Arbeitszufriedenheit der Milizangehörigen der Armee

Arbeitszufriedenheit der Milizangehörigen der Armee

Was in der Privatwirtschaft schon lange erkannt, wird in der Armee stark vernachlässigt, nämlich der Wert der Personalressourcen. Einseitig steht nur das Berufspersonal im Fokus, genauso wichtig ist jedoch die Zufriedenheit und damit die Motivation der Milizkader und Milizsoldaten in der Armee. Die Ter Reg 2 hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit (Bachelor Thesis an der FHS St. Gallen, Hochschule für angewandte Wissenschaften) die AdA in einem WK Verband mit einer Internetumfrage über die Zufriedenheit mit der Dienstleistung und der Armee befragt.
von Oberst i Gst Markus Näf, SC Ter Reg 2
Befindlichkeit der Kader und Soldaten als Meinungsmultiplikator
Auslöser für die Befragung war eine unterschiedliche Wahrnehmung der Aussagen von Kadern und Soldaten über die Qualität der Dienstleistungen. Der Stabchef der Ter Reg 2, Oberst i Gst Markus Näf, ist überzeugt, dass das Bild der Armee in der öffentlichen Wahrnehmung von den Erfahrungen der Soldaten abhängt, die sie als Meinungsmultiplikator in die Bevölkerung hinaustragen. Es geht auch darum, die Erwartungen und Anforderungen der Generation “Y” an die Armee zu verstehen, damit sie nicht aus Unzufriedenheit oder wegen interessanteren Optionen die Institution Armee über den Zivildienst oder den „blauen Weg“ einfach verlässt.
Die Ter Reg 2 führt aufgrund der Piloterhebung die Umfrage im nächsten Jahr bei allen ihr unterstellten Bataillonen durch. Die Erkenntnisse fliessen direkt in die zukünftigen WK-Planungen ein, soweit sie im Verantwortungsbereich des grossen Verbandes liegen. Die Umsetzung der Massnahmen wird mit zusätzlichen Massnahmen wie einem Vorgesetztentag im WK und einem jährlichen Kdt Seminar abgerundet. Ziel der Massnahmen sind zufriedene Kader und motivierte Soldaten, die von ihren Aufgaben überzeugt sind.
In der Armee wurden bisher nur Rekrutenbefragungen oder die militärsoziologischen Studien zur Einstellung der Bevölkerung zur Armee durch Prof. Haltiner untersucht. Offensichtlich interessierte sich die Berufsorganisation der Armee bisher nicht im gleichen Ausmass über die Befindlichkeiten der Miliz.
Kader weniger zufrieden als WK-Mannschaft
Intuitiv wurde erwartet, dass die Zufriedenheit der AdA mit der Rangstufe abnimmt. Die Mannschaft bewertet jedoch die Dienstleistung (WK) auf einer Zufriedenheitsskala von 1-10 im Durchschnitt mit dem Wert 5.3 gerade noch als akzeptabel (Wert 5.0). Die Zufriedenheit der Unteroffiziere liegt knapp unter dem Referenzwert für “akzeptabel” bei 4.8. Der Zufriedenheitswert der Offiziere liegt mit 3.7 deutlich im Bereich der Unzufriedenen. Unzufriedene Kader können die Mannschaft nicht motivieren und ihr die Sinnhaftigkeit der Armee nicht vermitteln. Aufgrund des Medians kann gesagt werden, dass rund die Hälfte der AdA mit einer negativen Erfahrung aus dem WK nach Hause gehen. Hier sind Massnahmen notwendig.
In einer ersten Ursachenanalyse wurden vor allem die zunehmenden Sachzwänge und die Fremdbestimmung identifiziert. Die Zfhr kommen den Druck von beiden Seiten zu spüren, von den Kdt und von der Mannschaft. Eine zuverlässige und vorausschauende Planung, eine verlässliche Führung und konsistente Informationen sind für die Kader wichtig.
Organisation und Anforderungen
