Schweizer Soldaten sehen keinen Sinn in der Armee

Schweizer Soldaten sehen keinen Sinn in der Armee

Eine Umfrage unter Armeeangehörigen kommt zu einem vernichtenden Schluss: Weniger als 40 Prozent geben an, mit ihrem Militärdienst einen Beitrag zur Sicherheit der Armee zu leisten und stellen damit die «Raison d’’être» der Armee in Frage. […]
Die Armeeführung versucht gar nicht erst, diese Resultate schönzureden. Deshalb hat der Armeechef nun Gegenmassnahmen ergriffen. Für 2013 wird eine Informationsoffensive lanciert. Jeder der rund 150 000 aktiven Armeeangehörigen, die 2013 einrücken müssen, soll über Sinn und Zweck sowie die Weiterentwicklung der Schweizer Armee aufgeklärt werden.
Beitrag auf nzz.ch – aargauerzeitung.ch – blick.ch (mit Abstimmung)
Kommentar:
Informationskampagne? Dabei verfügt die Armee doch noch nicht einmal über ein Reglement für die “Informationskriegsführung”! Glaubt der CdA wirklich, die AdA seien so schlecht informiert, dass sie den Sinn nur nicht sehen können, er aber da ist? Wenn die Armee ihre Kernkompetenz bei jedem Reformschritt verkleinert, kann das Resultat doch nicht überraschen! Stattdessen werden Aufgaben stärker gewichtet, die man nicht primär mit einer Armee (eher mit einer “Nationgarde”) verbindet.
Immerhin. In einem Jahr werden wir wissen, wie hoch der Wert dann ist. Bleibt er unter 40%, haben entweder die Kommandanten der Grossen Verbände oder die Kommunikationsabteilung der Armee versagt. Oder das Problem liegt eben doch viel tiefer… Wir sind gespannt!

 

Kommentare: 14

  1. Fritz Kälin sagt:

    Vor einigen Wochen der Dok-Film über die CH-Armee heraus, in dem die jungen Rekruten überwiegend Antworten gaben wie ‘eine Armee hat man einfach, damit man sie dann hat, wenn etwas passiert’. Sie sahen sogar positive Wirkung des Dienstes auf ihren Charakter und einen Haufen andere Sache, die den ewig-alt-68ern wohl die Haare zu Berge stehen liessen.
    Mein Verdacht: kaum war diese ‘zu wenig armeekritische’ Sendung ausgestrahlt, gab jemand eine Umfrage in Auftrag, die wieder genug Rekurtenaussagen sammelt, in denen die Armee schlecht wegkommt.
    Die Armee muss sich aber durchaus selber an der Nase nehmen. Ich denke hier an meine eigene Rekrutenzeit zurück: Zumindest in meiner RS haben uns die Kader so gut wie nie versucht, uns den Sinn/Zweck/Aufgabe(n) der Armee darzulegen. Z.T. war ich es, der seinen Kameraden und Vorgesetzten die Chancen und Grenzen unserer heutigen Armee erklärte, weil ich als Militärhistoriker ein gewisses Backgroundwissen habe.
    Wenn die AdA nicht einmal von ihren Vorgesetzten erklärt bekommen, wieso man ihnen mehr als 200 Tage ihres jungen Lebens abverlangt, von wem sollen sie es dann erfahren?
    Unser Land ist so fortschrittlich, gerade dank unserer ausgeprägten, althergebrachten Bürgerrechte. Wer würde sich nicht für deren Schutz einsetzen wollen, sobald er ihren Wert erkannt hat?

    • Fritz Kälin sagt:

      Aha, das Resultat stammt aus der Armee-eigenen SMS-Umfrage. Da ziehe ich meinen Verdacht von oben zurück.
      Dass in der Umfrage zu eng” nach dem Sinn des jeweils eigenen Dienstes (statt der Armee als Ganzem) gefragt wurde, ist ein schwacher Trost. Der Bürger in Uniform weiss selten, auf welchen wertvollen historischen Errungenschaften die Wehrpflicht basiert. Dass er es von seinen Offizieren nicht erfährt, ist gerade für eine Milizarmee traurig. Die Milizarmee legitimiert sich primär über staatspolitische Logik.
      Die HSO wurden vom CdA beauftragt, ihre Soldaten wieder über ihre Rolle im Ganzen aufzuklären (offenbar wurde das bislang nicht oder selten gemacht?).

