Äusserungen von Denis Froidevaux in der Sendung "Mise au Point" des Westschweizer Fernsehens

Äusserungen von Denis Froidevaux in der Sendung "Mise au Point" des Westschweizer Fernsehens

Frage von Sommaruga Carlo, NR, SP/GE:
“Im Jahr 2006 hat Denis Froidevaux, heute Brigadier und Präsident der Schweizer Offiziersgesellschaft, in der Presse und der Sendung “Mise au Point” des Westschweizer Fernsehens erklärt, die Milizarmee sei krank, die Dienstpflicht sei fakultativ geworden und die Armee bestehe in Zukunft im Kern aus Berufssoldaten, mit nur noch einer kleinen Gruppe von Milizsoldaten.

  1. Hatte der Bundesrat damals den Stabsoffizier für diese Äusserungen zurechtgewiesen?
  2. Wenn nicht, muss der Bundesrat nicht zugeben, dass diese Analyse absolut korrekt ist?”

Die Antwort des Bundesrates auf parlament.ch

 

Kommentare: 5

  1. Walter Häcki sagt:

    Ich danke Herrn Sommaruga und Giardino, dass sie mir die Möglichkeit geben, unseren SOG Präsidenten besser zu bewerten. Die SOG Haltung gegenüber der WEA wird mir so besser durchschaubar. Ich Hofe, dass unser Wehrminister auch merkt. Nach den vernichtenden Stellungnahmen von Giardino und der Gesellschaft der Generalstabsoffoziere. zu WEP sollte dieses Papier definitiv begraben werden und nur die Punkte zur Stärkung der Miliz mit Wiedereinführen von Abverdienen,wie auch der Mobilmachung von gewissen Verbänden umgesetzt werden.
    Auch die Bestandesreduktion darf noch nicht angegangen werden. solange wir nicht wissen wie und welche militärische Leistungen wir in einem 12 Monate Jahresrhythmus sicherstellen.

  2. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos, auf allen Medienkanälen, in der Regierung, im Parlament und sogar in unseren eigenen Reihen, nichts als “Hick-Hack” über grundsätzliche Fragen welche unsere Landesverteidigung und die Ausgestaltung der Armee betreffen. Je länger je weniger fassbar, für den Bürger, welcher noch den Mut aufbringt zu einer glaubwürdigen Landesverteidigung zu stehen!
    Hochstehende Persönlichkeiten (Truppenchef im Generalsrang), welche für die Armee (auch ausser-dienstlich) Verantwortung übernehmen, werden in der politischen Debatte, von der Regierung “im Regen stehen gelassen”. Warum? Weil diese Regierung mehrheitlich selber nicht weiss was sie will! Weil jedes Wort, das in die Oeffentlichkeit getragen wird, “auf die Goldwaage gelegt wird”! Aus einer spürbaren Unentschlossenheit und Unsicherheit in diesem höchsten Führungs-gremium unseres Landes! Aus manifestierter Führungsschwäche, werden Aussagen gemacht, die jeden Untergebenen in der Erfüllung seiner Pflicht behindern. Es überwiegt die Angst vom politisch-ideologischen Gegner attackiert zu werden, statt der Wille zur Durchsetzung der eigenen Pflicht, dem Auftrag des Volkes (Verfassung)zum Durchbruch zu verhelfen.
    Wie lange wollen die politisch und die militärisch Verantwortlichen sich noch gegenseitig belehren und bekämpfen? Es ist höchste Zeit sich endlich auf eine “Unité de doctrine” zu einigen! Diese spedi-tive, nachhaltig und ohne weitere Verzögerung um zu setzen!
    Weitere Scharmützel und Streitereien, welche die WEA behindern, werden sich definitiv zu weiterem Ungemach führen. Sich zu Ungunsten der Landesverteidigung auswirken. Allerdinges eine WEA welche diesen Namen verdient und den Volkswillen ohne “Wenn und Aber” respektiert!
    Dafür ist ein Schulterschluss zwischen den armeebefürwortenden Bürgern und Organisationen eine unabdingbare Voraussetzung.

  3. Franz Betschon sagt:

    Der Vorgang ist bemerkenswert:
    – Da wird also altenkundig, dass Herr Froideveaux vor 7 Jahren eine Standpunkt vertrat, der damals durchaus politisch korrekt war. Zu erinnern ist an die Antwort von Giardino in Sachen Projekt WEA. Dor wird in Kapitel 6. (“Gibt es eine verdeckte Agenda?”) dokumentiert, dass das was der Präsident der SOG damals vertrat, Doktrin des VBS war. Noch vor 5 Jahren schrieb der heutige CdA in der Personalzeitschrift INTRA des VBS: “Die Miliz ist unsere strategische Reserve”. Man beachte, nur “Reserve”, Füllmaterial also, auf das man im Normalfall nicht angewiesen ist und das man nun halt auch noch mitschleppen muss. Der Verdacht, dass es eine verdeckte Agenda immer schon gab und der nun offen auf dem Tisch liegt, wurde möglichst lange in die Kategorie der “Verschwörungstheorien” verbannt.
    – Noch vor wenigen Jahren wurde einem jungen Truppenkommandanten beschieden, er sei nun so ziemlich der letzte Miliz-Bataillonskommandant. Nach ihm müssten diese Positionen für Berufsoffiziere freigehalten werden. Vor noch nicht langer Zeit meinte der Chef VBS, anspruchsvollere Wehrtechnologien könnten nur noch von Berufspersonal bewältigt werden.
    – Heute, Ende 2013, isr der Druck der öfentlichkeit so gross geworden, dass plötzlich das Gegenteil vom Jahr 2006 politisch korrekt zu sein hat. Und so überschlagen sich denn alle möglichen Instanzen mit Bekenntnissen zur Miliz (und zur Neutralität, und zur Unabhängigkeit, und etc.) und zwar lieber einmal mehr als einmal zuwenig.
    – Einige Akteure haben mehr Mühe, plötzlich den gegenteiligen Standpunkt aus der Frühphase der Armee XXI zu vertreten, andere weniger. Meinungen zu ändern ist einfacher als die ausserordentlichen materiellen Schäden zu kompensieren, die durch falsche Strategien und durch das falsche Verständnis von Pflicht entstanden sind.
    – Das beklagte “Hick Hack” ist enstanden weil es nun immer schwieriger geworden ist, den Realitäten ohne Gesichtsverlust ins Auge zu sehen. Dem Vernehmen nach möchte das VBS das Projekt WEA am liebsten in der Schublade verschwinden lassen. Alternativen sind aber kaum sichtbar, es sei denn man stelle endlich fest, dass es stets Bürgergruppen gab, die warnten. “Umkehrkurven” zu fliegen ist nicht mehr möglich wenn man zu lange wartet, wie die Tagesaktualität (23.10.13) soeben schmerzhaft lehrt.

