"Mobilmachung" – Bericht von den Front

"Mobilmachung" – Bericht von den Front

Aus einer uns zugestellten E-Mail:

“So, nun ist die Mobilisierungs-Übung vorbei. Viele Lehrläufe hat es gegeben. Mein Kadi aber meint, vor allem aus dem Mat-Rückschiebungen lerne man, was eine Inf Kp wirklich braucht. Nun wird das ganze noch an 2 Bat durchgetestet.
Das Mobilisierungs- und 2-Wochen-WK-Prinzip sei viel versprechend. Ab 2017 beginne jeder WK mit einer Mobilisierung. Bei unserem Bat warscheinlich schon ab 2015! Na dann, prost.
Meine Meinung steht aber schon fest: die Verheiratung zwischen LBA-Logistik und Mobilisierung wird wie der 2-Wochen-WK nie funktionieren. Entweder voll ausgerüstete Armee mit Armee 61 Mobilisierungs-Konzept oder man kann es vergessen. Nach Jahren der WEA-Armee wird man merken, dass alles nur totaler Planungsschrott ist. Mit der x-ten Armeereform wird man die Armee noch mehr zurechtstutzen. Bis dann eine Krisenzeit kommt, in der man nur noch hoffen kann, als Nation zu überleben. Dann wird die Wehrhaftigkeit wieder ein paar Jahr halten, wenn es die Schweiz dann noch gibt. 
Es ist schon sehr fragwürdig, dass dieser WEA von den Offizieren so die Stange gehalten wird, wo man doch sehr wohl weiss, dass es bei all diesen Reformen nur um einen gut vermarkteten Abbau geht. Aber man merkt halt, dass es hier auch wieder in erster Linie um Karrieren geht und da muss man halt diesen Mist abnicken!
Gerne erzähle ich Ihnen bei einem Telefongespräch mehr. Genaue Einzelheiten kann ich zur Zeit aber noch nicht angeben, da andere, wie bspw. der Mat C besser Bescheid wissen. Dieser ist vor lauter Stress praktisch kaum mehr zum Schlafen gekommen!”

 

Kommentare: 4

  1. Fritz Kälin sagt:

    Alle erinnern sich noch gut an jenes System, das so gut funktionierte, dass unsere Milizarmee selbst Nato-Berufsarmeen in Punkto Mobilmachungsfähigkeit übertraf. Dieses System wäre auch heute für jede denkbare Eventualität geeignet und selbst durch modernste Waffentechnik nicht aus dem Tritt zu bringen.
    Für den Wiederaufbau des besten Mobilmachungssystems der Welt (für die beste Armee der Welt) bräuchte es ‘nur’ den politischen Mut, eine dezentralisierte Logistik und damit verbundene Arbeitsplätze (wieder) aufzubauen. Nur neoliberale Prediger, die selbst bei der Landesverteidigung einen ‘schlanken Staat’ fordern, würden darin nur Mehrkosten, aber keinen Mehrwert erkennen.
    Vielleicht müsste man das Stimmvolk als ‘Aktionäre der Armee’ bezeichnen, damit gewisse Politiker endlich begreifen, wie legitim die Erwartungen des Souveräns an ‘seine’ Armee sind.

    • Beda Düggelin sagt:

      Früher war es attraktiv “Aktionär” der Schweizer Armee zu sein, heute kann davon in Bezug auf den “Shareholder Value” keine Rede mehr sein. Wer investiert schon in ein Unternehmen, das sich selbst stranguliert und seine Unternehmensbasis fortwährend zurückbaut und Investitionen am falschen Ort vornimmt (FIS Heer) und sich von einer lauthals kläffenden Kleinstaktionärsgruppe die Unternehmensstrategie vorschreiben lässt?
      Schliesslich verhält es sich mit der Schweizer Armee wie mit einem Publikumsaktionär der Credit Suisse, er hat nichts zu sagen und sollte noch der Führungsspitze zujubeln! – Nein Shareholder-Value sieht anders aus.
      Leider war es den 53,4 Prozent Neinstimmenden nicht bewusst, welches Zeichen sie international setzten! Die Schweiz verliert ihre Glaubwürdigkeit als absoluter Hort der Sicherheit immer mehr!……

  2. Willy P. Stelzer sagt:

    Als Zfhr, Kp Kdt und Bat Kdt habe ich während 2 1/2 Jahrzehnten die dezentralisierte Materialfassung, dann aber vor allem mehrere Mobilmachungs-Uebungen miterlebt, unter anderem bei einer dieser Uebungen die volle Aufmunitionierung einer Pz Kp. All dies hat funktioniert. Warum um’s Teufels Willen greift man nicht auf die Erfahrungen der Armee 61 zurück, sondern will mit Zwei-Wochen-WK und einem neuen “Material-Fassungs Projekt” erneut “Neues” ausprobieren. Die WEA bedeutet nicht “Weiter-Entwicklung der Armee”, sondern “Weitere Eliminierung der Armee”. Und das Parlament und die beiden parlamentarischen Sicherheits-Kommissionen schauen zu, statt den mutigen Entscheid zu fällen: “Zurück auf Feld EINS”.

    • Beda Düggelin sagt:

      Welches Feld 1? Wissen das Parlament und die Sicherheitskommissionen überhaupt wo sie spielen? Zuerst sollten sie die Spielregeln kennen und schliesslich müssten alle Parlamentarier zuerst in einen Intensiv-Nachhilfe-Ausbildungskurs für Staats- und Sicherheitspolitik verpflichtet werden, welcher selbst zu bezahlen wäre. Der Kurs würde mit einer Prüfung enden, wer diese nicht besteht, dürfte nicht mehr zum Mitreden und Entscheiden in diesen beiden Bereichen berechtigt sein!

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