  2. Elmar Hutter sagt:

    Wenn die Ausführungen der WELTWOCHE zur Vergangenheit des heutigen Chefredaktors des TAGES-ANZEIGERS zutreffen, lassen sich einige Rückschlüsse betreffend fehlendem Wissen zu Fragen der Landesverteidigung ziehen. Ist die Information primär eine Aufgabe der Armee oder der Medien unseres Landes? Wer verhindert eine
    sachbezogene, verantwortungsvolle Berichterstattung über Armeeangelegenheiten?

    • Johannes Fischer sagt:

      Ja, wenn es stimmt, was die WELTWOCHE schreibt, dann ist nicht nur Strehles und des Tagesanzeigers Reaktion auf die Veröffentlichung schlimm, sondern vor allem das Verhalten der übrigen Medien. Allen voran die Ringier-Presse, die in der letzten “Schweizer Illustrierten” dem Chefredaktor der WELTWOCHE, Roger Köppel, den “Kaktus” dafür verliehen hat, dass er die Publikation des Artikels zum verwerflichen Tun des Res Strehle zugelassen hat. Auch die NZZ, sonst aufmerksam, wenn es gegen die SVP geht, gibt sich viel zu zurückhaltend.
      Es trifft leider zu, was Roger Köppel im Editorial der letzten WELTWOCHE-Ausgabe geschrieben hat: Die Medienlandschaft der Schweiz tut alles, um das verbrecherische Tun der Schweizer Links-Terroristen unter den Teppich zu kehren. Warum? Weil doch zu viele, die damals in Links-Extremen Kreisen verkehrten und sogar mitwirkten, heute in hohen Ämtern beim Staat sind. Diese Leute muss man schonen, denn sie sind massgeblich daran beteiligt, ob ein Info-Medium in der Gunst “von oben” steht oder eben nicht. Die WELTWOCHE steht kaum in der Gunst “von oben”. Nur der aufmerksame Staatsbürger weiss, was er in der WELTWOCHE hat.
      Und der aufmerksame Staatsbürger wundert sich, dass die menschverachtende Zeit der kommunistischen Diktatoren bei den Medien so nachsichtig bis nicht behandelt wird. Hier werden systematsich Linke geschont, die sich in einflussreiche Stellen beim Staat eingenistet haben, die damals mit der roten Mao-Bibel in der Hand oder “Hotschimin” brüllend bei linken Demonstrationen und Kravallen zu beobachten waren.

