Präzisierungen zu Armeefinanzen und dem Tiger F-5

Präzisierungen zu Armeefinanzen und dem Tiger F-5

Ich habe gestern anlässlich der Medienkonferenz in Bern diese  Tabelle über die “Ausgaben für die Landesverteidigung” kommentiert:
Ausgaben für die Landesverteidigung im Beziehungsfeld des Bundes

Jahr CHF Mio.
1990 6’052
1995 5’856
1996 4’799
1997 5’455
1998 5’399
1999 4’988
2000 5’004
2001 4’956
2002 4’788
2003 4’700
2004 4’641
2005 4’693
2006V 4’541
2007F 4’580
2008F 4’636
2009A 4’500

V= Voranschlag
F= Finanzplanung
A= gemäss Armeebericht S. 37
Die Zahlen stammen meistens aus dem “Taschenbuch Schweizer Armee” und dieses wiederum ist vom VBS jeweils autorisiert worden. Die Zahl per 2009 stammt aus dem Armeebericht. Von einer Halbierung dieser Ausgaben kann nicht die Rede sein. Diese Aussage würde auch stimmen, wenn zusätzlich die Teuerung eingebaut worden wäre. Die grossen Beträge (Namentlich per 1990 oder 1995) sind ziemlich sicher durch grössere Rüstungsbeschaffungen zu begründen (F/A-18, Leo 2 etc.) seit fast 10 Jahren ist aber kein Material mehr in grösserem Umfang beschafft worden. Die Entwicklung dieser Zahlenreihe zeigt, dass mit dem “Gesund”-Schrumpfen unserer Armee nicht einmal wirklich Geld gespart worden ist.
Eine Journalistin fragte folgerichtig, ob die Armee 2011 ihr Geld wert sei, was von uns, so direkt gefragt, verneint werden  musste. Dies wenn man die militärische Gegenleistung zu den Ausgaben in Beziehung setzt. Diesen höchst unangenehmen Sachverhalt wollten wir eigentlich in den Hintergrund drängen. Warum die Politik nicht schon lange dieselbe Frage gestellt hat, wie die Journalistin, ist nicht zu beurteilen.
Ebenfalls kann meine Aussage bezüglich der Restlebensdauer der Tigerflugzeuge nicht so verkürzt wiedergegeben werden. Ich stütze meine Aussage auf einen sehr kompetenten Ingenieur, der früher als sog. “Flugzeugstatiker” in der Flugwaffe eingeteilt war. Flugzeugstatiker waren speziell ausgelesene Fachleute, die in ihrem zivilen Beruf mit der Statik und Dynamik von Transportsystemen beschäftigt waren. Viele hatten am damaligen Lehrstuhl der ETHZ für Flugzeugstatik studiert oder übten entsprechende Funktionen in ihrem Zivilberuf aus. Sie waren demzufolge meistens Milizler. Sie wurden durch das damalige F+W Emmen (heute RUAG Aerospace) ausgelesen, ausgebildet und mit den für ihren Flugzeugtyp nötigen technischen Unterlagen ausgerüstet. In Fachkursen wurden sie dauernd in ihrer Aufgabe beübt, die darin bestanden hätte, Flugzeuge mit Kriegsschäden (Beschuss etc.) auf Weiterverwendbarkeit und/oder Reparaturfähigkeit zu beurteilen. Auch die Beurteilung von sog. “G-Überschreitungen” gehörte dazu, ein Schadensbild, das auch im Friedensdienst auftreten konnte. Ich selber habe Formationen kommandiert, in denen Flugzeugstatiker eingeteilt waren. Einer dieser Fachleute hat mir versichert, dass aus Sicht der Flugzeugstatiker der  Tiger noch wesentlich länger im Einsatz stehen könnte als heute angegeben. Ebenso waren von Anfang an genügend Ersatzteile vorhanden, schon gar für die ursprüngliche Flottengrösse von über 100 Einheiten.
Man hört derzeit, dass die Schweiz 24 Flugzeuge Tiger ins Ausland verkaufen will. Dies werden sicher diejenigen sein, die im besten Zustand sind und ein Ersatzteilpaket wird dazu auch noch mitgeliefert. Diese werden noch eine genügende Restlebensdauer besitzen und nicht – wie in der Schweiz behauptet – nur noch wenige Jahre. Ausserdem kostet eine Flugstunde Tiger ca. die Hälfte derjenigen einer F/A-18. Patrouille Suisse-Piloten die auf Tiger trainieren aber sonst F/A-18 fliegen sparen damit also auch noch Geld.