirtschaftsmächten.  Mit den Alpentransversalen sind wir auch noch Besitzer eines Elementes von gesamteuropäischer strategischer Bedeutung und die Alpen sind ein militärisch relativ leicht zu haltendes Bollwerk. Und schliesslich haben wir ein grossartiges demokratisches  System.
Wir hätten also allen Grund, uns als selbstbewusstes, starkes Land zu sehen und unseren Nachbarn und der Welt gegenüber auch entsprechend aufzutreten (ohne gleich in Arroganz und Überheblichkeit zu fallen).
Aber viele tragen einen schweizerischen Minderwertigkeitskomplex mit sich herum, sehen nur die Stärken der anderen und die eigenen Schwächen und kapitulieren vorausschauend und rückblickend. Sie erwarten, dass andere für unsere Sicherheit sorgten.  Viele behaupten deshalb, die Sicht, wonach die Schweiz ihre Unversehrt-heit während des 2. Weltkrieges der Armee (aber nicht nur ihr) verdanke, basiere auf einem Mythos.
Bevor man sich über eine für das langfristige Überleben eines Landes derart zentral wichtige Frage äussert, wie es neben anderen die Landesverteidigung ist, sollte man sich einigermassen informieren.
Wie verhält es sich mit dem 2. Weltkrieg und der Schweizer Armee?
von Gotthard Frick