  3. Roth, Rudolf sagt:

    Geschätzte Mitglieder der Gruppe Giardino,
    Beiliegend ein Auszug eines Memo an CdA A. Blattmann vom 6. Juni 2012 zum Thema Nachwelt der nach längerer Zeit ohne Bezug auch zu diesen Vorschlag, beantwortet wurde.
    „Ausgangslage:
    Unsere Bundesverfassung enthält klare Bestimmungen über unsere Armee die von zahlreichen Politikern mir grösster Selbstverständlichkeit ignoriert werden. Dieser Gesetzlosigkeit muss dass VBS schon im eigenen Interesse und im Rahmen seiner Möglichkeiten Gegensteuer geben. Umso mehr als die gegenwärtige Misere auch in der Armee nicht durch eine demokratische Mehrheit oder durch die Stärke der Armeegegner entstand, sondern durch die Orientierungslosigkeit und Uneinigkeit der Armeebefürworter mit der Unterstützung von profilierungssüchtigen Funktionäre im VBS. Eine langfristige Folge davon ist der Ausschluss aller militärischen Kulturgüter und Geschichte von unserer nationalen Kultur mit den dazugehörenden Institutionen, nebst einer gezielten, massiven ideologischen Einflussnahme in unser Bildungswesen. Genau dort beginnen die Grundlagen zur persönlichen Identifikation mit der Heimat, Staat und Armee. Ohne Würdigung und Respekt vor den Errungenschaften unserer Vergangenheit stirbt die Motivation dieser Heimat und Gesellschaft auch als Soldat zu dienen. “Ohne Kenntnis unserer Vergangenheit können wir keinen Weg in die Zukunft finden”, “das passt genau auf unsere Regierung” meine ein Leser. Das sind klar erkannte Tatsachen in jedem Land der Welt welche auch bei uns einmal zur Eröffnung eines nationalen Landesmuseums im Jahre 1891 geführt haben. Im Unterschied zu andern Ländern sind wir jedoch fast das einzige Land auf dieser Welt geblieben ohne ein separates Nationalen Armeemuseums obwohl, oder vielleicht gerade deshalb, weil in keinem andern Land eine solch innige Verbundenheit zwischen Volk und Armee besteht, (selbst Rio de Janeiro hat vier Militärmuseen!). Das VBS braucht nicht über den Zerfall unserer Gesellschaft und die Qualität unserer Wehrpflichtigen zu jammern wenn sie den Kern des Problems nicht erkennen und geeignete Massnahmen ergreifen will. Das VBS kann und muss auch deshalb die Voraussetzungen bewahren, diesen Fehler der Vergangenheit einmal korrigieren zu können wenn unsere Politiker wieder zur Vernunft gekommen sind. Mit dem Versagen der Politik und zivilen Sektor gibt es keine Alternative zur temporären Übernahme der fehlenden Geschichtslektionen und Betreuung unserer militärischen Kulturgüter durch das VBS, trotz aller vorhandenen und grossen Schwierigkeiten.
    Substanz:
    Der Zweck des Materials Nachwelt ist nicht Nostalgie sondern die langfristigen Erhaltung einer glaubwürdigen Armee. Realitätsblinde Politiker mit utopischen Visionen haben mit verantwortungslosen VBS Funktionäre berechtigte und notwendige Reformen missbraucht um das Kind gleich mit dem Bad auszuschütten und hoffen nun mit einem ebenso unkritische Zentralisierungswahn diese Fehler kompensieren zu können. Was empirisch über Jahrhunderte gewachsen ist an militärischen Traditionen wurde grundlegend in Frage gestellt und erschüttert. Eine Wolke der Verunsicherung umhüllt unsere Armee, nichts mehr ist vorhersehbar, nichts scheint zu funktionieren, auf nichts ist mehr Verlass und von der Führung sind nur Intrigen und Machtkämpfe zu erkennen. (diesmal Gripen!). Was kann noch die Moral oder Kampfwert einer Einheit sein in der sich unbefugte Ausländer für eine Militärdienstleistung einschleichen können ohne bemerkt zu werden. Die wiederkehrenden Aussagen über die hohe Moral und Motivation unserer Soldaten bestätigen dieses Defizit und ebenso die Ratlosigkeit der Verantwortlichen. Diese heute fehlende Substanz liegt im freudigen “Können”, “Wollen” und Stolz des Soldaten die spätestens seit Clausewitz als die Voraussetzung für eine einsatzfähige und schlagkräftige Armee definiert wurden. Die Wurzel dieses Stolzes und soldatischen Moral ist die militärische Tradition. Das Fundament dieser Tradition ist die Geschichte der Armee und ihre historischen Objekte. Die einzigartige Geschichte einer Armee die ohne spektakuläre Schlachten seit 200 Jahren bestehen konnte, die allen Gefahren des Weltgeschehens erfolgreich trotzte und überdies ein harmonischer und friedlicher Teil unserer Gesellschaft in allen Bereichen geblieben ist. Ebenso ein einzigartiges Zeugnis für die Einheit und Demokratie unserer Willensnation, der Menschenrechte, der staatsmännischen Weisheit eines Ulrich Ochsenbeins oder der Menschlichkeit eines General Dufours. Wenn wir eine glaubwürdige Armee und etwas für die jährlichen Milliarden von Steuergelder haben wollen, dann müssen unsere Soldaten diese Geschichte kennen. Nur dann werden sie Stolz empfinden ein Teil dieser Armee zu sein und persönliche Opfer erbringen.
