BR Maurer zur Geschichte um die Ausserdienststellung des Spz 63/89

BR Maurer zur Geschichte um die Ausserdienststellung des Spz 63/89

Brundesrat Maurer führt in einer Antwort vom 10. April 2012 folgendes zur Geschichte um die Ausserdienststellung der Spz 63/89 aus:

“Mit der Einführung des Panzers (Pz) 87 Leopard genügte der Spz 63/73 im Verbund den Anforderungen im modernen Gefecht bezüglich Bewaffnung, Panzerung, Beweglichkeit und Raumangebot nicht mehr. Als Übergangsmassnahme wurden die Spz und Kdo Pz 63/73 teilweise verbessert (neu Spz 63/89 bzw Kdo Pz 63/89). Bereits am 28.01.1988 wurde von der Kommission für militärische Landesverteidigung (KML) beschlossen und vom Forschungs- und Entwicklungsausschuss am 18.08.1993 bestätigt, die mechanisierten Verbände mit einem neuen Spz auszurüsten.
Im Zusammenhang mit der Reduzierung des Sollbestandes der Armee XXI hat die Geschaftsleitung VBS die ADS [Ausserdienststellung] von diversen Hauptsystemen am 20.09.2002 verabschiedet [GIARDINO: Das war VOR der Abstimmung zur Armee XXI!]. Darunter fällt auch die Ausserdienststellung von Spz M113. Mit dem ADS Konzept vom 01.09.2003 wurden Teile der Spz M113 Flotte schrittweise ausser Betrieb gesetzt und als geordnete Desinvestition im Rahmen der militärischen Gesamtplanung der Liquidation zugeführt.
Gemäss dem “Abschlussbericht zur Entsorgung Spz M113 Verzicht I” vom 30.10.2007 wurden von den 1’048 zur ADS freigegebenen Spz M113 deren 565 verschrottet, 37 für Museen und Sammler reserviert und 28 Raupentransportwagen verkauft. Insgesamt 360 Spz M113 wurden in den Kavernen Turtmann und Raron eingelagert und stillgelegt. 56 Kdo Pz 63 wurden an das Kommando Generalstabsschulen in Kriens abgegeben, einen an das Kompetenzzentrum ABC-KAMIR in Spiez und zwei an die RUAG für den Prototypbau und als Übungsobjekt.
Basierend auf dem oben zitierten ADS Konzept von 01.09.2003 sowie der Gesamtübersicht und Vorgaben ADS M113 (Verzicht I) vom 16.05.2005, den Vorgaben C VBS, rechtlichen, systemspezifischen und allgemeinen Grundlagen wurde im Rahmen des Entwicklungsschrittes 08/11 (ES 08/11) beschlossen, die 360 Spz M113 für einen allfälligen späteren Aufwuchs stillzulegen, die 394 übrigen in Art Abt, Pz Aufkl Bat und Pz Sap Bat, abhängig von der materiellen Weiterentwicklung der Schweizer Armee, weiter zu nutzen, weitere 329 zu entsorgen, 83 für die historische Sammlung des Materials der Schweizer Armee und für Museen und Sammler zu reservieren und einen an die RUAG als Übungsobjekt abzugeben, was im Nachtrag vom 16.02.2009 zum ADS Konzept für die Spz 63, ES 08/11 vom 22.01.2008 geregelt wurde. Für die Bevorratung des Ersatzmaterials wurde im Jahre 2005 das Nutzungsende von 2015 angenommen. Nach der erfolgten Ersatzteilbemessung wurden Ersatzmaterial und Baugruppen bis am 30.06.2007 entsorgt.
Die stillgeleten Spz M113 verursachen der Armee erhebliche Lagerungskosten und belasten somit das Betriebsbudget. Auf Antrag des CdA hat der C VBS am 21.10.2010 entschieden, im Zeitrahmen vom 01.06.2011 bis 31.03.2013 inklusive Abgabe an anerkannte Institutionen/Museen und (Privat)Sammler sowie allfälliger Verkauf an berechtigte Dritte, die stillgelegten Panzer definitiv ausser Dienst zu stellen.
Von den ursprünglich total 1’855 beschafften Spz 63 und sogenannten Familienfahrzeugen stehen nun noch deren 371 im Einsatz (als Flt Pz 63/97 INTAFF, Kdo Pz 63/07, Kdo Pz 63/97 Art INTAFF, Spz 63/07, Mrm Pz 63/00, Rpe Trspw 68/05 (M548), Löschw Rpe M548 zur Waldbrandbekämpfung Wpl Bière und als Sap Pz 63/05) in den oben erwähnten Verbänden.”

Spz6389_eingemottet

Was heisst das nun konkret?