Schaut man das Gesamtbild des 2. Weltkrieges in Europa an, den stechen am Anfang des Krieges die Völker hervor, die innerlich schon vor Kriegsausbruch vor Hitler kapituliert hatten, die also die gleiche Einstellung hatten, wie diejenigen, die heute vorausschauend oder rückblickend kapitulieren.
Dazu gehören alle, wie Frankreich und all die anderen, die nach dem deutschen Angriff nach kürzester Zeit kläglich kapitulierten, obschon Deutschland gar nicht so stark war, wie sie es sahen, sie selber viel stärker hätten sein können, als sie sich selber sahen. (Z.B. Die deutschen Panzer hatten gegen die damals als am weltbesten beurteilten französischen Panzer im Gefecht keine Chance. Zudem hatte Frankreich rund 400 Panzer mehr als Deutschland).
Auf der anderen Seite gab es freie, selbstbewusste Völker, wie die Finnen, die Griechen, die – ohne zweifelnd zu fragen, ob man eine Chance habe – einfach kämpften.
Die Finnen hielten vier Monate lang gegen die angreifende, übermächtige Sowjetunion stand und konnten als einziges der von ihr besiegten Länder ihr demokratische System behalten. Alle anderen wurden Teil des Sowjetblocks.
Der griechische Nationalfeiertag  fällt auf den 28. Oktober und heisst noch heute NEIN-Tag, weil am Tage des italienischen Ultimatums vom 28. Oktober 1940, als Italien mit Krieg drohte, falls das Ultimatum nicht angenommen werde, das ganze griechische Volk von links bis rechts, an Massendemonstrationen “NEIN, NEIN, NEIN” (“Ochi, Ochi, Ochi”) skandierte. Sie riefen “NEIN” zur Unterwerfung unter das italienische Diktat und wählten den Krieg. Als freie Menschen kam es ihnen überhaupt nicht in den Sinn zu fragen, ob ihre Armee den Armeen der Achsen-mächte gewachsen wäre. Diese  brauchten dann lange 6 Monate, um das kleine, arme Land zu besiegen (Was zu einer für die deutsche Wehrmacht verheerenden Verzögerung des Angriffes auf die Sowjetunion führte).
Interessant, dass die führenden Militärs, die Regierungen und Diplomaten und die Medien aller Kriegsparteien des 2. Weltkrieg die Schweizer Armee ganz anders beurteilten, als all die heutigen Selbstzweifler, obschon sie auch unsere Schwächen sahen, die auf das Wirken der damaligen Gesinnungsgenossen  der heutigen Armeegegner zurückzuführen waren.  Heute denken viele nur in kurzen Zeiträumen, wenn sie über unsere Landesverteidigung reden, statt zu versuchen, die grossen Zusammenhänge und mögliche Entwicklungen zu verstehen.
Bevor ein Land entscheidet, ein anderes anzugreifen, stellt es eine Nutzen-Kosten Überlegung an. Sind die eigenen “Kosten”  (eigene Verlusten an Menschenleben, eigenen Zerstörungen, wirtschaftliche und politische Nachteile etc.) im Verhältnis zum Nutzen zu gross, wird auf den Angriff verzichtet. (In den letzten Monaten hat Israel ja ganz offen solche Fragen im Zusammenhang mit einem möglichen Angriff auf Iran diskutiert. Z.B. mit wie vielen Toten muss in Tel Aviv gerechnet werden? etc.). In den deutschen Unterlagen zur wirtschaftlichen Kosten-Nutzen Überlegung steht in einem vom “Sonderstab für Handelskrieg und wirtschaftliche Kampfmassnahmen” des Oberkommandos des Wehrmacht (OKW) für Hitler persönlich ausgearbeiteten Memorandum vom 4. Juli 1940: “Die Kriegsgeräte-lieferungen der Schweiz für die Feindmächte übersteigen die Lieferungen für Deutschland um ein Vielfaches”. Deshalb wollte Generaloberst Keitel, der Chef des OKW, die Schweiz so rasch als möglich besetzen, um ihre Wirtschaft ganz für Deutschland nutzbar zu machen.  Und in der Angriffsstudie Böhme hiess es zum gleichen Thema: “Nur eine halbwegs intakte Schweizer Industrie, eine arbeitswillige und arbeitsfähige Bevölkerung, ferner unzerstörte Kraftwerke und Eisenbahnen bilden einen angemessen Preis für eine bewaffnete deutsche Intervention in der Schweiz”. 
Da die Schweiz nach dem Falls Frankreichs jeweils von beiden Kriegsparteien Bewilligungen für ihre Ein- und Ausfuhren einholen musste, also z.B. von Deutschland für an Grossbritannien zu lieferndes Kriegsmaterial, schrieb das britische Aussenminister dem britischen Botschafter in Bern am  22. September 1940:”Falls die Schweiz Entgegenkommen zeigt (Deutschland gegenüber, der Verf.), besteht für wenigstens einige Zeit die Möglichkeit verhindern zu können, dass sie die Lieferung von Kriegsmaterial ins Vereinigte Königreich völlig einstellen müsse”.  England brauchte dringend kriegswichtige Güter aus der Schweiz (z.B. Werkzeugmaschinen, Auswurfkrallen für die schon vorher bestellten 1500 Fliegerabwehrkanonen, drei mal mehr als die Schweizer Armee selber besass usw), und die konnte nur mit deutscher Zustimmung geliefert werden. Das hat mit Moral und Ethik wenig zu tun, zeigt aber, dass alle Mächte, im Krieg noch mehr als im Frieden, nur das tun, was ihren Interessen dient.
Für den, der nach dieser Kosten-Nutzen Rechung nicht angegriffen wird, bedeutet das, dass seine Armee abschreckend wirkte. Genau das war im zweiten Weltkrieg unser Land betreffend der Fall.