    Material Nachwelt:
    Die Bezugspunkte zu dieser Geschichte und Tradition sind die physisch erhaltenen Objekte, das historische Material der Armee, Zeugen der Opferbereitschaft und Wehrwille unseres Landes, der Verbundenheit der verschiedenen Teile der Armee und insbesondere der Soldaten der gleichen Waffengattung oft über Jahrhunderte hinweg. Die Bedeutung dieses historischen Materials geht jedoch weit über das Militär hinaus in jeden Bereich unserer Gesellschaft und Zivilisation, zum Beispiel in meinem Fachbereich Artillerie. Geschützrohre sind das Produkt der einzigen Schwerindustrie für Jahrhunderte, sie sind Träger eines unglaublichen Informations-Reichtum über unsere Volkswirtschaft, zeitgenössische Spitzentechnologie, unsere Verwaltung, politische Situation und Sozialgeschichte. Sie sind seit der Renaissance die Geschichte Europas schlechthin und wir Schweizer waren seit 1714 an der Spitze mit dabei. Es ist in diesem Kontext kein Zufall das jeder Soldat des englischen Royal Artillerie Regiments als Teil seiner Ausbildung das technische Museum seines Regimentes in Woolwich mindesten einmal besucht. (Ich hatte für 10 Jahre enge Kontakte zum Royal Artillery Regiment, ich erfasste ein Grossteil dieser technischen Sammlung, ich war für die ersten acht Jahre Mitglied-Sekretär der Ordnance Society, Gründungsmitglied und sechs Jahre in der Royal Arsenal Advisory Group [RAMAG] für Woolwich wo das heutige Museum des Regiments steht). Jeder israelische Marinesoldat besucht in seiner Ausbildung das Marine- und Einwanderungsmuseum in Haifa und die Offiziere aller Kampftruppe werden auf der historischen Bergfestung ‘Masada’ brevetiert. (Ich habe auch in Israel Militärdienst geleistet!). Aus ähnlichen Gründen sind die Pflege der Schlacht-Monumente und Gedenkstätten des Bürgerkrieges sowie die Darstellungen von “Living History” in den USA zu einer Grossindustrie geworden, Das Interesse für die Auftritte von Traditionsvereine und ‘lebenden Geschichte’ ist auch in unserem Lande allgegenwärtig wie Sie in Luzern bemerkt haben. Jeder israelische Soldat weiss wofür er drei Jahre Militärdienst (Frauen 2 Jahre) und jährliche 45-Tage WKs leistet. Wir können uns gerade in unsern Tagen die Überheblichkeit nicht mehr leisten, nach 150 Jahren Frieden noch immer zu Glauben auf solche historischen Stützen verzichten zu können und dennoch eine Armee mit hoher Moral, Loyalität und motivierten Soldaten unterhalten zu können.
    Zielsetzung:
    Der Bildungsbereich Armeegeschichte und Tradition muss einen Überblick über die wichtigsten Daten unserer Militärgeschichte vermitteln, einschliesslich fremder Kriegsdienste. Das muss sachlich, historisch objektiv und ohne patriotisches Heldenpathos geschehen. Ein bis zwei zeitgemässe Abendlektionen oder Vorträge in jeder Rekrutenschule durch geeignete Historiker dürften ausreichen. Der Soldat darf sich nicht als individuelles Opfer der Gegenwart sehen, sondern soll seinen Dienst als kontinuierliche Notwendigkeit zum Wohle und Schutz seiner Heimat und seiner Familie verstehen. Er soll ebenfalls die Anhaltspunkte erhalten die Ihn nach eigener Wahl zu einer tieferen Kenntnis der Geschichte unseres Landes und Armee ermuntern. Die zweite Bildungskomponente sind zwei Halbtage, eine allgemeine Führung durch das historische Armeematerial für alle Rekruten und eine zweite spezifischen Führung für alle Rekruten einer Waffengattung durch die Sammlung der relevanten Objekte. Das allgemeine Ziel ist die Stützung und die Bezugspunkte zur bereits erhaltenen Geschichtslektion. Das spezifische Ziel soll dem Soldaten die Hintergründe, technischen Mittel, die früheren Anstrengungen der Soldaten der gleichen Waffengattung für die gleiche Aufgabe vermitteln und die Annerkennung der Fortschritte und Erleichterungen fördern die er heute geniesst.”
    Mit freundlichen Grüssen
    Rudolf Roth

