Abwracken, vertuschen, umdeuten – Signale aus dem VBS

Abwracken, vertuschen, umdeuten – Signale aus dem VBS

Beim Durchlesen der ASMZ stosse ich immer wieder auf Artikel, die stutzig machen.
Da wird sich beispielsweise auch Charles Ott gewundert haben, dass sich nun die Höhere Kaderausbildung der Armee (HKA) um die teilstreitkraftübergreifende Ausbildung im Bereich „Air/Land Integration“ zu interessieren beginnt (ASMZ 08/2011, S. 18). Ehrlicherweise werden dabei die Probleme und „Fähigkeitslücken“ aufgezeigt. Den Problemkreis nannte man früher schlicht und ergreifend FLORG und war bestens geregelt. Herbeigeredet werden kann diese aber kaum, da wir nicht mehr über Erdkämpfer innerhalb der LW verfügen. Falls sich irgendwer wirklich für „Kampfdrohnen“ einsetzen will, und dabei sinnvollerweise an Erdkampfdrohnen denken muss, wird man einfach den früheren FLORG-Behelf wieder konsultieren und daraus einen DLORG- Behelf machen. Es wird ja wohl kaum jemand dannzumal alles wieder neu erfinden wollen. Übrigens: Der “Schweizer Soldat” hat letztes Jahr die Wiederaufbauzeit dafür auf ca. 10 Jahre geschätzt, ebenso für eine allfällig erwünschte Wiedereinführung  von Luftaufklärung (nicht Drohnen).
Dass wir gar nicht mehr mobilmachen können, hat auch BR Maurer in Sempach dargelegt. Deshalb  werden jetzt  einfach andere Bezeichnungen eingeführt („System der abgestuften Bereitschaft“) um darzulegen, dass wir ja sehr wohl über ein Mob System verfügen, nur eben über ein solches, das viel moderner ist und der neuem Lage besser Rechnung tragen kann. Die Mobilmachungsoffiziere nennt man nun „Bereitschaftsoffiziere“. Die haben auch schon eine eigene Offiziersgesellschaft. Wie man damit den Forderungen der AWM gerecht werden kann („innert Stunden eine grössere Anzahl Soldaten“) braucht ja nicht unbedingt schon ausgesagt zu werden. Das neue System folgt dem Grundsatz „ das Wahrscheinlichste sofort – das Unwahrscheinliche später!“ Damit hat sich einmal mehr das bequeme Prinzip der Abkehr von der gefährlichsten Feindmöglichkeit hin zur wahrscheinlichsten durchgesetzt (ASMZ 06/2009, S. 26).
Wer die ASMZ 08/2009 S. 31 liest, stellt mit Erstaunen fest, dass es nun ein „Grünes Licht für das Inspektorat VBS“ gibt. Ein Inspektorat – ein Nonplusultra bezüglich Führungsinstrumenten! Bei genauem Hingucken ist dies aber einfach das Inspektorat, das BR Schmid im Juni 2007 aufgelöst hatte, weil es missliebige Prüfberichte schrieb. Selbstverständlich steht in diesem ASMZ-Artikel kein Wort, dass es genau dasselbe zwei Jahre früher schon gab und der Chef neu ein Berufsoffizier ist und nicht mehr ein Verwaltungswissenschaftler (Hofmeister). Übrigens hat auch das neue Inspektorat bereits einen heissen Bericht zum FIS Heer verfasst und dringend eine administrative Untersuchung verlangt. Letztere wurde von BR Maurer auch angekündigt, dürfte aber bis auf weiteres nicht stattfinden, denn es würden dann nicht nur die Karrieren des Ex-Rüstungschefs  in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch von anderen HSO, die über die desaströsen Verhältnisse im Projektmanagementsystem FIS Heer Kenntnis hatten.
Unsere 3x5er-Regel trifft fast ideal auf den Nachrichtendienst zu: UNA zerstört 1995, wieder eingeführt 2010 (ASMZ  Nr. 01/02 – Januar 2010). Oh Wunder oh Glück mit einem Chef der zweckmässigerweise gar nichts vom ND zu verstehen braucht (dafür die Verwaltung bestens kennt und seinen Job für eine genehmere Person als Generalsekretär des VBS freigemacht hat: M. Seiler).
Etc.  Etc.
Nun, die Zeit arbeitet für das VBS. Ältere Kenntnisträger („dummi Sieche“) werden sich noch eine Weile weiter wundern und sich dann gelegentlich Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg anschliessen, worauf dann endlich (betretene?) Ruhe im VBS einkehren könnte.