Armee Kopfstruktur – Mögliche Lösung

Armee Kopfstruktur – Mögliche Lösung

Die beiden Beiträge (Beitrag 1, Beitrag 2) über eine neue Kopfstruktur der Armee wurden da und dort zur Kenntnis genommen. Der letzte “Think Tank” des Kdt HKA hat sich ebenfalls mit dieser Kopfstruktur beschäftigt und Implikationen für die HKA erarbeitet. Als nicht gefordertes “Nebenprodukt” entstand dabei eine eigene Variante einer Kopfstruktur, welche von einer Gruppe Gst Of konzipiert wurde. Diese Variante wird hier im Sinne eines konstruktiven Beitrages zur Diskussion “Kopfstruktur” präsentiert. Sie soll zur Diskussion anregen. Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

Führungsmodell
Die Armee ist in drei Teilen gegliedert: 1) Einem Ausbildungsgefäss für technisch-taktische sowie Führungs- und Stabsausbildung; 2) Einem Einsatzgefäss mit Einsatzformationen in der Luft und am Boden; 3) Einem Supportgefäss für logistische und führungstechnische Basisdienste.
Die mittel- und langfristige Entwicklung der Armee wird aus dem Armeestab geführt, wobei der Armeestabsteil SCOS nicht mehr darin enthalten ist.

Armeeausbildungschef (AAC)
Der AAC ist verantwortlich für die Ausbildung von der Rekrutenschule bis zur Stufe HSO. Er beübt die Armeeführung, das Einsatz- und Supportkommando. Ihm kommt somit auch die Rolle des “SCOS” zu. Dazu ist ihm ein Stab Operative Schulung zugewiesen. Als KKdt verfügt er über die nötige Durchsetzungskraft.
Aufgrund von Erkenntnissen aus Übungen kann der AAC die Ausbildungsinhalte schnell anpassen. Er entwickelt daher auch die Doktrin weiter.

Kdo Technische Ausbildung der Armee (TAA)
Das Kdo TAA ist verantwortlich, dass das gefechtstechnische und taktische Grundhandwerk bis auf Stufe Einheit vermittelt wird. Sechs Lehrverbände (LVb Inf/MP, Pz/Art, G/Rttg, Flab, Log und FU) sowie das Kdo BUSA sind ihm unterstellt. An ihm ist es, möglichst viele geeignete Kader für die Weiterausbildung zu rekrutieren.

Kdo Höhere Kaderausbildung (HKA)
Die HKA wird als einmalige “Führungsakademie” oder “Akademie für praktische Führungsausbildung” in der Schweizer Bildungslandschaft positioniert und vermarktet. Mit der MILAK verfügt diese Organisation über ein wissenschaftliches Standbein. Hier sollen HSO (auch in betriebswirtschaftlichen Fächern) aus- und weitergebildet werden. Die Generalstabsschule (Gst S) bildet Generalisten aus, welche in der gesamten Armee an Schlüsselpositionen eingesetzt werden. Mit der “Führungs- und Stabsschule” (FSS), heute “Zentralschule” werden Führungspersonen und Stabsmitarbeiter ausgebildet.
Dieser Fokus auf “Führungsausbildung” ist einmalig in der Schweiz. Der “swiss leadership approach” mit der FSO kann auch international hervorragend in Szene gesetzt werden und wird gegen aussen geöffnet. Das theoretische Wissen wird zwar vermittelt, die Praxis erhalten aber nur Angehörige der Armee (und der Blaulichtorganisationen), die damit einen Erfahrungsvorsprung gegenüber den zivilen Absolventen aufweisen würden.

Einsatzkommando
Dem Einsatzkommando sind 8 Kommandanten unterstellt: Der Kdt Luftwaffe, der Kommandant “Boden” sowie die sechs Kommandanten der Territorial Regionen. Die Koordination läuft über den Führungsstab.
Um den “Joint-Gedanken”, bzw. den “Kampf der verbundenen Waffen” auch mit der dritten Dimension zu leben, sind die Heeresformationen und die Luftwaffe dem Einsatzkommando unterstellt.

Kdo Luftwaffe
Der Kdt LW im Range eines Divisionärs befehligt den Einsatz- und den Lehrverband Flieger. Damit wird sichergestellt, dass das “System Luftwaffe” aus einer Hand und “im kleinen Loop” geführt werden kann. Der Lehrverband Flab untersteht neu dem Kdt TAA.

Kdo Boden – das “Kampf Kdo” (“Verteidigungskompetenz”)
In diesem Verband befindet sich der “Verteidigungskern” der Armee. Neben dem Kommando Spezialkräfte und den beiden Panzerbrigaden sind verschiedene Dienstleistungstruppenkörper (HQ, Aufkl, Log, San) in einem Stabsregiment zusammengefasst. Mit der Mil Sich als Element der ersten Stunde verfügt dieser Verband auch über ein Element, welches im Übergang zwischen “Konflikten unterhalb der Kriegsschwelle” und dem eigentlichen Verteidigungskampf eingesetzt werden kann.