  4. Kurt Anton Brugger sagt:

    Sehr geehrter Herr Betschon, guten Abend Giardinos, ja Herr Betschon treffender kann man in Details, das Dilemma nicht beschreiben, in dem unser Land in Fragen der Armee steckt. Ihre Erfahrungen sind geprägt von den Jahren die Sie als AdA und Verantwortungsträger aktiv im Militärdienst erlebt haben.
    Am Ende meiner eigenen Dienstzeit, habe ich den von Ihnen beschrie-benen Trend, hin zu den Profis noch mit bekommen. Unter den damaligen Militärkameraden und bei mir selber, stellte ich eine grosse Skepsis fest, gegen diese angesagte Entwicklung. Die Miliz, die Neutralität, die Unabhängigkeit wurden in Frage gestellt, unter dem politischen Einfluss der Armeeabschaffer und Pazifisten, einiger Politiker und Generäle. Die Ersten aus Defaitismus und esoterischer Realitäts-verweigerung. Die Zweiten aus ideologischer Verblendung und militär-politischer Abgehobenheit.
    Zwischenzeitlich sind weit über 20 Jahre ins Land gegangen. Die Armee hat mehrere Reorgansationen, mit einschneidenden Veränderungen hinge-nommen. Niemand bestreitet, dass Sollbestände und Bewaffnung ange-passt werden mussten.
    Analysen und Sicherheitsberichte geben unmissverständlich Auskunft woher die Bedrohung zu erwarten ist. Cyberkrieg gefährdet Gesell-schaft und Wirtschaft. Kleinkrieg, Guerillakrieg, kriegerische Handlungen anarchistischer Verbände sind die unberechenbarste Art seinen Gegner zu bekämpfen. Nein nicht modern, aber die nachhaltigste Taktik um Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Was behindert uns eigentlich noch, endlich für die Kampfkraft unserer Armee einen gemeinsamen Nenner zu finden? Dem Sonderfall Schweiz jene Landesverteidigung zu verpassen, die auf Bewährtem aufbaut. Die tra-genden Säulen Miliz, Neutralität und Unabhängigkeit ins Zentrum zu stellen, und die aktuellen Rahmenbedingungen (Sollbestand,Budget) bei der Planung zu berücksichtigen.
    Dieses Modell der Armeebefürworter demjenigen der Defaitisten und Pazifisten gegenüber zu stellen. Ein Modell (man kann es auch WEA nennen) erarbeitet durch Vertreter aller Organisationen welche für eine glaubwürdige Landesverteidigung einstehen. Dieses Modell mit Vehemenz und Herzblut in der politischen Debatte vertreten und wenn nötig mit geeigneten Mitteln durchzusetzen.
    “Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!”

  5. Mit der Schubladisierung der “WEA” ist es natürlich nicht getan. Die Korrektur der Fehlentwicklung der Armee ist tatkräftig an die Hand zu nehmen. Dies wird mit erheblichen Kosten verbunden sein. Die Armeeleitung muss endlich den Mut aufbringen, den Bundesrat,die Eidg. Räte und das Volk mit den Fakten zu konfrontieren und die militärischen Bedürfnisse zu präsentieren. Sie darf nicht einfach den opportunistischen und ungenügend sachverständigen Politikern hinterher stolpern und erklären, wenn das Budget 4.7 Milliarden beträgt, erfüllen wir unseren Auftrag mit diesem Betrag.Die Armeeleitung ist gut bezahlt, damit sie sagt, so geht es nicht und das sind die Folgen. Angeblich soll an einer neuen Doktrin gearbeitet werden. Geschieht dies sachverständig mit der gebotenen Ehrlichkeit, müssen die Verantwortlichen unweigerlich zum Schluss gelangen, für die real existierende Armee lässt sich gar keine glaubwürdige Doktrin ausarbeiten. Dies muss dem Bundesrat und den Eidg. Räten auch klar gemacht werden. Insbesondere ist den politischen Entscheidungsträgern klar zu machen, dass das “Antizipationskonzept”, das nun an Stelle des nicht funktionierenden “Aufwuchskonzepts” vertreten wird, ebenso wenig funktioniert wie dieses. Beim “Antizipationskonzept” handelt es sich um einen blossen Etikettenschwindel.Beide Konzepte sind das Gleiche mit den gleichen Mängeln, die sich mit keiner neuen Doktrin beseitigen lassen.

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