CdA verlangt Kadavergehorsam von seinen hohen Offizieren

CdA verlangt Kadavergehorsam von seinen hohen Offizieren

Entstanden ist das Dokument im Armee-Ausbildungszentrum in Luzern. An einer Informationsrunde über die sogenannte «Weiterentwicklung der Armee (WEA)» wurden die höheren Stabsoffiziere auf das heiss umstrittene Reformwerk eingeschworen. Die Veranstaltung gipfelte darin, dass sämtliche anwesenden Brigadiers, Divisionäre und Korpskommandanten ihre Unterschrift unter ein gemeinsames Bekenntnis zur WEA setzten. Jene, die nicht dabei sein konnten, lieferten ihre Signatur später nach.
Mit dem Ergebnis, dass Armeechef André Blattmann am Kaderrapport vom vergangenen Dienstag in Olten eine Folie mit den Unterschriften sämtlicher 47 Schweizer Generäle präsentieren konnte. Was nicht überall gleich gut angekommen ist. Kritiker der «Weiterentwicklung der Armee» rügen den Kadavergehorsam, welchen die Armeespitze ihren Topkadern abverlangt.
Beitrag der NLZ vom Sonntag (PDF) mit freundlicher Genehmigung der Neuen Luzerner Zeitung.
Kommentar:
Widerspruch und Kritik wird offenbar im VBS systematisch unterdrückt. Müsste das in den Hochglanzbroschüren gelobte Konzept der WEA nicht für sich sprechen? Ist dies die richtige Antwort auf die Kommunikationspannen bei der Gripen-Abstimmung? Wie steht es um die Position des CdA, wenn dieser mit solchen Massnahmen Kritiker mundtot machen muss? Wir wissen, dass der CdA sich der WEA voll und ganz verschrieben hat – aber muss er seine HSO mit ins Verderben reissen?
Zu diesem Thema passt die aktuelle Diskussion auf dem Blog der GGstOf.

 

Kommentare: 12

  1. Beda Düggelin sagt:

    Die Vorgänge im VBS erinnern an Militärdiktaturen, so z.B. in Burma,heute Myanmar oder vor Jahren in Ländern Südamerikas, mit dem Unterschied, dass dort diese “Herren” das Land auch politisch führten, allerdings hatten ihre Regime keinen nachhaltigen Bestand. Es ist zu hoffen, dass das heutige Regime im VBS alsbald zu Ende geht.

  2. Martin Frei sagt:

    Wenn sich die höheren Stabsoffiziere – gegen ihre Überzeugung – zu so etwas hergeben, steht es schlecht um ihren Rückgrad.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich mache auf den uralten Artikel
    http://www.zeit.de/1953/32/worauf-beruht-die-ehre-des-offiziers
    aus der Zeit aufmerksam. Interessant für mich, dass die These, dass die Auswahl der Offiziere nach dem Charakter zu erfolgen hat, auch hier vertreten wird.

  4. Schaub Rudolf P. sagt:

    Das Vorgehen des CdA lässt wieder einmal tief blicken. Dieser rechnet damit, dass viele seiner Untergebenen die grossen Mängel der WEA-Botschaft erkannt haben und das jüngste Abrüstungsprojekt wie seine anderen Gegner ablehnen. Letzteres bestätigen Gespräche mit einzelnen Berufsoffizieren unter vier Augen. Diese wollen in erster Linie Truppenkörper einer zur Verteidigung des Landes fähigen Armee führen und nicht hauptsächlich Chefs von “Schaufel- und Pickel-Detachamenten” zur Bewegung von Kies-, Erd- und Schlammmassen sein. Nun sollen die ablehnenden oder kritischen Offiziere mit der Abgabe von schriftlichen Erklärungen auf die VBS-Linie gezwungen werden. Damit leistet der CdA seinem offenkundigen Lieblingskind WEA glücklicherweise einen Bärendienst. Denn die betreffenden Offiziere können in allfälligen Veranstaltungen über die WEA nicht mehr als deren glaubwürdige Befürworter auftreten. Darauf muss überall und immer hingewiesen werden. Trotz meiner Freude über die herausfordernde Unterschriften-Stabsübung des CdA sehe ich ein Führungsproblem im Bundeshaus Ost in Bern, das schon heute und nicht erst morgen oder übermorgen gelöst werden sollte. Die Lösung des Problems wird aber gemäss langjähriger bewährter Praxis verschlafen wie auch ein allenfalls nötiger Armee-Aufwuchs durch die Verantwortlichen im Tiefschlaf und schnarchend verpasst werden dürfte.

