Leserbrief: Entschluss- und Führungslosigkeit im VBS

Leserbrief: Entschluss- und Führungslosigkeit im VBS

Wir publizieren gerne auch längere Stellungnahmen von unseren Mitgliedern in unserem Blog. Ihr Beitrag ist willkommen. Heute meldet sich Johannes Fischer zu Wort:
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Ich beklage weiterhin eine gewisse Entschluss- und Führungslosigkeit im VBS. Der C VBS muss sich mit Entschlüssen exponieren, das Gros des Volkes erwartet es. Er sollte sich nicht treiben lassen von höh Stabsof, denen ihre Karriere wichtiger ist als die Erfüllung der Pflichten, die in der Sicherheitspolitik jetzt dringend erforderlich sind. Der C VBS kennt die Probleme im Wesentlichen. Wir wissen selbstverständlich, dass er gefangen ist in den Verhältnissen 6 : 1 im BR und 70 : 30 in NR.
Das darf ihn nach all dem, was geschehen ist, nicht davon abhalten, ungeachtet der politischen Folgen das zu veranlassen, was die BV und das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung verlangen. Nur so kann der Zerfall der Milizarmee aufgehalten werden. Ich denke an Martin Luther. Ich nehme die Reaktionen darauf in Kauf. Der C VBS weiss auch, dass in seinem Untergebenen-Bereich Unloyale sind. Hinweis dafür sind die oft verwirrenden und widersprüchlichen Mitteilungen aus dem VBS, von wem auch immer. Es darf nicht angehen, dass z.B. der C Heer an einer Veranstaltung sagen kann, die Landesverteidigung hätte nicht mehr erste Priorität. BV und Parlament geben die Richtung vor, nicht der eigenmächtige Herr KKdt. Willy Stelzer, Mitglied ekt Giardino kann berichten, was ihm ein SR berichtet hat, wie man den Parlamentariern durch Funktionäre des VBS Sand in die Augen gestreut hat, ihnen weisgemacht hat, man hätte kein Geld, anstatt zu fordern, die Mittel müssten bereit gestellt werden. Der Eindruck, dass die Armee sich selber in die desolate Lage gebracht habe, ist greifbar.
Ganz klar fehlt die frühere Stelle des SCOS mit der Aufgabe, die strategischen und operativen Fragen gemeinsam auf höchster Ebene mit Militär und Exekutive/Legislative/Verwaltung zu behandeln und in Übungen zu festigen.
Zudem kann man sich ernstlich fragen, ob die Einrichtung des CdA richtig ist. Bei der A 61 war es sicher besser. Kann doch einmal geprüft und mit den neuen CdA-Lösung verglichen werden. Zur Erinnerung: Landesverteidigungskommission oder ähnlich hiess die Institution. Es hatte funktioniert.
Immer daran denken, wir haben (noch, vielleicht bald nicht mehr, wenn weiter so geschlampt wird) eine Milizarmee, die erst auf Aufgebot hin in Aktion tritt. Also kein stehendes Heer mit Reserveformationen. Das sind ausländische Modelle. Können nicht auf die Milizarmee angewandt werden. Aber, dies funktioniert nur, wenn Wehrwille und Wehrgerechtigkeit vorhanden sind. Das Öffnen der Schleusen beim Zivildienst untergräbt diese beiden wichtigen Fundamente der Milizarmee.
Und, wir haben eindeutig zu viele Generäle. KKdt Simon Küchler hat dies einmal dargelegt mit Vergleichszahlen jetzt und bei der A 61. Unglaublich, italienische oder österreichische Verhältnisse. Zudem haben auch nach BR Schmid sehr fragliche Ernennungen stattgefunden. Gerne äussere ich mich mit belegten Beispielen, falls gewünscht.
Johannes Fischer, Stans

 

Kommentare: 7

  1. Franz Betschon sagt:

    Ja, es fehlt ein SCOS, und zwar einer mit Zähnen. Heute ist ein Brigadier mit der Vorbereitung der nächste Übung betraut. Der SCOS war früher ein Divisionär und nach dem GstC der zweitwichtigste Mann. Er erhielt seine Aufträge vom Bundesrat, wenn es um Truppenübungen und vom Gesamtbundersrat, wenn es um armeeübergreifende Übungen ging. Später nahm ein Oberst diese Funktion ein, von dem sich die HSO nicht beüben lassen wollten und dies auch lautstark an der Papiermühlestrasse herumpupten. In der Kantonsschule war auch ein Lehrer der beliebteste, der keine Prüfungen machte. Herrgot, war das schön! Und so denken auch die HSO, von denen ohnehin die meisten nur Bürogeneräle sind.

  2. Eleazar Ben Ya'ir sagt:

    Entschluss- und Führungslos wirkt die Armee nur aus dem Blickwinkel der verfassungsmässigen Aufgabe der Armee. Die wissen genau was sie tun und verfolgen dieses Ziel systematisch, schon seit Jahren.
    Zuerst muss die Ineffizienz der Milizarmee dem Volk klargemacht werden um für eine Berufsarmee eine Mehrheit zu erlangen. Die persönlichen Beweggründe sind etwa dieselben wie auch die Reichswehr Offiziere hatten als sie bereitwillig in die Wehrmacht wechselten. Karriere.
    Es wird eine konsequente Zersetzung der Wehrkraft betrieben, was im Ernstfall mit Landesverrat gleichgesetzt werden kann. Ganz im Sinne der Geistigen Landesverteidigung muss jedem Schweizer klar sein, dass er Miliz-Soldat ist und bis zum Tod bleiben wird.

