BaZ: Warum die neuen Kampfjets vielleicht doch noch abstürzen

BaZ: Warum die neuen Kampfjets vielleicht doch noch abstürzen

Die Bestellung, die das Parlament in der Herbstsession aufgegeben hat, ist klar: Ab 2014 soll die Armee 5 Milliarden Franken statt wie vom Bundesrat verlangt 4,4 Milliarden kosten. Und ab dem gleichen Jahr soll die Schweiz neue Kampfflugzeuge kaufen – also nicht erst ab 2019, wie dies der Bundesrat wollte. Unklar ist, wie die Bestellung bezahlt werden soll. Darüber will der Bundesrat jetzt rasch Klarheit schaffen: An seiner heutigen Sitzung wird er laut einer zuverlässigen Quelle Verteidigungsminister Ueli Maurer und Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf beauftragen, bis Anfang 2012 die «Entscheidgrundlagen für allfällige Sparmassnahmen» zu liefern. Zuvor – laut neustem Fahrplan schon Ende November – wird er sich für einen der drei evaluierten Flugzeugtypen entscheiden, womit auch bestimmte Zahlungsfristen verbunden sind.
Weiterlesen auf bazonline.ch

 

Kommentare: 6

  1. Gotthard Frick, z. Zt. Beijing sagt:

    Beijing 5.11.2011
    Können Kampfjets starten?
    Der Verfasser setzt sich sehr für eine glaubwürdige, auch vom Umfang her starke Landesverteidung ein. Das hindert ihn nicht, eine kritische Frage zur Kampfflugzeug-beschaffung zu stellen.
    Mit dem Hinweis auf die Reichweite, Präzision und Wirkung moderner Waffen schliesst das Verteidigungsdepartement (VBS) gegenwärtig die zahlreichen, erst kürzlich erstellten, sehr feuerkräftigen Bison- und Festungsminenwerferanlagen. Das Parlament wurde zu diesem schwerwiegenden Entscheid nicht befragt, auch das Volk nicht, das diese nach aussen teils sehr kleinen, stark verbunkerten Anlagen finanzierte und dem sie gehören.
    Gleichzeitig will das VBS neue Kampfjets beschaffen. Die Luftwaffe hat drei Hauptaufgaben: Im Frieden die Kontrolle des Luftraumes, im Neutralitätsfalls, wenn anderswo Krieg herrscht, den Kriegsparteien die Benützung unseres Luftraumes zu verwehren, und im Kriegsfall den Kampf.
    Fangen mit dem Kriegsfall an. Dafür müssetn wohl modernere Flugzeuge beschafft werden, wie das vom Parlament ja beschlossen wurde. Aber hier kommt die kritische Frage: Am Boden sind die Besatzungen, die Flugzeuge und deren rückwärtige Infrastruktur in den Kavernen wahrscheinlich auch heute noch sehr gut geschützt, ausser wenn ein Angreifer Atomwaffen einsetzen sollte. Aber wie steht es mit den wenigen verfügbaren, kilometerlangen Pisten? Sind sie nicht aus grosser Distanz ungleich viel einfacher zu treffen und zu zerstören, als die im Vergleich zu den Pisten winzigen Bison- und Minenwerferfestungen? Kaum wären sie repariert, würden sie wieder zerstört. Warum soll die Begründung des VBS für die Aufgabe der Festungen nicht auch für die Pisten als unendlich viel grössere Ziele gelten? Deshalb die Frage an das VBS: „Können die Pisten im Kriegsfall betriebsbereit gehalten werden oder bleiben die Kampfjets in den Kavernen blockiert?“ Diese Frage sollte sehr überzeugend und positiv beantwortet werden, bevor neue Kampfjets beschafft werden.
    Die beiden anderen Aufgaben, die Luftraumübewachung im Frieden und den Neutralitätsschutz können unsere Hornets, vorher falls nötig durch im Ausland nicht mehr gebrauchte Exemplare des gleichen Types günstig ergänzt und jeweils nachgerüstet, noch lange übernehmen. Da die Flotte vereinheitlich wäre, ergäbe das auch noch Einsparungen bei der Lagerhaltung und dem Unterhalt.
    Falls das VBS diese Versicherung nicht abgeben kann, sollte sich das Parlament Alternativen überlegen und mit den eingesparten Mitteln z.B. Kampfhelikopter anschaffen, deren Basen wir im Gebirge wesentlich besser schützen könnten.
    Gotthard Frick, z.Zt. Beijing, China

  2. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich denke wir müssen davon ausgehen, dass die ganze Armee wiederaufgebaut werden muss. Daher dürfte die Beschaffungsreihenfolge von der Komplexität des Waffensytems abhängen. Es macht daher Sinn sich für die Kampfflugzeuge einzusetzen. Ich sehe aber zwei Probleme: Erstens sind offensichtlich immer noch Teile des VBS mit der Demobilisierung der Armee beschäftigt, worauf der Festungsabbau hinweist. Zweitens habe ich, als zugegegbenermassen Laie, den Eindruck als würde die Flugzeugevaluation nie gut ablaufen. Die letzte sinnvolle Beschaffung war der Hunter. Die Mirage wurde in ungenügendem Ausmass beschafft um die Kariere von Furgler, nicht dem Sportreport, dem anderen, zu fördern. Der Tiger (Erstflug 1959) war schon bei der Beschaffung veraltet, die F/A-18 ist zwar ein gutes Flugzeug, aber mit seinen überflüssigen Trägereigenschaften wurde es zu teuer ausserdem ist der F/A-18 ein hervorragender Jagdbomber, eine Fun ktion für die er in der Schweiz nicht voirgesehen ist, warum nicht die F-15 oder die F-16? Auch bei der jetzigen Entscheidung wird es wohl auf einen Fehlkauf hinauslaufen. Ich stimme mit meinem Vorredner überein, dass man das Gesamtsystem betrachten muss, aber zum Gesamtsystem gehört auch die notwendige Einstellung und da fehlt es und daran muss man noch mehr arbeiten als bei der Bescahffung von Material, die ja beim “reichsten Land der Welt” kaum ein prinzipielles Problem darstellen dürfte.

