Schweiz verscherbelt Jets, die Brasilien billig aufrüstet

Schweiz verscherbelt Jets, die Brasilien billig aufrüstet

Nach dem knappen Gripen-Nein des Stimmvolks vor drei Wochen bleibt eine Nachricht der Armee in den Köpfen Interessierter haften: Der 30-jährige Tiger F-5 ist wertlos und taugt nichts mehr. Obwohl das Volk dem Verteidigungsdepartement (VBS) den Kauf neuer Jets am 18. Mai verwehrt hat, behandelt Botschafter Christian Catrina, der Chef Sicherheitspolitik unter Bundesrat Ueli Maurer (SVP), seinen Verkaufsauftrag prioritär: Die 54 Tiger der Schweizer Luftwaffe sollen zum Stückpreis von einer halben Million Franken vorab an die USA verscherbelt werden. «Die ersten 18 könnten wir möglicherweise noch 2014 verkaufen», sagte Catrina, ein Nato-Turbo, der gerne Fakten schafft, kurz vor der Gripen-Abstimmung im Interview der Nordwestschweiz. Die restlichen 36 Jets sollen bis spätestens Mitte 2016 vom Himmel geholt werden.
Nach dem Gripen-Nein ergibt sich für die Armee indessen eine gänzlich neue Lage. Denn der Auftrag des Parlaments, möglichst rasch einen Luftpolizeidienst rund um die Uhr zu gewährleisten, bleibt bestehen. Wird dieser Auftrag umgesetzt, nützen sich nach bisherigen Angaben der Luftwaffe die verbleibenden 32 topmodernen F/A-18 schneller ab. Recherchen der Basler Zeitung zeigen nun, dass eine Modernisierung der veralteten Schweizer Tiger F-5 vergleichsweise kostengünstig zu haben wäre. Dies zeigt beispielsweise das Kampfwertsteigerungs-Programm der brasilianischen Luftwaffe, das die aufstrebende und von Geldsorgen geplagte Regionalmacht Brasilien erst im vergangenen Jahr abgeschlossen hat.
Beitrag auf baslerzeitung.ch
Kommentar:
Giardino Leser wissen es früher. Wie wir in diesem Beitrag im März schon geschrieben haben, gibt es eine valable Alternative zur Verschrottung der Tiger F-5. Der Bericht der BaZ validiert nun die Recherchen der Gruppe Giardino. Nun muss der Nationalrat den Verkauf der Tiger stoppen und die Prüfung einer Umrüstung nochmals in Auftrag geben.

 

Kommentare: 16

  1. Kurt Anton Brugger sagt:

    Guten Tag Giardinos,
    In meiner aktiven Zeit bei der Armee, habe ich mich mit logistischen Fragen einer Heereseinheit (GzDiv 5) befasst, der Organsiation des Nachschubs aller Güter (Vpf Mittel, Betrstoff+Schmiermittel, Material, Mun + FP)welche die Truppe benötigte zum Leben und Kämpfen. Von der Flugwaffe verstehe ich wenig bis gar nichts, ausser dass ich deren Auftrag erahnen kann.
    Dagegen bilde ich mir ein von Investition in Anlagen und deren Unterhalt einen “blauen Dunst” zu haben. Zusätzlich habe ich erfahren und beobachtet, dass Halbwahrheiten, unvollständige Information, nicht verifizierte Behauptungen im beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Umfeld, nie von überzeugender Qualität sind. Im sensiblen und emotionalen Umfeld politischer Entscheide vom Stimmbürger nicht goutiert werden.
    Die Offenbarung zum Tiger F5 wirft Fragen auf! Die Schlagzeile mit der Bezeichnung “verscherbeln” ist zwar als wenig sachlich einzustufen. Die Fragen welche sich stellen, im Zusammenhang mit der KAWEST durch die Brasilianer, deren Kostenberechnung für die Verlängerung der Lebensdauer dieses bewährten Kampffliegers, sind dagegen vielfältig. Das VBS, die Ruag, die Piloten und Experten der Luftwaffe, einschliesslich die verantwortlichen militärischen Führer, auch die SIKO NR+SR (jene die für den Gripen votierten und den Tiger als Schrott bezeichneten) sind jetzt gefordert. Sie müssen dem Stimmvolk, plausibel machen, weshalb sie die KAWEST des Tiger F5 für nicht machbar (weil mit zu hohen Kosten verbunden) und eine Investition in diesen Kampfflieger (aus der Zeit der ersten Mondlandung, wurde argumentiert) untauglich erklärten.
    Wurde hier mit Halbwahrheiten gewerkelt? Sind Wunschträume im Spiel, weil ein “richtiger” Kampfpilot endlich auch einmal mit Mach2 über die Alpen donnern möchte? Wir wissen es nicht. Der Stimmbürger wusste es auch nicht. Genau daran mag es auch noch gelegen haben, das Gripen-Desaster!