Es gibt im realen Leben fast nie nur Schwarz oder Weiss Situationen. D.h. bei solchen Entscheiden werden auch andere Faktoren in die Waagschale geworfen und die Schweizer Armee war nicht der einzige, aber der entscheidende Faktor, der zum deutschen Verzicht auf einen Angriff führte. (Ein anderer sehr wichtiger Grund war, dass die Schweiz im Laufe der Kriegsjahre zum bedeutendsten Nachrichtenzentrum aller Kriegsparteien wurde).
Viele BürgerInnen, die nicht alle Faktoren berücksichtigen, verstehen den Réduitentscheid der Schweiz nicht und meinen, die Zivilbevölkerung, die zurückgebliebenen Frauen, Kinder und alten Leute seien im Stich gelassen worden. Das Gegenteil war der Fall.
Es stimmt, ausser den Grenztruppen und den leichten Brigaden war die ganze Armee in den Bergen. Das ganze Land, der grösste Teil der Wirtschaft und der Bevölkerung wäre bei einem deutschen Angriff nach relativ kurzer Zeit unter deutsche Besetzung gefallen. Dazu ist folgendes zu sagen:
1. Unsere Armee war wegen der langen Jahre, während welcher Europa (wie heute wieder) glaubte, ein Krieg sei auf unserem Kontinent für immer unmöglich, so vernachlässigt worden, dass sie bei Kriegsausbruch über keine nennenswerte Luftwaffe und ausser ca. 20 ganz leichten, alten tschechischen Panzern auch über keine Panzer verfügte. Die Sozialdemokratische Partei lehnte sogar bis 1938 alle Rüstungsbudgets ab (heute will sie die Armee sogar ganz abschaffen). Es war offensichtlich, dass sich die Armee im Mittelland nicht auf Dauer gegen die Wehrmacht mit ihrer grossen Luft- und Panzerwaffe hätte behaupten können. Das ganze Land, also auch die Alpen, wäre nach einer gewissen Zeit in deutsche Hand gefallen, hätte die Armee den Kampf im Mittelland geführt.
2. In dieser Lage entschied General Guisan, das Gros der Armee in die Alpen zu verlegen und dort zusätzlich zu den bestehenden grossen drei Landesfestungen zahlreiche weitere zu bauen. Auch alle 16 Kriegsflugplätze waren in den Alpen. Dort waren die deutschen Panzer nutzlos und die Luftwaffe hätte nur sehr beschränkt wirken können. D.h. die Schweiz hatte eine gute Chance, dort nicht besiegt zu werden.
Dieser Entscheid basierte auf einer sehr guten Analyse der militärpolitischen Lage Deutschlands. Guisan fragte sich: Was war für Deutschland an der Schweiz entscheidend wichtig? Es waren die grossen Alpenübergänge nach Italien. Italien war Deutschlands engster Verbündeter und war industriell und für seine Kohlenversorgung ganz von Deutschland abhängig. Wie in den  hier unten teilweise zitierten deutschen Angriffsplanungen von 1940 und später steht, waren die grossen Verkehrswege durch die Schweiz das wichtigste Angriffsziel Deutschlands. Dazu kam an zweiter Stelle noch die Industrie. Die Alpentransversalen wurden nun aber von der ganzen Armee verteidigt, die dort sehr starke Stellungen hatte und wohin auch alle Landesvorräte verschoben worden waren. Die konnten damit auch nicht mehr in deutsche Hände fallen. (Deswegen hatte auch Grossbritannien diese Verschiebung der Vorräte in die Alpen mit Nachdruck gefordert). Damit fiel eine weitere Beute für einen Angreifer weg. Zudem war jede Brücke, jeder Tunnel, jede Kunstbaute an den Eisenbahnlinien und den Strassen zur Sprengung vorbereitet. Das wichtigste Ziel eines deutschen Angriffs, die unversehrte Inbesitznahme der Alpentransversalen, war nicht mehr zu erreichen.
Dazu kommt, dass selbst alle Industrien für die Unbrauchbarmachung vorbereitet waren. Dafür waren die Betriebswehren in den Fabriken zuständig. Die Sowjetunion hatte gezeigt, wie diese “Politik der verbrannten Erde”, wie das damals hiess, einen Angreifer schwer benachteiligt. Er konnte das wirtschaftliche Potenzial des besetzten Landes gar nicht nutzen.
3. Es wurde mit gutem Grund erwartet, dass für immer oder mindestens sehr lange, mindestens ein Teil der Alpen erfolgreich gehalten werden könne, somit eine souveräne Schweiz erhalten bliebe. Die heutige Generation, die sich nicht vorstellen kann, was Krieg wirklich bedeutet, und dass wir alles vorbereiten sollten, um einen solchen vom Land fernzuhalten, kann deshalb auch kaum ermessen, was es für Hitler, für die freie Welt und die Moral der besetzten Länder aber auch für unser Land bedeutet hätte, wenn im fast vollständig in deutscher Hand befindlichen Europa die Alpen, oder ein grösserer Teil in der Hand der Schweizer Regierung geblieben wäre, immer wieder Schweizer Nachrichten verbreitet worden wäre, z.B. unzensurierte Nachrichten über den Kriegsverlauf in der ganzen Welt, über Bundesratssitzungen, über Aufrufe ans Volk. Wenn aus dem noch freien Teil der Schweiz die Widerstandskämpfer im Mittelland geführt und versorgt hätten werden können, wie das auch die Sowjetunion mit den grossen Partisanenverbänden in den von Deutschland besetzten Gebieten so erfolgreich gemacht hat. Bald wäre auch die Unterstützung durch die Alliierten angelaufen, mit der Luftversorgung des Réduits (das über Vorräte für mehr als ein Jahr verfügte) und der Unterstützung des Widerstandskampfes im Mittelland.