  4. M. E. sagt:

    Sehr geehrter Herr Roth, werte GIARDINOS…!
    ENDLICH…! hier schreibt endlich jemand der sich auf Militär u. Geschichte versteht. Danke vielmal Herr Roth, Leute wie Sie, sind bis jetzt bei uns hier leider Mangelware.
    Den Leuten (Soldaten..), die ganze “Res Armee” von Grund auf in gut didaktischer Manier zu erklären wie Sie es jetzt gerade getan haben – WUNDERBAR – !
    Das und nichts Anderes, das wäre eigentlich schon ALLES. Aber nein, heute sind Eltern nicht einmal mehr in der Lage den eigenen Kindern Sinn, Zweck, Schönheit, sowie auch Einzigartigkeit und Originalität, dessen was man Heimat nennt nahe zu bringen. Diese Leute haben in Ihrem Erziehungsauftrag ganz einfach versagt. Frage: Was ist eigentlich aus uns geworden?
    Gefragt sind jetzt Staatspolitische Grundsatzentscheide, gefragt ist endlich SCHWEIZERTUM!
    Noch einmal danke vielmal an Sie Herr Roth, und wir hoffen doch alle sehr Sie am 2. März in Bern zu treffen. Denn auf Leute wie Sie, können wir NICHT verzichten.

  5. Elmar Hutter sagt:

    Sehr geehrter Herr Roth
    Die Förderung einer positiven Einstellung zum demokratischen Staat und zu dessen Institutionen verdient – wie Sie in Ihrem ausgezeichneten Beitrag aufzeigen – höchste Beachtung. Sie muss bereits im Jugendalter beginnen und benötigt die tatkräftige Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Weshalb wurde in diesem Zusammenhang die Initiative des Vereins VESARM für ein nationales, wehrgeschichtliches Museum gebodigt, obwohl die bürgerlichen Parteien im Parlament über eine satte Mehrheit verfügen?

  6. M. E. sagt:

    Gutttten Abend GIARDINOS…!
    Sehr gute Frage Herr Hutter, weshalb wurde ein Vorhaben nationaler Tragweite und Wichtigkeit wie der Verein VESARM sang u. klanglos gebodigt?
    DURCH WEN, WARUM U. WESHALB?
    Was oder wer steckt da dahinter?

  7. Fuchs sagt:

    Grüezi
    Was Herr Roth schreibt sehe ich als richtig an. Ich glaube es geht für unser Problem nur schon viel zu weit.
    Ist es wirklich verwunderlich, dass Politiker und Offiziere am liebsten eine Berufsarmee hätten und nun über eine Generation hinweg der Sinn der Armee von den AdA’s infrage gestellt wird. Eine Offiziersgesellschaft die einen UT’ler für ein politisches Amt empfiehlt ist doch nicht glaubwürdig.
    Jeder weiss ohne „Mampf kein Kampf“. Nun bringt man unsere Armee auf den neusten Stand der Technik hat aber nicht mehr genug Schlafsäcke und Camellen für alle und will sie darum vor jedem Einsatz verteilen. Was das für den Soldaten bedeutet der im Einsatz auf diese Sachen wartet braucht man ja keinem AdA mehr zu erklären. Wir kennen ja die Unfähigkeit der Verantwortlichen. Man kann diese Unfähigkeit auch in jedem Krieg schön beobachten.
    Ich habe eher den Eindruck dass Politiker und Offiziere unsere Wehrkraft systematisch zersetzen um eine genug grosse Zustimmung der Bevölkerung zu einer Berufsarmee zu erhalten. Es ist ja auch für die Sicherheitspolitik des Landes eine wahre Zumutung wenn jeder Bürger bewaffnet und ausgebildet ist. Ein Bürger wohlgemerkt, der von einer anderen Hand gefüttert wird als der des Staates.
    Die 1. Zweifel bekam ich übrigens in der RS. Natürlich nicht Zweifel an der Armee, sondern an ihrer militärischen und politischen Führung. Den Ausflug an die Expo fand ich sicher angenehmer als im Dreck zu liegen. Nur wenn ein Füsel nach der RS kein richtig eingestelltes Gewehr hat dafür den Würfel im See an der Expo kennt kann ja etwas nicht stimmen.