    • Erwin Markus sagt:

      ICH DENKE MAL DASS…
      hier die Frage “WAS” es wohl beim Gripen Debakel war, dass dieses eminent wichtige Rüstungsgeschäft zum kippen gebracht hat eher zweitrangig ist. Tatsache ist nun, dass wir kein neues Kampfflugzeug auf absehbare bekommen werden, das ist sicher.
      Nun aber zum Tiger, dieses Geschäft muss nun mit aller Kraft und Seriosität so schnell als möglich angegangen werden. Lobbying heisst fürderhin und zuerst das Zauberwort. Denn es ist überhaupt keine Frage ob KAWEST beim F-5 E Sinn macht, diese Frage stellt sich überhaupt nicht, diese Frage darf sich überhaupt nicht stellen. Fazit ist nun ob Ihr alle es glaubt oder nicht: der Tiger F-5 KAWEST “à la brésilienne” ist nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unsere EINZIGE Chance.
      http://www.fliegerweb.com/militaer/news/artikel.php?show=news-10543
      Nun aber wäre es endlich mehr als wünschenswert, wenn wir zwecks Lobbying in Sachen dieser Tiger KAWEST uns zu einer Art Komitee zusammen schliessen würden, einziges Ziel: den Verkauf dieser Flugzeuge sofort zu stoppen um mit Brasilien (aber erst nach der Weltmeisterschaft…) in ernst gemeinte Verhandlungen zu treten.
      Der Gripen ist tot, es lebe der Tiger…! der real existierende König der Tiere (in Asien…), der ganz im Gegensatz zu dem, der nordischen Mythologie ensprungenen “Gripen” dem Greiff, schon seit weit über 30 Jahren unser ist.
      Nebst unserem Hauptziehl müssen wir aber auch erreichen, dass im VBS endlich ausgemisstet wird: Dr. Catrina muss absolut weg! Denn dieser Mensch beschäftigt sich seit über 20 Jahren, mit der Demontage der Schweizer Armee. Er muss deshalb unbedingt als Trojaner, als Landesverräter wahrgenommen werden: WEG MIT IHM…! wie schneller umso besser.
      Also, wer kennt oder untrhält sogar Kontakte zu Parlamentariern, wer macht den Anfang anstatt “nur” zu diskutieren…?

  2. Hans Ulrich Suter sagt:

    Das Ganze zieht sich nun schon eine ganze Weile hin. Brauchbares Material wird vernichted, neues wird nicht gekauft. Die eigentliche Ursache liegt darin, dass die VBS-Verantwortlichen und auch der BR wie ein sediertes Kanichen die NATO-Schlange anstarrt. Nun ist die NATO eine Angriffsarmee, d.h. sie bestimmt welche Waffen eingesetzt werden. Bei Verteidigungsarmeen wie die Schweizer Armee eine sein sollte kann man aber nicht wissen welche Verteidigungswaffen gebraucht werden, idR. alles was man nicht hat, denn der Aggressor weiss natürlich auch was der Verteidiger hat. Daher kann auch niemand sagen, Waffe XY sei veraltet oder werde in zukünftigen Kriegen nicht gebraucht, dasselbe diese oder jene Angriffsart (sei es nun Cyberwar, oder Luftlandetruppen oder Panzer (hahaha)) kämen nicht vor, denn genau dies entscheidet der Agressor und nicht der Verteidiger. Auch kann man nicht sagen, wann der Aggressor gedenkt bitteschön anzugreifen, daher gibt es auch keine Vorwarnzeiten (höchstens Aufgrund der Mobilisierungsmöglichkeiten des möglichen Aggressors). Wer etwas anderes behauptet lügt, oder ist ein kompletter militärisch-strategischer Ignorant, wie der Bundesrat und Herr Catrina, die wahrscheinlich beiden Gruppen zuzuordnen sind. Ich gehe davon aus, dass das Volk mit der Gripenabstimmung das ungefähr erahnt hat und es wird sich sagen, mit 5 Milliarden im Jahr, kann man eine Verteidigungsarmee auch vernünftig ausrüsten, wenn denn nicht immer brauchbare Waffensysteme vernichtet werden, unsinnigie “BigBrother auch für Füsiliere”-Informatikprojekte und auch keine “Nonsensestellen”, wie Kommunikationsberater, im VBS eingerichtet werden.