4. Die Option “Réduit” war in dieser Sicht tatsächlich die bestmögliche Strategie, auch und besonders für die zurückgebliebene Zivilbevölkerung, da ein Angriff unwahrscheinlicher wurde. Denn mit der anderen Option wäre ein deutscher Angriff wahrscheinlicher geworden, da die Kosten-Nutzen Rechnung für Deutschland viel besser ausgesehen hätte, weil ein deutscher Sieg wesentlicher leichter zu erreichen gewesen wäre. Hätte die Armee hauptsächlich das Mittelland halten wollen und wäre geschlagen worden, wäre die Zivilbevölkerung ohnehin unter deutsche Besatzung gefallen und wir hätten auch nicht mehr genügend Truppen gehabt, um die Alpen zu halten.
Nun einige Beispiele von Beurteilungen der Schweizer Armee durch beide Kriegsparteien:
Schon kurz vor dem 2. Weltkrieg liessen sowohl der deutsche wie auch der französische Generalstab abklären, ob es sich für die eigene oder die gegnerische Armee lohnen würde, die jeweils gegnerische Verteidigungsfront durch die Schweiz zu umgehen. Beide kamen zum Schluss, angesichts der kampfbereiten Schweizer Armee und dem schwierigen Gelände sei das zu aufwendig und unsicher. Der deutsche Generalstabschef, Franz Halder, unter dessen Führung bis September 1942 die Wehrmacht alle ihre grossen Operationen plante, fügte in seinem Kriegstagebuch zu diesem Entscheid noch die vielsagende Anmerkung an: “Eine Umgehung durch eine unverteidigte Schweiz wäre eine verlockende Möglichkeit”.
Im Juli 1938 besuchte ein deutscher Generalstabsoffizier das Scharfschiessen mit Artillerieunterstützung des Gebirgsinfanteriebataillons 36 und der Gebirgsbrigade 10. Er schrieb darüber: “Die Truppe macht einen guten Eindruck. Die Soldaten arbeiten mit Passion und Ernst…. sie sind etwas schwerfällig, jedoch sehr kräftig, zäh und zuverlässig… Es muss anerkannt werden, dass die Feuerleitung der Artillerie und der schweren Infanteriewaffen sehr wendig und bemerkenswert gut waren… Die Übung zeigt, dass bei dem in der Schweiz üblichen Verzicht auf einschneidende Sicherheitsbestimmungen ein natürlicher Übungsverlauf und die Gewöhnung der Truppe an das Feuer erreicht wird”. Diese “Feuertaufe” war für eine Armee ohne Kriegserfahrung von entscheidender Wichtigkeit.
In der deutschen Angriffsstudie von 1943 sagte General Böhme dazu: “Gelingt es der Schweiz, die beiden kritischen ersten Wochen durchzuhalten, so werden zahlreiche feuergewohnte Truppen zur Truppen zur Verfügung stehen”.
Der damals weltberühmte amerikanische Journalist William J.Shirer, der bis zur Kriegserklärung Hitlers an die USA Ende 1941 für die Medien der USA aus Berlin schrieb, meinte kurz nach Kriegsausbruch: “Die Schweiz hat eine Zehntel der Bevölkerung unter den Waffen, mehr als irgend ein anderes Volk der Welt. Sie sind bereit für ihre Lebensart zu kämpfen…. Die Holländer werden für die Deutschen eine leichte Beute sein. Ihre Armee ist miserabel (Holland kapitulierte innert Tagen). Die Schweiz wird eine härter zu knackende Nuss und ich bezweifle, ob es die Deutschen versuchen werden.”
Die britischen Joint Chiefs of Staff kamen am 16. September 1939 ebenfalls zu einem negativen Urteil. Wegen der Enge des Raumes, dem schwierigen Gelände und der bereits aufmarschierten Schweizer Armee hielten sie eine Umgehung der gegnerischen Front weder für Deutschland noch für Frankreich für eine realistische Option.
Nach dem Angriff auf Frankreich flogen grössere deutsche Geschwader (je 28 Kampfflugzeuge) am 4. und 8. Juni 1940 über die Ajoie, also eindeutig über Schweizer Gebiet. Sie wurden deshalb von Verbänden der Schweizer Luftwaffe angegriffen, die nur rund halb so gross waren wie die deutschen Verbände. Insgesamt verloren die Deutschen in diesen Luftkämpfen 11, die Schweiz 3 Maschinen. Mehrere brennende deutsche Kampfflugzeuge entkamen über die Grenze nach Frankreich, wohin ihnen die Schweizer Jagdflugzeuge nicht folgen durften. Ob sie abstürzten oder notlanden konnten, konnte nicht festgestellt werden. Schon vorher waren in Luftkämpfen oder von der Schweizer Fliegerabwehr an verschiedenen Stellen im Land mehrere deutsche Flugzeuge so getroffen worden, dass sie in der Schweiz notlanden mussten.  17 überlebende deutsche Piloten befanden sich deshalb in Schweizer Spitälern und Internierungslagern.
In der Angriffsstudie TANNENBAUM vom Sommer 1940 wurde bedauernd festgestellt, dass ein deutscher Angriff  vom Bodensee das Rheintal hinauf  – obschon militärisch sehr erwünscht  – wegen der starken Schweizer Festungen und dem gebirgigen Gelände keine Aussicht auf Erfolg habe und deshalb nicht in Betracht gezogen werden könne.
Am 1. September 1940 meldete der italienische Militärattaché in Bern, Oberst Bianchi, nach Rom, dass der Grenzschutz 3-4 Stunden nach Mobilmachung ein Dispositiv bezogen haben werde, dessen Abwehrkraft ein auf Schnelligkeit bedachter Gegner nicht unterschätzen dürfe.
