Wie kann man da noch neutral bleiben?
Ist das der typisch skandinavische Balanceakt? Finnland und Schweden arbeiten mit der Nato zusammen, gehören dem Bündnis aber nicht an. Norwegen ist Nato-Mitglied, hält sich aber aus der EU heraus. Pauschal vom neutralen Skandinavien zu sprechen, ist trotzdem falsch. Die Länder reagieren unterschiedlich auf die russische Aggressivität. Die norwegische Verteidigungsministerin Ine Marie Eriksen Søreide forderte jüngst, dass die europäischen Nato-Länder mehr in ihr Militär investieren und sich wieder stärker auf die Verteidigung des Bündnisses konzentrieren sollten.
Schweden möchte aufrüsten, um sein Territorium besser absichern zu können. Die Regierung in Stockholm kündigte an, den Verteidigungsetat zu erhöhen, mehr Kampfflugzeuge zu ordern und neue U-Boote zu bauen. Sie schickt mehr Truppen in die Ostsee und auf die Insel Gotland. Für einige Aufregung hat gesorgt, dass Verteidigungsministerin Karin Enström Kampfjets mit Cruise Missiles ausrüsten möchte, Waffen mit einer Reichweite von etwa 500 Kilometern. Kritiker sehen darin eine Abkehr von Schwedens Selbstverständnis als defensive Nation. Die Debatte um eine mögliche Bedrohung aus Russland ist auch deswegen so aufgeregt, weil Schweden in der Vergangenheit bei Truppen und Rüstung stark gespart hat. Nun wird selbst der Nato-Beitritt wieder diskutiert, den aber die Mehrheit der Schweden weiterhin ablehnt.
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