  3. Hohermuth sagt:

    mir scheint der Tiger noch bestens einsetzbar für die Luftpolizei. Hier braucht es nicht die modernsten Maschinen, diese braucht es für den Luftkampf in Kriegszeit. Um normale, auch zivile Maschinen aus dem Luftraum zu geleiten oder notfalls abzuschiessen würden auch noch die Hunter genügen (ansonsten bitte ich um Aufklärung was im Luftpolizeidienst sonst noch eingebunden ist). Wieso erzählt man uns vom VBS immer Unwahrheiten? Wird man bewusst angelogen oder ist es Unfähigkeit?

    • Erwin Markus sagt:

      HERR HOHERMUTH…!
      Warum nehmen Sie im vorletzten Satz vorneweg, was hier absolut ALLE wissen oder zumindest ahnen?
      Ausserdem Herr Hohermuth, sezte ich Sie hiermit in Kenntnis, dass wir seit nunmehr fast zwanzig Jahren keine Hunter mehr haben…!
      aber im Prinzip haben Sie natürlich recht, alles was Sie hier sagen und anführen entspricht 100% der Wahrheit.

    • Hohermuth sagt:

      Sehr geehrter Herr Markus
      Danke für Ihre Replik.
      Das mit den Hunter war auch sarkastisch gemeint

  4. Urs Tischhauser sagt:

    Man kann nun als “Nichtflieger” darüber lamentieren was bezüglich der Luftwaffe gemacht werden soll. Wir wissen nur, dass wir unsere Mittel ohne Schutz von oben nicht einsetzen könnten!
    Das einzig Zielführende ist, dass das VBS nun darlegt, wieweit der Tiger aufgerüstet werden kann, damit er länger am Schweizer Himmel bleibt. “Schrott” ist er mit Sicherheit nicht, aber es stellt sich die Frage, ob er mit vernünftigem Aufwand, weiter für Luftpolizeiaufgaben und vor allem auch für die Ausbildung unserer Kampfpiloten genutzt werden kann. Eine Ausserdienststellung wie wenn der Gripen beschafft worden wäre, ist nun jedoch definitv auszuschliessen. Der Chef der Luftwaffe wäre nun gefordert! Wir hoffen, dass er nicht überfordert ist.

  5. Urs Berner sagt:

    Der BaZ-Journalist Beni Gafner sollte sich als Rüstungschef bewerben – dann könnte er seine Expertise in die Praxis umsetzen.

    • Hans Ulrich Suter sagt:

      Ich gehe davon aus, dass JEDER, sich dafür bewerben könnte. Wenn er sich seriös einarbeitet wäre er auch ein guter Rüstungschef. Das Problem ist das psychologische, oder das Rudelverhalten. Wenn alle Leute im VBS glauben ihr Job bestünde darin die Armee abzuschaffen, dann würde jeder der diesen job seriös macht, gemobbt. Es muss also jemand sein, der seht von sich überzeugt ist und dessen Hauptmotivation bei der Arbeit darin besteht Leute fertigzumachen, psychisch und physisch.Und er braucht Sekundanten. Das ist auch der Grund, warum Guisan seinen berühmten Rütli-Rapport gemacht hat, man könnte das nochmals versuchen, mit den VBS Mitarbeitern und diesmal das Schiff in der Mitte des Sees versenken….

    • Hans Ulrich Suter sagt:

      Ja da wäre die Stelle:
      jobs.nzz.ch/vacancy/26377/eidgenossische-bundesverwaltung-bern-b-classhirustungschef-b-in-und-chef-in-armasuisse?list=fts&query=Rüstungschef&channel=&orderByDate=0&indexInList=0

  6. Michael Waldvogel sagt:

    Die Força Aérea Brasileira (www.fab.mil.br) nimmt seit 2004 regelmässig an den südamerikanischen Luftwaffen-Manöver CRUZEX teil. Mit ihren hochwertig modernisierten F-5EM trainieren sie „Beyond Visual Range“ Luftkämpfe. Dazu hier ein aufschlussreicher Artikel: http://www.cruzex.aer.mil.br/index.php/en/news/447-cruzex-to-get-beyond-visual-range-combats