Der (deutsche) Generalstab des Heeres gab am 1. September 1942 für die Truppe das “Kleine Orientierungsheft Schweiz” heraus. Darin steht u.a.” Das schweizerische Milizsystem ermöglicht eine vollständige Erfassung der Wehrfähigen unter verhältnismässig geringen Kosten. Es erhält den im schweizerischen Volk seit je regen soldatischen Geist und gestattet die Aufstellung eines für das kleine Land sehr starken und zweckmässig organisierten Kriegsheeres. Der schweizerische Soldat kennzeichnet sich durch Heimatliebe, Härte und Zähigkeit aus” (Die deutschen Generalstabs-offiziere, die das Heft verfassten, oder die Verfasser späterer Angriffsstudien, konnten natürlich die heutigen Armee-Abschaffer und Defätisten nicht in ihre damalige Beurteilung einbeziehen). Nach Nennung der Schwächen (z.B. wegen mangelnder Panzer, Flieger etc.) sagt das Heft, das Schweizer Heer habe seit Kriegsbeginn Zeit gehabt seine Schwächen auszugleichen und dann wörtlich: “Es ist bei starkem Ausbau der natürlichen Hindernisse des Landes in der Lage, auch gegen einen überraschenden Angriff an den Grenzen zeitlich begrenzten Widerstand zu leisten und sich im Hochgebirge längere Zeit zu halten. ….. Die Entschlossenheit von Regierung und Volk, die schweizerische Neutralität gegen jeden Angreifer zu verteidigen, steht bisher ausser Zweifel”.
Am 7. Dezember 1942 veröffentlichte das auch heute noch berühmte amerikanische Magazin TIME unter dem Titel: „Die Schweiz allein: Klein und zäh.“  einen Artikel über unser Land.  Dann  wird gesagt: „Mann für Mann hat die Schweiz heute wahrscheinlich die zweitbeste Armee Europas“. (Die beste war nach wie vor die deutsche Wehrmacht.).
In der bereits erwähnten Angriffsstudie von 1943  untersuchte General Franz Böhme zuerst die militärpolitische Lage der Schweiz. Er stellte fest, dass die Schweiz tief beeindruckt sei von den grossen Anfangserfolgen der deutschen Wehrmacht. Aber dann fährt er fort, die Schweiz habe „ihr Heer den neuen Gegebenheiten angepasst,  statt es, wie auch zu erwarten gewesen wäre, weitestgehend zu entlassen….. Die sichtbare Folge ist das Réduit: Lieber kämpfen, als sich zur Gänze in die Belange des Neuen Europa einzufügen.“  Die totale Umzingelung der Schweiz durch Wehrmacht ab Sommer 1943 sei nach Schweizer Einschätzung eine „äusserst schwierige Lage, doch wäre es weit gefehlt, wenn deutscher-seits angenommen würde,  dass die Schweiz deshalb ihre Wehrpolitik einer Revision zugunsten Deutschlands unterziehen wollte.“ Gleichzeitig sagte Böhme, diese Umzingelung biete eine ideale Ausgangslage für einen Angriff, da dieser von allen Seiten erfolgen könne.
Dann untersucht er eingehend die Stärke der Schweizer Landesverteidigung. Dazu meint er: ” Das Schweizer Heer verfügt über eine grosse Tradition. Das Wehrsystem hebt es von vielen anderen hervor“. Nachdem er auf die Schwächen der Schweizer Armee hingewiesen hatte, führt er weiter aus: “Doch darf deshalb der Wert der Schweizer Armee nicht zu bedenkenlos herabgesetzt werden. Der Kampfwille der Schweizer Soldaten ist ein hoher und wir werden ihn in etwa dem der Finnen gleichstellen müssen. Ein Volk, das gute Turner hat, hat auch immer gute Soldaten gehabt. Die Vaterlandsliebe der Schweizer ist auf denkbar höchster Stufe”. Die Schiessausbildung der Schweizer Soldaten sei trotz des Milizsystems besser als beim ehemaligen österreichischen Heer, wo die Dienstzeit 18 Monate betragen habe. (Böhme war Österreicher. Österreich war 1938 von Hitler annektiert worden). “Seit 1939 habe zahlreiche Schweizer Truppenteile aller Waffengattungen Gelegenheit gehabt, ihr Können zu vervollständigen und haben es auch getan.” Wohlausgewogen werde die mangelnde Kriegserfahrung “vom den Umstand, dass der Schweizer in bekannten Gelände kämpfen wird.”
Dann wird noch darauf hingewiesen, dass jetzt die “Idee des nationalen Réduit” in den Vordergrund trete. Er fragt, was das Ziel eines deutschen Angriffes sei und meint: „Vielmehr geht es gerade um den Besitz der wichtigen Nord-Süd-verbindungen. Erst ihr uneingeschränkter Besitz, …..samt ihrer Stromanlieferungen, bedeutet einen klaren militärischen Sieg über die Schweiz.“  Damit hat er bestätigt, dass General Guisans Réduit-Strategie richtig war.
Auch Deutschland hatte nicht eine unbeschränkte Anzahl von Truppen, Waffen und andere Rüstungsgüter. Das bedeutet, dass die Truppen, die in den Angriffsstudien für Angriffe auf die Schweiz eingeplant wurden, auch immer für andere Aufgaben vorgesehen oder bereits im Einsatz waren.
So waren z.B. die meisten Panzer- und Infanteriedivisionen, die für den in der Operation TANNENBAUM vom Sommer 1940 geplanten Angriff auf die Schweiz vorgesehen waren,  gleichzeitig auch für den Angriff auf Grossbritannien eingeplant und waren teilweise schon in den Raum Calais verschoben worden.
