Ukraine: Sargnagel für “Out-of-Area”-Einsätze der NATO

Ukraine: Sargnagel für “Out-of-Area”-Einsätze der NATO

Dank dem russischen Präsidenten Vladimir Putin hat die Post-ISAF NATO wieder konkrete geographische Gebiete oben auf der Prioritätenliste. Je länger die Ukraine-Krise dauert und je mehr sie sich ausweitet, desto länger wird die Ostflanke des Bündnisses dessen Agenda dominieren. Die lange von vielen (mich selbst eingeschlossen) abgeschriebene Aufgabe der kollektiven Verteidigung gegen Russland ist zurück.
Die östlichen Bündnisgrenzen vom Nordkap durch das Baltikum über Rumänien bis zur Türkei sind das neue Aktionsgebiet der NATO. Brennpunkte sind dabei vor allem Nord-Norwegen und die Arktis, das Baltikum – vor allem Estland – sowie die Türkei mit Blick auf Syrien, Iran und den Kaukasus. Missionen wie ISAF und die Idee des State-Building gehören der Vergangenheit an. […]
Außer dem staatsfinanziell gesunden Norwegen, Schweden und Polen hat bisher kein europäischer Staat die Erhöhung seines Verteidigungsetats angekündigt. Die Folgen der Ukraine-Krise mögen den Trend zu immer geringeren Militärausgaben abbremsen oder sogar zeitweilig anhalten, ihn aber nicht grundsätzlich umkehren. Wirtschaftslage und Staatsfinanzen von Frankreich, Italien und Spanien machen höhere Militärausgaben äußerst unwahrscheinlich. Deutschland, heute noch als Europas Kraftzentrum gepriesen, ist mit etwas Pech als Folge der Politik der Großen Koalition und des demografischen Wandels in zehn Jahren wieder der kranke Mann Europas.
Beitrag auf offiziere.ch

 

Kommentare: 2

  1. Fritz Kälin sagt:

    Böse formuliert wechselt die Nato ihre Prioritäten (= Selbstlegitimation) wie wir unsere Hemden. Erst verlangt man von den Mitgliedstaaten, dass sie ihre Territorialverteidigung gefälligst zu Gunsten von Expeditionsstreitkräften wegsparen sollen. Und jetzt gebärdet man sich wieder als grosser Beschützer des Westens, nachdem man Russland sehenden Auges provoziert hat. Dabei bestätigt man glatt all jene früheren Vorbehalte Russlands, welche man im Westen immer als ‘unbegründet’ abgetan hat. Würde mich nicht wundern, wenn es dafür nächstes Jahr den Friedensnobelpreis für die Nato gäbe…
    Und zum Ende der OoA-Einsätze: Sollten diese wirklich praktisch über Nacht aufgegeben werden, dann lässt dies Zweifel daran aufkommen, wie notwendig die bisherigen Einsätze wirklich waren… und wer kümmert sich eigentlich um das Chaos in Lybien? Wieso ist das für Europa plötzlich weniger relevant als der Hindukusch und die Krim?
    Es fällt auf, dass die neue Priorität zufälligerweise die sicherheitspolitische Abhängigkeit Europas von USA zementiert und die Handlungsfreiheit der Europäer minimiert.

  2. Willy Stucky sagt:

    Herr Kälin sagt alles. Wer nach Stetigkeit und Berechenbarkeit des Verhaltens von NATO und EU sucht, wird nicht fündig. Und was will eigentlich der Friedensnobelpreisträger Obama? Im Grunde wissen wir nur noch eines: Die USA hat Russland noch nie angegriffen, und die USA wird Russland nicht angreifen. Immerhin!
    Fazit: Wir brauchen eine starke Armee (inklusive Luftwaffe)!

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