Für die Mannschaft sind hohe Anforderungen kein Problem. Hingegen wird die Effizienz in der Organisation und Effektivität der Ausbildungsmodule teilweise bemängelt. Keiner der Befragten fühlt sich im WK überfordert. Im Gegenteil, über die Hälfte der Dienstleistenden geben an, dass sie unterfordert wären und nichts Neues lernten. Für die Zufriedenheit ist der Dienstbetrieb und damit auch Unterkunft, Verpflegung, Sport und Freizeit wichtig. Die Anforderungen werden hier aber an den zivilen Ansprüchen, analog von Aus- und Weiterbildungen von Firmen und Hochschulen, gemessen.
Aufgrund der Ergebnisse kann auch festgestellt werden, dass die Bewertung nicht vom Ausrüstungs- oder Investitionsstand abhängig ist, sondern von der Führungs-, Organisations- und Ausbildungskompetenz. Diese sind nicht primär budgetabhängig.
Kaderförderung durch Vorgesetztentage
In den WK Verbänden der Ter Reg 2 werden Vorgesetztentage für die unteren Kader durchgeführt. Ziel dieser Anlässe ist es, den Vorgesetzten aus der Privatwirtschaft, die selber oftmals keine Militärerfahrung haben (z.B. Frauen, Ausländer) oder die aktuelle Armee nicht mehr kennen, über die Anforderungen und Fähigkeiten zu informieren, welche ihr Mitarbeiter im WK trainiert oder erwirbt. Mit dieser Veranstaltung können Entscheidungsträger, welche Kader für den WK freistellen, direkt angesprochen werden.
Das Echo der Teilnehmenden war äusserst positiv. Eine Pflegedienstleiterin eines grossen Alterszentrums machte die Aussage, erstmals zu verstehen, was der ihr unterstellte Pfleger im WK als San Uof überhaupt macht und welche Führungsfähigkeiten und welches Wissen er dabei erwirbt.
Die Vorgesetztentage werden 2012 bei allen Verbänden der Ter Reg 2 weitergeführt.
Kdt Seminar
Der Kdt Ter Reg 2 führt jährlich ein zweitägiges Seminar mit allen Kp Kdt, Bat Kdt und C KTVS durch. Dabei geht es um die persönliche Weiterbildung der Kdt ohne den Druck der Truppe im WK. Daneben geht es auch um die Pflege der Kameradschaft und den Erfahrungsaustausch untereinander. Der Kdt Ter Reg 2 will mit dem Seminar den Unterstellten auch die Wertschätzung für ihren Einsatz ausdrücken. In diesem Jahr behandelte das Seminar Fragen im Bereich Verkehr mit einem Besuch der ASTRA Verkehrsleitzentrale in Emmen oder des Schwerverkehrszentrums in Erstfeld. Im Rahmen der Weiterbildung beschäftigten sich die Kommandanten mit dem Disziplinar- und Militärstrafrecht. Ein Besuch auf dem Rütli bei schönstem Herbstwetter rundeten das Seminar ab.
Der persönliche Austausch unter den Kdt wird von diesen als motivierend beurteilt und fördert eine verstärkte Zusammenarbeit.

2 Kommentar(e):

  1. Hans-Jacob Heitz:
    05 Nov 2011
    Beste Motivation und Ansporn war und bleibt das Anvertrauen von Verantwortung, wobei immer auch genügend Handlungsspielräume zugestanden werden müssen. Nur so können neue kreative Lösungen erwirkt werden, wobei immer auch die Chance eingeräumt sein muss, ungestraft Fehler begehen zu können. Hier aber soll es wie ich immer wieder höre mangeln, da die da “oben” glauben alles unter Kontrolle halten zu müssen. Zu kurze Leinen sind demotivierend. Wie sollen denn junge Kader sonst Erfahrungen sammeln und Lehren ziehen können?
  2. Klee Werner:
    05 Nov 2011
    Ein sehr richtiger und wichtiger Kommentar !

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