Territorial Regionen / Divisionen
Gemäss Auftrag der politischen Behörden, soll das Schwergewicht der militärischen Verbände den Kantonen zur Unterstützung zugewiesen werden können. Aus diesem Grund wird die Anzahl der Ter Reg auf sechs erhöht. Mögliche Regionen wären etwa:

    • GE, VD, NE, FR (Léman)
    • JU, BS/BL, BE, SO (Jura)
    • GR, TI, VS (Alpensüdseite)
    • UR, SZ, OW/NW, LU (Vierwaldstättersee)
    • AG, ZH, SH, ZG (Zürich)
    • TG, SG, AI/AR, GL (Ostschweiz)

Diese Verbände verfügen neben einem Stab über die “Kantonalen Territorial Verbindungsstäbe” (KTVS). Im Stabs Regiment sind Dienstleister für die Truppe zusammengefasst, also ein HQ/FU Bat, ein Ristl Bat für die Verbindungen, ein Log Bat und allenfalls ein Infra Bat. Je nach Region können spezielle Bat integriert werden. Im Rettungsregiment sind jene Mittel zusammengefasst, welche primär bei Naturkatastrophen eingesetzt werden, also: Kata Hi Bat, San/Spit Bat sowie je nach Verfügbarkeit und Region ein G Bat, ein Rttg Bat oder eine ABC Abt. Mit dem Infanterieregiment wird ein alter Bekannter zurück gebracht. Es besteht aus drei Inf Bat sowie einem MP Bat, damit auch der “Ordnungsdienst” bereits vor Ort verfügbar ist. Um Bedrohungen aus der Luft abwehren zu können werden sensible Objekte durch eine Flab Abt geschützt.

Kdo Armee Support
Der Kdt Armee Support ist in Personalunion auch entweder Kdt FUB oder Kdt LBA. Die Stellvertretung ist analog geregelt. Der LBA bzw. der FUB bleiben die Einsatzverbände Log Br 1 bzw. FU Br 41 unterstellt, wobei diese einige Mittel in die Ter Reg abgegeben haben. Es bleiben also noch einige Spezialisten wie etwa die EKF Abt oder das VT Bat.

Gesamte Kopfstruktur als PDF

9 Kommentar(e):

  1. Hans-Jacob Heitz:
    31 Oct 2011
    Vorschlag leutchtet mir ein. Verstehe ich richtig, dass der Chef A Stab bis zu einem gewissen Grad die Funktion des Generastabschefs wieder aufleben lässt, was ich sehr begrüssn würde, da einer ausgewiesenen Notwendigkeit ensprchend.
  2. Oberstlt i Gst Dékany:
    31 Oct 2011
    Eine neuerliche Dezentralisierung der FU Mittel ist ein NO GO – die Komplexität in der Planung und Führung – hauptsächlich der Übertragungsnetze – verbunden mit der Ressourcenknappheit beim technischen Material und den stets älter werdenden Systemen lässt einen dezentrale Organisation nicht zu.
    Wir haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt immer noch zuviele Schnittstellen innerhalb der FUB sowie zwischen FUB und LW. Wenn wir den Hauptprovider (FU Br 41) schwächen (Ristl Bat den Ter Reg unterstellen), schaffen wir noch mehr Schnittstellen.
    Die FUB hat in den vergangenen Jahren wiederholt gezeigt, dass sie komplexe Einsätze erfolgreich zu bewältigen vermag. Dies liegt meines Erachtens daran, dass die FU Leistung je länger je mehr aus einer Hand erbracht wird. Mit dem ES 08/11 und der Reduktion der FU Bat bzw der Einteilung aller Tm Mittel in die Ristl Bat wird die Prämisse “FU Leistungen – alles aus einer Hand” konsequent weitergeführt. Endlich wurde ein Entscheid, der sowohl “übermittlungstaktisch”, als auch finanziell durchdacht gewesen ist, umgesetzt.
    Die Bemerkungen betreffend FU in der erwähnten Kopfstruktur sind somit meines Erachtens falsch.
  3. Heinrich J. Heer:
    31 Oct 2011
    Wie sehen die Führungsabläufe konkret aus? Erfüllen diese Vorschläge das Prinzip der Einfachheit?
    Defakto sind die vorgeschlagenen Strukturen mehrdimensionale Matrix-Organisationen. Das kann zu sehr viel innerer Reibung führen.
    Wie gedenkt man diese Ideen zu testen?
    Ohne Tests bleibt das “Was kommt nachher?” diffus.
  4. Jean Pierre Peternier:
    31 Oct 2011
    Gemessen an den verfassungsmässig geforderten Armeeaufträgen und den politisch erstrebten finanziellen Ressourcen ist die vorgestellte mögliche Lösung einleuchtend und effizient. Insbesondere ermöglicht diese die beiden heiklen Armeeaufträge der friedenssichernden Einsätze im Ausland und der Unterstützung der Sicherheitskräfte im Inneren klar strukturiert abzuwickeln. Auch ermöglicht die vorgeschlagene Lösung eine allfällige Herauslösung der Mil Sich zugunsten einer Schaffung neuer oder Erhöhung bestehender Polizeikräfte in der Schweiz, da das Bestandesdefizit von 2000-3000 Polizisten längerfristig kaum mehr ignoriert werden kann. Noch nicht beurteilen lässt sich die Auswirkung dieser Lösung auf die Erhöhung des Anteils Milizoffiziere in höheren Chargen.
  5. Beat Eberle:
    31 Oct 2011
    Die Fähigkeit, friedenserhaltende Operationen gesamtheitlich zu führen (Rekrutierung, Ausbildung, Verlegung, Einsatz, Versorgung, Rückverlegung, AAR etc.) benötigt eine von der “WK-Armee” losgelöste Struktur. Diese ist nicht abgebildet, gehört aber, wie das Komp Zen ABC, zum “Ei Kdo”.

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