Zum gleichen Thema äusserte sich auch General Böhme in seiner Angriffssstudie von 1943.  Die von ihm als nötig erachteten Verbände waren alle irgendwo im Einsatz. Sie hätten also von dort abgezogen werden müssen.  Er schrieb dazu: “Durch den Angriff auf die Schweiz wird daher zeitweilig eine weitgehende Schwächung der zur Abwehr einer Landung der Westalliierten bestimmten Kräfte eintreten. Auch bedeutet der Abzug der mit dem Ostkrieg vertrauten Truppen eine gefährliche Einbusse an dieser Front“.  Was den Zeitpunkt eines Angriffes auf die Schweiz betrifft kommt er zum Schluss: „Nach einer Landung angloamerikanischer Truppen wird Deutschland für eine nicht unbedingte notwendige Operation gegen ein gut verteidigtes Gebirgsland keinesfalls die hiefür notwendigen Kräfte abzweigen können.“ Er fügte an,  falls die Schweiz sich Deutschland gegenüber zu feindselig verhalte, könne man sie durch Abschneiden aller Zufuhren unter Druck setzen, damit sie etwas flexibler würde.
General Böhme schliesst das Kapitel „Stärkebeurteilung der Schweizer Landesverteidigung“ wie folgt: „Die Schweizer Landesverteidigung verfügt über eine Heer, das schon wegen seiner zahlenmässigen Stärke ein äusserst beachtlicher Faktor ist. Die Bezwingung der sich erbittert verteidigenden Truppen im Hochalpenreduit wird eine schwer zu lösende Aufgabe darstellen.“ Bekanntlich kann man auch scheitern, wenn man schwer zu lösende Aufgaben lösen will.
Keine Armee der Welt konnte so schnell mobilisieren wie die Schweizer Armee (das war bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts noch so). Dies schrieb nach einem Besuch der Schweizer Armee in der TIMES vom 11. November 1938 auch der Lord Mayor von London. Er wollte, dass Grossbritannien das Schweizer System übernehme.
In der mehrmals der neuesten Lage angepassten deutsche Angriffsstudie TANNENBAUM von Sommer 1940 hiess es, dass ein Teil der Grenztruppen innert 5 Stunden nach Mobilmachung kampfbereit sei, die Grenz-, Gebirgs- und leichten Brigaden nach einem Tag und die ganze Armee innerhalb von 2 Tagen. Zum Vergleich: In  den Planungen des deutschen Generalstabschef für den Einsatz italienischer Verbände rechnete er allein für deren Mobilmachung mit 2 Wochen. Dazu käme noch die Zeit für die Verschiebung an die Einsatzorte.
In einer deutschen Angriffsplanung vom 4.Oktober 1942 hiess es, man dürfe bei der Berechnung der für einen Angriff erforderlichen deutschen Kräfte keinesfalls nur die Zahl der gerade im Dienst stehenden Schweizer Soldaten berücksichtigen, sondern müsse von der Gesamtstärke der Schweizer Armee ausgehen, da die demobili-sierten Soldaten sofort wieder kampfbereit seien. (Die Schweizer Armee zählte rund als 500’000 Mann, dazu gegen 300’000 Hilfsdienstpflichtige, bewaffnete Orts- und Betriebswehren und zahlreiche freiwillige Frauen und Jugendliche im „Flieger Beobachtungs- und Meldedienst“).
In einer Notiz der deutschen Abwehr vom Januar 1944 wurde festgehalten, das Réduit sei zu einer schwer bezwingbaren Festung geworden und noch nie sie die Schlagkraft der Schweizer Armee auf einer solchen Höhe gewesen.
Im Herbst 1944 blieben die Alliierten lange an der deutschen Front in Frankreich stecken. An einer Konferenz in Moskau vom 9. bis 19. Oktober 1944 forderte deshalb Stalin den britischen Premier Churchill und den US Botschafter Harrison ultimativ auf, den alliierten Streitkräfte zu befehlen, die deutsche Front durch die Schweiz zu umgehen.  Beide lehnten sofort ab. Aber die Joint Chiefs of Staff der USA prüften den Vorschlag trotzdem auch militärisch. Sie kamen am 29. Dezember 1944 zu einem negativen Schluss: „Die Schwierigkeiten des Geländes und die anerkannte Fähigkeit der kleinen, aber effizienten Schweizer Streitkräfte im Kampf auf ihrem eigenen Boden würden ein solches Projekt fragwürdig machen (doubtful).“  Mit anderen Worten, selbst die Spitze der inzwischen so mächtigen und kriegserfahrenen amerikanischen Streitkräfte hielt einen Angriff auf die Schweiz für zu riskant.
Alle diese  und viele andere Menschen aller damaligen Kriegsparteien nahmen die Schweiz und ihre Armee als eine Realität wahr, mit der zu rechnen war.
Erwacht die heutige Schweiz noch rechtzeitig und nimmt zur Kenntnis, dass auch extrem düstere Szenarien in wenigen Jahren Wirklichkeit werden können, und dass wir stark genug sein müssen, um sie möglichst vom Land fernzuhalten? Im Notfall wird uns niemand zur Hilfe leisten. Alle Länder, ob wir sie als Freunde oder Feinde sehen, verfolgen nur ihre eigenen Interessen, ganz besonders in Krisenzeiten. Das heisst nicht, dass wir  als hoffentlich bald  wieder starkes, selbstbewusstes Land nicht aktiv am Aufbau einer besseren Welt mitarbeiten sollten.
(Alle Zitate wurden dem Buch des Verfassers „Hitlers Krieg und die Selbstbehauptung der Schweiz 1933-1945“, ISBN 9783033029484,  entnommen. Dort werden auch seine Quellen genannt.). Gotthard Frick, 14. Mai 2012