  3. Sam Wilfried sagt:

    Start ab Flugzeugträger überflüssig? Gerade weil die Flugplätze in unserem eigenen Land sehr verletzlich sind, ist diese Fähigkeit zwingend notwendig, wenn die Schweizer Luftwaffe auch nach Zerstörung der eigenen Flugplätze weiterhin einsatzbereit sein soll.
    Deshalb werden die Schweizer Piloten ja auch für Trägerstarts und -landungen ausgebildet und ein Teil hat sogar das Zertifikat für solche Ausbildungstätigkeiten.
    Ob dann die Träger im Mittelmeer oder im Atlantik stehen und welches Hoheitszeichen sie tragen, ist sekundär. Was jedoch klar ist, dass das im Alleingang nun definitiv nicht mehr geht.

  4. Hans Ulrich Suter sagt:

    @Wilfried.
    Also das ist doch wohl nicht ihr Ernst? Soviel ich weiss waren nur 2 Piloten dafür ausgebildet (einer war Keckeis) auf Trägern zu landen (starten kann wohl jeder der die Beschleunigung ab Dampfkatapult überlebt), wenn jetzt mehrere Piloten dies können, so müssten sie die Lizenz von den US Navy haben, das ist neutralitätspolitisch höchst problematisch, da es ja absolut nicht in Frage kommt, dass man Militäreinsätze von US carriern aus fliegt, obwohl ich zugeben muss, dass es wohl eine gute Uebung ist, wenn man das kann. Es ist auch nicht zulässig, dass die Luftwaffe im Verteidigungsfall ihre Flugzeuge bei Fremdmächten platziert, das würde der Sieger auch nicht zulassen…Es gab mal Gerüchte dass man Kavernen mit Dampfkatapulten hat…aber das waren eben Gerüchte. Um es nochmals deutlich zu sagen. Schweizer Flugzeuge auf amerikanischen, chinesischen, russischen oder französischen Trägern sind im Ernstfall absolut inakzeptabel!

  5. Brugger Kurt sagt:

    Liebe Gardino-Freunde, Sie sind sicher alle bei der Luftwaffe eingeteilt. Ihre Ueberlegungen sind sicher richtig, aber sie finden mE nicht zur richtigen Zeit statt. Die Luftraumüberwachung und die LR-Verteidigung ist ein sehr wichtiger Teil des Verteidigungskampfes den die Armee gegen einen Agressor zu führen hätte. Ich bin ohne wenn und aber für die Beschaffung (Ersatzbeschaffung) bei der Flugwaffe. Es geht aber um den richtigen Zeitpunkt, in welchem diese thematisiert wird. Ich bin überzeugt zur Zeit ist dieser nicht richtig gewählt.Die Diskussion zum Thema Landesverteidigung und allem was dazu gehört (Wehrwillen, Wehrpflicht, Armee, Beaffnung, Ausrüstung) wird zur Zeit derart kontrovers geführt (nicht einmal die vermeintlichen Armeebefürworter sind sich einig), dass zuerst in dieser Grundsatzfrage eine “Unité de doctrine” gefunden werden muss.Darauf können wir aufbauen und dann den Flieger beschaffen, den “die beste Armee der Welt” für die Luftraumverteidigung braucht.

  6. Elmar Hutter sagt:

    Der Gripen – bzw. Gripen NG – ist im Ankauf und im LANGJÄHRIGEN Unterhalt(!) der kostengünstigste Jet der drei evaluierten Kampfflugzeuge. Er würde das Armeebudget nicht überstrapazieren. Für den Luftpolizeidienst in Friedens- und Spannungszeiten ist diese schwedische Maschine bestens geeignet.Im Konfliktfall kann das von Milizsoldaten gewartete Mehrzweckflugzeug von improvisierten Pisten und geeigneten Strassenabschnitten aus zugunsten unserer Bodentruppen operieren. Damit ist ein dezentraler Einsatz gewährleistet, was ja auch ein Grundgedanke des schwedischen Luftverteidigungskonzeptes ist.
    Was die derzeitige Diskussion um den Tiger-Ersatz betrifft, vermisse ich bei den Parlamentariern eine ganzheitliche Betrachtung der Luftraumsicherung. Die sich abzeichnende Verschärfung der Lage im Mittleren/Nahen Osten könnte nämlich rascher als viele denken auch unseren Kontinent in Mitleidenschaft ziehen. So besitzt unser Land heute keine Verteidigungsmöglichkeit des oberen Luftraumes gegen Mittelstrecken-Raketen etc. . Es kann durchaus der Fall eintreten, dass Europa von einer künftigen Kriegspartei militärisch erpresst wird.
    Meiner Meinung nach sollte sich unser Land schwergewichtig auf die Boden-Luft-Abwehrfähigkeit gegen allerlei bemannte oder unbemannte Angriffswaffen konzentrieren. Um die dafür notwendigen Mittel zu erhalten, ist ein kostengünstiger Kampfjet einem teuren Hochleistungsjet vorzuziehen.

Kommentare sind geschlossen.