  3. Franz Zemp sagt:

    Ich teile die Meinung mit Johannes Fischer aus Stans 100 %ig. Wir brauchen in unserem Lande, nicht bloss in der Wirtschaft oder Politik, sondern auch in der Armee Vertreter, die sich für die Zukunft unseres Landes und nicht bloss für ihre persönliche Karriere einsetzen. Damit soll die zukünftige – sicher nicht leichtere – Situation garantiert werden. Deshalb finde ich es auch völlig absurd, ParlamentarierInnen in Kommissionen zu haben, die schlussendlich nicht die kleinste Ahnung haben, was eine Armee bedeutet und schlussendlich welche Aufgaben sie hat.
    Übrigens bin ich sehr überzeugt, dass wir noch in absehbarer Zeit erleben werden, dass viele Junge gerne ihren Armeedienst leisten möchten.

  4. Dahinden Michael sagt:

    Der Soldat fühlt sich heute weder von einem Volkswillen getragen noch erzeugt sein Dienst einen Volkswillen. Oft geht voraus, dass sich der Soldat seiner Macht und Möglichkeiten nicht bewusst ist. Er steht ja vermeintlich allein und hat kaum ein Feindbild, während sich Gefahren in aller Ruhe heranschleichen. Für ihn ist entscheidend, dass er von zu Hause weg muss, ohne dass er sagen darf wofür, weil mögliche Feinde verstehen, sich zu verbergen. Genau gleich das Stimm- und Wahlvolk: Es kennt keine Gefahren, nur Aufwand. Hilfe ist rar, hier muss die Feststellung genügen, dass dem Volk deshalb keine Szenarien vor Augen stehen, die es ernsthaft zu einem Wehrwillen brächten, weil es sich nicht bewusst ist, wofür es sich wehrt (Christentum? Es sind ja Moslems dabei. Reichtum? Wir sterben nicht für den Bauch. Schweiz? Die Staatskasse hat eine Ausstellung namens “La Suisse n’existe pas” mitfinanziert.) Das Problem ist die Moral von Volk und Soldat beiderseits. Im Parlament schlafen CVP, FDP, EVP, Existenzunwillige und Schmarotzer einhellig dämmernd vor sich hin: Bildet diese im Verhandeln aus, dass sie den Wert eines Verhandlungsvorteils namens Armee zu schätzen erlernen.

  5. Hans Ulrich Suter sagt:

    Als Aussenstehender wird man sagen:
    “Selbstverständlich hat sich die Armee auch selber in diese Lage gebracht, wenn jemand wie Herr Nef, bei dem es so offensichtlich ist, dass er nichteinmal als UO geeignet wäre, es durch x-Beurteilungen und
    Beförderungen bis zum CdA reicht, so kann dies kein Einzelfall sein.”
    Wichtig sind zwei Sachen: Erstens die potentielle Gefährdung muss wieder in das Bewusstsein der Leute. Anschauungsmaterial gibt es genug, von Afghanistan bis in den Tschad.
    Zweitens muss die Materialbeschaffung wieder richtig finanziert werden, das Problem ist allerdings mindestens seit Nicht-Beschaffung des Panzers 77 oder 80 (weiss nicht mehr so genau) akut. Wahrscheinlich hat das Problem bei der Mirage-Beschaffung begonnen (da weiss man ja wer schuld ist!).

  6. Sebastian Z. sagt:

    Auch ich muss mich der Meinung von Herrn Fischer anschliessen.
    So tragisch es klingen mag, ich glaube wir(die Schweiz) müssen zuerst grausam auf die Nase fallen, bevor wieder sowas wie ein Patriotismus oder ein Volkswille zugunsten der Armee ins Spiel kommt.
    Wie immer lehrt uns hier versinnbildlicht die Geschichte: Ein Zitat von Aristophanes, 414v.Chr. : “Eine Stadt lernt von ihren Feinden hohe Mauern und Kriegsschiffe zu bauen, nicht von ihren Freunden.”

  7. Elvana I. sagt:

    Ich bin voll und ganz der Meinung von Michael Dahinden. Logisch, wir leben in einer von Oberflächlichkeit gekennzeichneten Zeit, es ist für Mädchen wichtiger, den Models nachzueifern und für die Boys, sich ins Koma zu saufen, anstatt sich für das Land zu interessieren. Heruntergebrochen vom Land auf die Gemeinde, ist diese Interesselosigkeit unseren demokratischen Errungenschaften gegenüber wohl mit ein Grund, weshalb keine Milizionäre auf allen Ebenen gefunden werden,weshalb Fusionen gang und gäbe sind. Nach wie vor ist es so, dass Gemeinden oder Länder keine FIRMEN sind, und auch nicht so gehandhabt werden können. Trotzdem gehen unsere Politiker so vor. Von oben wird von Einsparungen gesprochen, die dadurch getätigt werden können. Auf die Armee bezogen, hat dies jedoch bis heute nicht gestimmt. Und Steuersenkungen hat es bei den Dörferfusionen bis jetzt auch noch nicht gegeben. Geschichte wird verwischt und bei einem Viertel Eingewanderter gibt es bald keine Schweizer mehr, wenn wir so weitermachen. Die Verfechter einer Berufsarmee sind genau diejenigen, welche unsere Vergangenheit nicht kennen, nicht kennen wollen und selber nichts für das Gemeinwohl beitragen wollen,(Historiker aus der Schweiz sind meist Verleugner unserer Identität) und dabei übersehen, dass das sog. Outsorcen nicht billiger sondern immer und in jedem Falle teurer wird. Das kann anhand von Dutzenden von Beispielen belegt werden. Ich hoffe, dass unser Parlament endlich seinen Auftrag wahrnimmt. Meinerseits bin ich zusätzlich der Meinung, dass man das Mädchen Alemann in der SiK dringend und umgehend auswechseln sollte. Ihr Aussagen sind nichtssagend, belang- und verantwortungslos, um nicht zu sagen dumm.

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