  5. Urs Tischhauser sagt:

    Lange ist es her, seit wir in der Offiziersschule uns über das Wesen der Kompetenz unterrichtet wurden. Fachkompetenz, Sachkompetenz, Selbstkompetenz. Leider lässt derzeit der CdA mit dem bei ihm noch nie gesehenen “nordkoreansichen Führungsstil” alle Kompetenzen vermissen. Man fragt sich, wie verzweifelt er sein muss, dass er mit Sternen dekorierte Militärs, welche gelernt haben, dass selbständiges Denkendas wichtigste Gut ist, so auf eine Linie befiehlt. Das ist sicher nicht der André Blattmann, den wir als CdA wollen. Und, vermutlich auch nicht derjenige, welcher er sein will. Langsam fragt man sich schon, was in diesem Tollhaus VBS passiert. Da werden scheinbar gestandene Männer einer Gehirnwäsche unterzogen, als sei es eine Sekte. Das darf nicht sein!

  6. Fritz Kälin sagt:

    Quizfrage: Auf wen wird unsere Armee im Aktivdienst vereidigt?
    a) Auf den General
    b) Auf die Regierung
    c) Auf die Verfassung
    d) Auf die Eidgenossenschaft
    Richtige Antwort: d) auf die Eidgenossenschaft.
    Dass dieser Kadavergehorsam auch noch mit Appellen an “Korpsgeist” und Ehrgefühl eingefordert wird, schlägt dem Fass den Boden aus. Welche Konsequenzen soll die Truppe in einem allfälligen Aktivdienst aus so einem Verhalten der Armeespitze ziehen?

  7. S. Gerber sagt:

    Solche Aktionen sind jeweils ein Zeichen der Führungsschwäche. Ich würde viel Geld darauf setzen, dass wir in spätestens einem Jahr einen neuen CdA haben werden.

  8. Alexander Steinacher sagt:

    Kadavergehorsam – und das auf den oberen Rängen? Spielt keine Rolle wo, es ist ein grundsätzlich psychologisches Phänomen! Kadavergehorsam und Motivation vertragen sich nicht, liegen weit auseinander. Wer darauf angewiesen ist offenbart tiefgründige Schwächen!

  9. Lang Max sagt:

    Dass Blattmann in jeder Fuktion leistungsschwach und als CDA schon lange nicht mehr tragbar ist, dürfte allgemein bekannt sein. Ich bin erstaunt, dass die hohen Of diesen Blödsinn auch noch unterschreiben. Wo bleibt der Mut zur Kritik? Kadavergehorsam führte noch nie zum Erfolg!!

  10. S. Gerber sagt:

    Könnte man eigentlich ein Referendum aufsetzen, das die Absetzung von Blattmann wegen Verstoss gegen die Bundesverfasung verlangt?

    • Fritz Kälin sagt:

      Immer wieder kommen hier Leute auf die sprichwörtliche Idee, die Kopfschmerzen liessen sich durch Wegschneiden des Kopfes beseitigen.
      Personalpolitik ist Sache der gewählten Politik, nicht von ausserparlamentarischen Lobbygruppen. Die GSoA verfolgt ihre Ziele bekanntlich auch nicht mittels Rücktrittsforderungen…

    • S. Gerber sagt:

      Wir müssen ja auch nicht zwingend alles der GSoA nachmachen.

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