 

Kommentare: 12

  1. Burkhardt I. sagt:

    Wenn eines Volkes Grundbedürfnisse (Essen, Schlafen, Sicherheit) nicht mehr erfüllt werden können, wird es unberechenbar oder manipulierbar. Ob dies in der Schweiz oder in seinen Nachbarländern zuerst geschieht tut nichts zur Sache. Es wird in den nächsten Jahren eintreten. Spätestens dann würde man eine brauchbare Armee benötigen. Wir werden sie dannzumal nicht haben. Lieber erhöhen wir den Leistungskatalog für die Krankengrundversicherung und diskutieren darüber welches Mäkelchen und Boboli auch noch bezahlt werden muss. Das selbstverständlich auch für unsere Gäste, die Ihre Papiere verloren und den Namen vergessen haben. Regen wir uns nicht zu stark darüber auf. Alles schon einmal da gewesen. In den zwanziger Jahren als der ewige Friede nicht nur in der Kirche gepredigt wurde, haben wir die Armee sträflich vernachlässigt. Es für uns dann noch einmal gut ggegangen. Ob wir bei der nächsten Wiederholung der Geschichte ein zweites Mal Glück haben werden?

  2. Franz Betschon sagt:

    Diese Lagebeurteilung geht in unsere Richtung. Niemand war je so einseitig, nur der Armee den Überlebenspokal zu zu schieben. Vielmehr bestand die gewählte Lösung darin, das gesamte sicherheitspolitische Instrumentarium zum Einsatz zu bringen: Wirtschaftspolitik, Aussenpolitik und Armee. Die intuitive und zeitlich sauber abgestimmte Wirkung erfolgte nicht auf Grund tiefschürfender Papiere sondern durch herausragende Persönlichkeiten, von denen jeder in den anderen vollstes Vertrauen hatte. Diese sind denn auch bewusst nicht von der Bergier-Kommission befragt worden, weil sie deren schiefes Bild korrigiert hätten.
    Guisan hat auch intuitiv erfasst, dass es darum ging die Souveränität zu schützen und nicht den Pruntruterzipfel. Seine Entschlüsse zeugten von hohem militärisch-politischem Können und er har sie sich nicht von Besserwissern zerreden lassen.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    Es geht eigentlich noch weiter, früher war wahrscheinlich bekannt, dass Diplomatie bedeutet die Schlachten nicht zu schlagen aber deren mögliches Resultat vorherzusagen und dann die entsprechenden Folgerungen zu ziehen. Die Unabhängigkeit der Schweiz v.a. nach dem Krieg war das Resultat der Tatsache, dass sich die Schweiz potentiell verteidigen konnte und auch lange Jahre danach noch erfolgreich international verhandelte. Es ist meine Vermutung, beweisen kann ich es nicht, dass die momentane “Nachgebefreudigkeit” bis zum Vorführen mit Daten-CDs der momentanen Schweiz v.a. darauf beruht, dass wir uns militärisch (und anders) nicht verteidigen können. Ich weiss auch nicht ob das den Beteiligten intellektuell bewusst ist, oder ob sie einfach instinktiv wie geschlagenen Hunde agieren. Daher kommt auch der “Minderwertigkeitskomplex”. Zur Bergierkomission, neben vielen fachlichen Fehlern (ich sage nur eines:Oerlikon), kommen wissenschaftliche Unredlichkeiten: Wie dass man die Zeitzeugen nicht befragt hat (v.a. alt-BR Schaffner, was ja Herr Betschon erwähnt hat). Aber um deren Resultate ganz zu verstehen, muss man wissen, dass Bergier nie genug Fantasie hatte (ich habe das bemerkt als ich es noch mit “Ph” schrieb, es ging damals um die “Existenz” von Wilhelm Tell) um sich in historische Zeiten einzudenken (keine Empathie müsste man sagen). Daher beschreibt er mit seiner Kommission nicht das Geschehen im 2. Weltkrieg sondern, er beschreibt die heutige Zeit und da muss man tatsächlich der EU und den USA immer nachgeben, wie er das der schweizer Regierung vorwirft. Die Resultate sind also korrekt, nur hat es nichts mit historischer Forschung zu tun, sondern ist eine “Transferleistung”, eine “Fabel” um die momentane schweizer Politik zu begründen.

  4. Sehr geehrter Herr Frick, guten Tag Giardinos, Ihre faktengenaue Darstellung der Ereignisse, welche der Schweiz im 2. Weltkrieg den Frieden bewahrt haben, ist überzeugend und verdient die Anerkennung aller, auch der notorischen Armeeabschaffer. Jeder der noch an die Landesverteidigung und die Milizarmee unseres Landes glaubt, muss von diesem militär-geschichtlich fundiert recherchierten Aufsatz zumindest nachdenk- lich gestimmt werden. Ich selber “ziehe meinen Hut”, danke Ihnen für diese detaillierte Darstellung der wahren Gründe, welche unserem Land den Frieden bewahrten.
    Vor Kurzem ist einer meiner Onkels gestorben (geb 1920). Angehöriger der Diamant-Generation (RS mit 19, RekrBat im Einsatz an der Grenze), Füsilier. Ent- täuscht von den Veröffentlichungen einiger Histori- ker, Politiker, und der Fangemeinde des BöFei-Jo! Welche aus Anlass der Diamant-Gedenkfeiern, die Ver- dienste im 2. WK, von Veteranen, Armeeführung und Regierung mit fragwürdigen Aussagen zur Unglaubwür- digkeit verkommen liessen.
    Ihr Beitrag wäre Balsam gewesen auf viele verwundete Soldatenseelen. Das Gebahren einer arroganten Minder- heit, und die Tatsache, dass sich in unserem Land, keine massgebliche Stimme dagegen erhob, ist noch heute ein Zeichen von Respektlosigkeit jenen Wehr- männern gegenüber. Ich wage gar die Aussage, sie ist Teil des Verlusts an Glaubwürdigkeit der aktuellen Armee, und beinhaltet eine Gefahr für den Wehrwillen in unserem Land.
    Es gibt sie noch, diese enttäuschten Schweizer-Wehr- männer(bald werden nur noch einzelne unter uns sein) die von Realitätsverweigerern und pazifistischen Träumern (von denen einige keinen Tag Militärdienst leisteten)geschändet wurden. Die Ignoranz dieser “Spin-Doctors” gegenüber der historischen Wahrheit, darf nicht einfach als Bestandteil des ideologischen Machtkampfs gesehen werden. Sie ist Teil des Sicher-heits-Risikos für Land und Volk.