  8. Roth, Rudolf sagt:

    Sehr geehrter Herr Hutter und M. E.
    Der VSAM und die Nachwelt ist ein Spiegelbild der eidgenössischen Politik in Bern und ich kann Ihnen nur meine persönlichen Eindrücke schildern. Wenn ich mich recht erinnere begann es hoffnungsvoll mit einer verhaltenen Mediencampagne und einem Vorstand von elitären, wohlmeinenden Herren welche zu dieser Zeit die Unterstützung der bürgerlichen Parteien hatten. Auf Drängen der politischen Gegner sollte der VSAM die gesprochenen Millionen von Steuergeldern Franken für Franken mit eigenem Beitrag ergänzen. Trotz Millionen von Dienstleistenden allen Alters in unserem Lande, war der Verein Schweizer Armee Museum (VSAM) mit etwa 3500 Mitgliedern nur eine zeitgemässe mediale Geste in diesen Bemühungen, der Vorstand versäumte die Bemühungen die Anzahl der Mitglieder zu vervielfachen oder diese überhaupt zu involvieren. Welcher reiche Sponsor war unter diesen Umständen und in diesem ideologisch vergifteten Umfeld noch bereits sich durch finanzielle Unterstützung eines Armeemuseums als Kriegsgurgel oder Neo-Nazi zu ‚outen’?
    Dank der Initiative und Einflussnahme eines hohen VBS Beamten und Mitglied des Vorstandes VSAM wurde dem VBS ein gewisses Lippenbekenntnis und Steuergelder für eine Systematische Sammlung von Armeematerial abgerungen. Trotz verbesserter Koordination und Leistungsvereinbarung war eine verantwortliche Ansprechpersonen im VBS nicht erkennbar und die hehren ‚nationalen Ziele’ wurden alleine vom Initiator getragen, jedoch ohne klares Konzept und Planung der praktischen Umsetzung die auch noch von VBS Funktionären hintertrieben wurde. Dieser war die vom VBS nominierte Ansprechperson, er kontrollierte jedes Detail in allen Bereichen Nachwelt, die wohlmeinenden Herren im Vorstand waren, konnten oder wollten nie in Details involviert werden und so traf der permanent abwesende Vizepräsident VSAM alle Entscheidungen vor Ort, währende der unzufriedene Präsident VSAM die Verantwortung trug.
    Die erste Priorität des allwissenden Vizepräsident war seine Machterhaltung, andere Militaria Sammlungen mussten unter seine Kontrolle geraten oder als Konkurrenz bekämpft werden. Leute die sich mit Herzblut für das Material Nachwelt und die offiziellen Ziele des VSAM einsetzten, stellten anscheinend eine Bedrohung dar und mussten entfernt oder mit allen Mitteln fertig gemacht werden. Einer seiner Vorstandskollegen charakterisierte in einmal: „Ob Material oder Leute, der geht über Leichen“. Das Vorgehen und die Methoden des Vizepräsidenten verursachte bei allen Interessierten landesweit Verärgerung und Widerstand an der auch sein propagandistisches Feuerwerk der Erfolge an der VSAM Generalversammlung nichts ändern konnte. Die ohnehin kleine Anzahl an freiwilligen Helfern schrumpfte noch mehr und Ende 2004 dürfte der Verein noch etwa 2000 Mitglieder gezählt haben. Der Vizepräsident hat als ‚strategischer Manager’ der Teppichetagen viel erreicht und gleichzeitig in seinem Umfeld zerstört, doch er blieb ein Sammler mit sehr beschränkten musealen Kenntnisse oder Verständnis für die Organisation und praktische Umsetzung seiner strategischen Entscheidungen. Die konkurrenzierenden Departements und Funktionären eines orientierungslosen VBS verhinderten massiv die Bereitstellung langfristiger Lagerräume für die rasch anwachsende Menge von Material Nachwelt. Die Planlosigkeit der Umsetzung liess die unverarbeiteten Mengen von Material Nachwelt unausweichlich wachen und erneute zum Angriffsziel der Armeegegner, gewissen VBS Funktionären und sparwütigen Politikern werden, welche die Kulturgüter der Armee und Nachwelt weitgehend eliminieren wollten.
    Die Rettung, Dank lobbying des Vorstand VSAM, kam mit einem ehrenamtlich erstellten Sammlungskonzept für das Material Nachwelt mit besserer gesetzlicher Grundlage die auch zu einer Trennung zwischen dem VSAM und einer separaten Stiftung HAM führte. Das VBS hat nun eine Zentralstelle Nachwelt, die Stiftung HAM ein Stiftungsrat, ein Betriebsleiter HAM und zuunterst die mit der praktischen Umsetzung betrauten Fachangestellten. Die Stiftung HAM würde eine Behörde mit der übliche Beamtenmentalität und Büropolitik welche Probleme eher verwalten und nicht zu lösen pflegt, weil persönliche Initiative oder Lösungen nur Unruhe, Ärger und persönliche Gefahren verursachen. Der Vorstand des VSAM hat eine konsultative Funktion die sich primär um die Errichtung eines Schweizerischen Armeemuseum bemüht. Analog zur heutigen Betriebskultur im VBS werden von der Stiftung HAM immer noch mehr Leistungen mit weniger Angestellten und kleinerem Budget gefordert. Das VBS soll angeblich unter vertraglichen Druck stehen monatlich eine bestimmte Menge von Material an Liquidationsfirmen zu liefern, während die Stiftung HAM und die Nachwelt ihre Kommandostruktur, Kompetenzen und Organisation der Umsetzung für eine Systematische Sammlung verteidigt.