  7. Konrad Alder sagt:

    Beni Gafner muss in dieser Frage als widersprüchlich und damit als unglaubwürdig bezeichnet werden. In seinem BAZ-Online-Artikel vom 8.5.2014 unter dem Titel der „Gripen hat keine Abhalte-Wirkung“ schreibt er: Quote „Will die Schweiz sicherheitspolitisch wieder ernst genommen werden, muss von ihrer Rüstung aber auch von ihrer Ausbildung und ihrem Auftreten Abhalte-Wirkung ausgehen. Dissuasion und das Konzept des „hohen Eintrittspreises“ werden gegenüber alten und neueren Bedrohungsformen plötzlich wieder aktuell.“ Der Gripen E, der in der Schweiz in bestenfalls etwa zehn Jahren operativ voll einsatzfähig sein wird, entspricht diesen Anforderungen nicht“. Unquote. Und nun versucht dieser gleiche Beni Gafner uns in seinem neuesten BAZ-Online Beitrag “ vom 10.06.2014 Quote: „Schweiz verscherbelt Jets, die Brasilien billig aufrüstet“ Unquote eine kampfwertgesteigerte Version des F-5E Tiger II schmackhaft zu machen. Verstehe das wer will, ich auf jeden Fall halte das – selbst gemessen an den largen Richtlinien „Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten“ des Schweizer Presserates – für unlauter. Vom Advokaten für ein Hochleistungskampfflugzeug der Rafale-Klasse zu einer nächsten F-5E Tiger II-Generation auf der Basis der brasilianischen F-5EM ist ein Spagat, der selbst der wendige Beni Gafner nicht schafft. Denn ein entsprechendes Kampfwertsteigerungsprogramm für den F-5E Tiger II wurde im Rahmen des TTE-Projektes von der Armasuisse ernsthaft und umfangreich geprüft. Dabei zeigte es sich, dass ein solches Kampfflugzeug ein klar ungenügendes Kosten-Nutzwert-Verhältnis offerieren würde und unseren aktuellen militärischen Anforderungen schlicht nicht genügt. Beni Gafner verschweigt uns in seinem Beitrag denn auch mit sehr gutem Grund
    ° die Leistungscharakteristiken gemessen an der möglichen Bedrohung sowie
    ° die Terminplanung beginnend mit dem politischen Entscheidungsprozess, über die Arbeiten bei Armasuisse und RUAG bis hin zum Erreichen einer ersten operationellen Einsatzbereitschaft (IOC) für einen solchen „F-5CH III“.
    Mit einer solchen Konzept- und Projektübersicht wäre dann nämlich jedermann in der Lage, klar zu erkennen, dass ein solches Programm sowohl militärisch als auch wirtschaftlich keinen Sinn macht und dazu noch Null-Abhalte-Wirkung generiert!

  8. Elmar Hutter sagt:

    Abhaltewirkung im Luftraum eines Kleinstaates mit beschränktem Armeebudget wird am kostenwirksamsten durch eine topmoderne Boden-Luft-Abwehr (in allen Höhenlagen) Rechnung getragen.
    Die fliegenden Verbände unserer nationalen Luftverteidigung sollten auf die Kernfunktionen Luftpolizei, Erdkampf-Unterstützung, Aufklärung und Lufttransport
    konzentriert werden.

  9. Kaufmann Gotthard sagt:

    Ich muss es einfach immer wiederholen:
    Die grösste Bedrohung für unser Land stellt zur Zeit das VBS dar.
    Ein radikales Ausmisten, bis in die höchsten Etagen ist dringend notwendig.

  10. Urs Tischhauser sagt:

    Nachdenklich stimmt einem, dass seit dem Gripen Grounding vor nun bald einem Monat aus dem VBS kein Pieps zu hören ist, wie es nun weiter gehen soll. Da sieht man, dass der gute alte vorbehaltene Entschluss nicht mehr zum Rüstzeug unserer heutigen “Manager” gehört.
    Herr Alder sie mögen Recht haben, dass der Tiger seit den Zeiten von “Topgun” nicht mehr so furchteinflössend ist. Aber für die Luftpolizeiaufgaben in Friedenszeiten dürfte er als Notnagel immer noch tauglich sein. Aber das VBS müsste endlich mal die Zahlen auf den Tisch legen, welche belegen, dass es nicht geht. “Denn in der Not frisst selbst der Teufel Fliegen, oder?”
    Zusammen mit der von Herr Hutter propagierten Boden-Luft-Abwehr liesse sich ja trotzdem etwas Brauchbares machen. KKdt Schellenberg als ehemaliger Fläbler müsste dies beurteilen können. Aber es muss sich einfach etwas bewegen!!!

  11. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich denke auch, dass es das Volk so gesehen hat. Für Luftpolizei reicht auch der letzte Schrott und die schlechtesten Piloten. Ein modernes Kampfflugzeug und gut ausgebildete Piloten würde man brauchen, wenn man sich für einen Krieg vorbereiten würde, das können Leute nicht, die nicht daran glauben. Das VBS glaubt nicht daran, kriegt deshalb auch keine modernen Kampfflugzeuge.

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