  5. Fritz Kälin sagt:

    Den Ausführungen von Herrn Gotthard Frick kann/ muss ich als Militärhistoriker Folgendes beifügen (ausser es wurde von ihm aufgeführt und ich habe es in der Eile überlesen):
    Die Réduit-Strategie war eine Notlösung, auf die erst nach Frankreichs Niederlage ausgewichen wurde. Davor hatte sich unser Dispositiv an den westlichen Nachbar angelehnt und General Guisan hatte unsere Neutralität durch geheime Absprachen mit Frankreich nicht unempfindlich geritzt. Dies hätte dem ‘gemeinsamen’ Gegner Deutschland nach meiner Einschätzung ein potentiell gewichtiges Argument zur Nicht(mehr)beachtung unserer Neutralität geliefert.
    Diese Vorgeschichte des Réduits gehört miterzählt und enthält auch eine historische Lektion, die wir nicht vergessen sollten: die Schweiz hatte sich an den vermeintlich stärkeren angelehnt doch diese vermeintlich sichere/vernünftige Strategie verwandelte sich innert eines Monates zu einer gefährlichen Hypothek.
    Sehr wichtig und richtig wurde im Beitrag der damals mehrheitlich vorhandene Wehrwille betont. Ohne einen solchen haben sich vermeintlich eindrucksvolle Wehrmittel à là Maginotlinie als leere Hüllen erwiesen. Ich halte es für denkbar, dass für Hitler und die ganze nationalsozialistische Vorstellungswert die Demonstration von kampfbereitschaft mehr zählte als die nüchterne Gegenüberstellung von Flugzeugen, Geschützen etc. Wie sehr das NS-Regime daran glaubte, dass zäher Kampfwille jegliche militärischen Nachteile wett machen könnte, bewies es in den letzten Kriegsjahren und -Monaten.
    Desweiteren: Wirtschaftliche Kooperation mit dem möglichen Angreifer sticht nicht, wenn dieser dieselben Leistungen (militärisch) umsonst ‘requirieren’ könnte. Wirtschaftliche Kooperationsbereitschaft zuusammen mit militärischer Abwehrbereitschaft erzeugte zusammen ein doppeltes Interesse für das 3. Reich, die Schweiz in Ruhe zu lassen (zumindest bis zum ‘Endsieg’).
    Es darf desweiteren nicht vergessen werden, dass jegliche eigenständige Handlung und Haltung der Schweiz während des Krieges nach einem allfälligen ‘Endsieg’ der europäischen Faschisten sich bitter ‘gerächt’ hätte. Dass die Schweiz/ Guisan im Sommer 1940 die Flinte nicht ins Korn warf, nachdem Frankreichs ‘beste Armee der Welt’ die Waffen niedergelegt hatte, erforderte einiges an Mut – Linke würden hier wohl gerne von ‘sturen/trotzigen Nationalstolz’ reden, dem die Schweiz in einem aussichtslosen Abwehrkampf unnötig Menschenleben geopfert hätte. Doch konnte es im Kampf gegen Hitlers Reich so etwas wie unnötige Opfer überhaupt geben?

  6. Robert Hänggi sagt:

    Liebe Giardinos
    Die Ansicht von Herrn Gotthard Frick, dass wir ein grossartiges demokratisches System haben, kann ich leider nicht teilen. Solange Bundesbern die Volksrechte mit Füssen tritt, ist von einer Demokratie weit und breit nichts zu sehen. Die direkte Demokratie ist nichts weiteres als ein zahnloser Papiertiger. Und Papier ist bekanntlich geduldig. Würde unsere hochwohllöbliche Demokratie nämlich nur einigermassen funktionieren, dann braüchte es auch die Gruppe Giardino nicht.
    Mit kameradschaftlichen Grüssen, Euer Robi Hänggi

  7. Gotthard Frick, z. Zt. Beijing sagt:

    Zum Kommentar von Herrn Robi Hänggi:
    Unser demokratisches System ist weltweit einzigartig. Es liegt an Schweizervolk dafür zu sorgen, dass es vom Bundesrat – mit Hilfe zahlreicher Politiker – nicht zerstört wird. Dass es der Bundesrat und Teile der höheren Beamtenschaft als sehr störend empfinden, ist schon seit einiger Zeit offensichtlich.

  8. Hans Ulrich Suter sagt:

    Zum Kommentar von Herrn Robi Hänggi:
    Wir müssen natürlich, dann auch eher die Schweiz von 1935 mit Hitlerdeutschland von 1935 vergleichen und so gesehen war es ein “grossartiges demokratisches System”. Der Niedergang der Armee nach 1990 und der Niedergang der Qualität der eidgenössischen Institutionen, auch der demokratischen Einstellung der Verwaltung hängen meiner Meinung nach zusammen und insofern ist auch ein Körnchen Wahrheit in ihrem Kommentar. Man könnte auch zynischerweise sagen, dass es vielleicht besser ist, wenn sich die EUphile und demokratiefeindlich gewordene offizielle Schweiz nicht mehr verteidigen kann.

  9. Kai sagt:

    Die schweizer armee würde gegen jeden nachbarn verlieren käme es zu einem krieg alpen schoggihäsli oder käseleibe hin oder her, Ok evt nicht gegen liechtenstein! Diese pfadi gehört freiwillig!

  10. Kai sagt:

    Denn gezwungene soldaten nützen gar nichts und rennen bei der ersten gelegenheit davon! Fragt mal meinen opa 😀 Und ich bin stolz auf ihn denn so hatte ich einen opa!

  11. Josef Brunner sagt:

    Die Historiker der Schweiz, welche die Kriegszeit nur vom Hörensagen kennen, aber mit ihren Geschichtchen das ganze Volk verunglimpfen, enkeln mich zu tiefste an. Da lese ich lieber angelsächsische Historiker, die fairer sind als unsere “Brüder” mit ihren überschnellen Urteilen.

  12. Werner Wollersheim sagt:

    Gut geschrieben, aber nicht der Realität der deutschen Führung entsprechend. Ein Angriff auf die Schweiz hätte D seiner „Bank“ beraubt. Über Devisen könnte man aus Deutschland nicht verfügen. Kriegswichtige Rohstoffe wurden über die Schweiz beschafft, bis etwa Anfang 1944. ich glaube, und damit will ich nicht die Leistung der Väter und Großväter im Reduit schmälern, das diese Uebung das Volk „gefügig“ machen sollte. Mehr nicht.

Kommentare sind geschlossen.