    Die alleinigen direkten Entscheidungsträger sind die Zentralstelle Nachwelt und der Stiftungsrat, alles ehemalige höhere Beamte und Kaderleuten von Bundesbetrieben. Alle mit reicher strategischer Management Erfahrungen doch wenig Erfahrungen oder Kenntnissen der Organisation in der praktischen Umsetzung, gerade in einem musealen Konzept und Umfeld. Die Kenntnisse des Materials Nachwelt im Stiftungsrat sind ebenfalls minimal mit Ausnahme des noch immer amtierenden Vizepräsidenten VSAM und eines Vertreters des Landesmuseums als Aussenseiter in der erlauchten Runde. Der Betriebsleiter der Stiftung HAM trägt die Verantwortung zur Umsetzung dieser strategischen Entscheide, den Fachangestellten und praktisch einzigen wirklichen Kenner des Materials Nachwelt ist noch erlaubt Vorschläge zu unterbreiten.
    Die vorherigen Mängel der alleinigen Führung durch einen allwissenden Vizepräsidenten wurden institutionalisiert ohne Lehren daraus zu ziehen. In einer VBS Rekrutenschule hat eben der Schulkommandant bis zum Gruppenführer alle die Erfahrungen und Kenntnisse welche die Führung und Vorgesetzten dem Rekruten beibringen wollen. In der Nachwelt ist es umkehrt, die Fachangestellten haben die grösste Erfahrung und Kenntnisse doch deren individuelles Potential wird mit dieser Kommandostruktur weitgehend verschwendet oder neutralisiert. In den Machtkreisen von einflussreiche Manager und hohen Beamten findet ein Rekrut mit seinen fachlichen Vorschlägen wohl kaum Gehör was immer diese Vorschläge auch sein mögen, das ist einfach nicht zumutbar und systemfremd. Aus eigener persönlicher Erfahrung will der Chef VBS nicht involviert sein, der CdA weicht aus mit Hinweis auf die Organisationsstrukturen, der Chef Zentralstelle Nachwelt antwortet überhaupt nicht und der Präsident des Stiftungsrates möchte so kurz vor seinem Rücktritt wohl jeglichen Ärger mit dem Vizepräsidenten vermeiden. Dabei unterbreitete ich lediglich einen Vorschlag und umfassende langfristige Lösungen für den Bereich Artilleriematerial die ich bereit war alleine aber unter Kontrolle durchzuführen.
    Wir alle kennen die Ursache für die Situation mit der Nachwelt, die Zerstörung unserer Milizarmee oder das Unvermögen funktionierende EDV Systeme für unser Steueramt, Armeeführung oder Kommunikations-Überwachung auf die Reihe zu kriegen trotz Milliarden von Steuergeldern, auch wenn wir sie höflicherweise nicht aussprechen wollen obwohl wir irgendwo auch ein Teil davon sind. Sie beginnt mit einer sehr kleinen Minderheit von machthungrigen Personen in Kreisen der Politik und Funktionären welche die Ihnen anvertraute Machtposition mit den dazugehörenden Steuergeldern in unserem Namen eigennützig missbrauchen. Dies wird möglich weil eine ebenso kleine Minderheit ohne grosses Risiko diesen Missbrauch nicht verhindert, weil sie ihre eigene Machtposition auf ähnliche Weise erreicht haben oder hoffen eine solche noch zu erreichen. Die überwiegende Mehrheit dieser Kreise ist sich dieser Mechanik der Fehlentwicklung durchaus bewusst und doch sie wird mitgetragen als passiver Mitläufer weil jeglicher Widerstand gravierende persönliche, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen haben würden. Die Ereignisse mit den zwei ‚Stauffacherinen’ von Züricher Sozialdienst waren ein eindrückliches Beispiel was geschehen würde, deshalb Faust im Sack und nach mir die Sintflut.
    Es ist nicht ein spezifisches sondern ein gesellschaftliches Problem. Wenn man für 50 Jahre alle gesellschaftlichen und zivilisatorische Werte und Errungenschaften unserer Willensnation negiert, die Familie als Quelle dieser Werte mit allen Mitteln zu zerstören sucht und rücksichtsloser Egoismus und Eigennutz als das einzig Erstrebenswerte predigt, dann müssen wir konsequenterweise auch die Fähigkeit zur Einigkeit, zur gemeinsamen Zielsetzung für die Gemeinschaft und zu einem verbindlichem Rechtsempfinden verlieren.
    Rudolf Roth
    18.02.2013

  9. Elmar Hutter sagt:

    Besten Dank für diesen detaillierten Situationsbericht, Herr Roth. Können Sie skizzieren, wie die Realisierung eines nationalen wehrgeschichtlichen Museums nach Ihrer Meinung zielgerichtet und fachmännisch angegangen werden sollte?

  10. Fuchs sagt:

    Das gemeinsame und verbindliche Rechtsempfinden haben wir offensichtlich schon verloren. Ansonsten müsste man ja nicht in den Nachrichten Werbung für Massnahmen gegen saufende und zu laute Jugendliche im Ausgang machen. Dann wäre es nämlich einfach selbstverständlich.

  11. Roth, Rudolf sagt:

    Verehrter Herr Elmar Hutter
    Mit etwa vierzig Jahren Erfahrung in verschiedenen Museen in vielen Ländern, (Maritimer Bereich, primär Militärmuseen im Bereich Artillerie), formte ich natürlich eine Meinung über konzeptionelle Grundlagen und Prinzipien auch für die besonders problematischen Militärmuseen.
    Giardino scheint mir jedoch nicht das passende Forum für ein komplexes Thema an der Peripherie unserer Milizarmee. Sie haben ausreichende Informationen um mich im Internet zu finden und kontaktieren oder vielleicht für ein Gespräch an der GV in Bern.
    Rudolf Roth

  12. Elmar Hutter sagt:

    Sehr geehrter Herr Roth
    Besten Dank für Ihre Bemühungen zugunsten einer bürgernahen Armee. Die wehrhistorische Aufarbeitung der Geschichte unseres Landes und deren Darstellung durch ein modernes, ansprechendes Museumskonzept verdient die Unterstützung der Entscheidungsträger in Staat und Armee. Vielleicht könnte eine schlanke Arbeitsgruppe
    (Historiker,Militärhistoriker,Ingenieure, Museumsgestalter) einen Konsens finden, um schneller ans Ziel zu kommen.
    Mit freundlichem Gruss
    Elmar Hutter

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