  1. Der Spz 63/89 wurde – wenn auch nur als “Übergangsmassnahme” – an die gesteigerten Anforderungen durch den Kauf des Pz 87 LEO angepasst. Es ist davon auszugehen, dass sich die Schweiz nicht mit einer kleinen Verbesserung zufrieden gab und dass der nun kampfwertgesteigerte Spz 63/89 nun mehrheitlich den Anforderungen “bezüglich Bewaffnung, Panzerung, Beweglichkeit und Raumangebot” genügte. Falls dies nicht der Fall gewesen wäre, müsste dieses Rüstungsgeschäft als Flog bezeichnet werden. Der Spz 63/89 ist damit im Einsatz neben dem Pz 87 LEO durchaus genügend. Man hätte ausserdem kaum genau diesen Typ eingelagert, wenn man nicht davon ausgehen könnte, dass er auf einem zukünftigen Gefechtsfeld nicht hätte bestehen können.
  2. Bereits vor der Abstimmung über die Armee XXI hat die GL VBS die Ausserdienststellung von “diversen Hauptsystemen” beschlossen. Die besagten 360 Spz 63/89 wurden bereits in diesem Konzept über die Ausserdienststellung (sic!) berücksichtigt.
  3. Damit die ADS “schrittweise” umgesetzt werden konnte, stellte man die Spz 63/89 für ein paar Jahre in den Kavernen in Turtmann und Raron ein. Gegen aussen sprach man von “Einlagerung” und “Stilllegung” und versprach die Spz für “schlechte Tage” bzw. den (heute klar als illusorisch zu bezeichnenden) “Aufwuchs” bereitzuhalten (siehe auch Anfrage von NR Toni Brunner). Tatsächlich war dies von Anfang an nur als Zwischenstation auf dem Weg in den Ofen gedacht. Sonst hätte das VBS nicht parallel dazu die für den Betrieb der Spz notwendige Infrastruktur, Material, Spezialisten, Ausbilder, Munition etc. abgebaut. Die ganze Einlagerung war somit ein Ablenkungsmanöver um Kritiker ruhig zu stellen! Später konnte man argumentieren, dass für den Spz sowieso keine Ersatzteile, Munition, Funkgeräte, Ausbilder etc. mehr vorhanden wären.
  4. Die “erheblichen Lagerungskosten” (2 Kavernen!) wurden bis heute nie mit Zahlen unterlegt. Wir können sehr schnell weit grössere Flops der VBS-Verwaltung mit höheren jährlichen Kosten auflisten.
  5. Wir können uns nicht erklären, wieso die Armee – trotz stets beteuerter fehlender Transportmittel für eine vollständige Motorisierung der Verbände – auf dieses System verzichten will, wenn gleichzeitig andere Armeen (USA, Brasilien) ihre M-113-Familien für weitere Jahre flott machen. Die RUAG, welche demnächst qualifizierte Arbeiter abbauen muss, hätte sicher gerne diese 360 Spz 63/89 erneut verbessert. Das Geld wäre ja vorhanden, schliesslich hat die Armee die letzten Jahre jeweils mehrere hundert Millionen als nicht ausgenutzten Kreditreste zurück in die Bundeskasse geschoben.

Die Geschichte um den Spz 63/89 ist wohl nur die bekannteste. Wir fragen uns: Bei welchen anderen – vermutlich noch sehr gut brauchbaren – Systemen geschieht das selbe?

Heute wurde wieder ein völlig veralteter, nicht mehr fahrtüchtiger, schlecht gewarteter, verrosteter Spz 63/89 auf den Weg zu seiner verdienten letzten Ruhestätte verladen. Der Platz in der Kaverne wird dringend für die vielen neuen Fahrzeuge benötigt, welche in den kommenden Jahren eventuell beschafft werden.

Heute wurden wieder völlig veraltete, nicht mehr fahrtüchtige, schlecht gewartete, verrostete Spz 63/89 auf den Weg zu ihrer verdienten letzten Ruhestätte verladen. Oder doch nicht? Überzeugen Sie sich selbst davon auf dem Bild! Der Platz in der Kaverne wird vermutlich dringend für die vielen neuen Fahrzeuge benötigt, welche in den kommenden Jahren eventuell beschafft werden…. Wenn das keine Geldverschwendung ist!

 

Kommentare: 3

  1. Hans Ulrich Suter sagt:

    Da steht im dritten Satz, dass der Spz 63/89 durch einen neuen Schützenpanzer zu ersetzen sei. Das ist dann aber wohl die Voraussetzung für die Ausserdienststellung von ersterem. Letzteren sehe ich aber nicht ( ich wüsste nicht mal von wem, was kaufen…ev. am besten selber entwickeln…), damit ist nach meinem Logikverständnis die Ausserdienststellung des Spz 63/89 nicht mehr möglich, was wohl das Problem unserer ganzen Konfusion ist.

  2. Andreas Wäger sagt:

    Das ganze was hier passiert, macht einem einfach nur wütend! Da jammert die Armeespitze einem dauernd die Ohren voll, das geschütze Mannschaftsfahrzeuge fehlen, und gleichzeitig verschrottet man aus komplett nicht nachvollziehbaren Gründen voll funktionstüchtige, kampfwertgesteigerte und den Anforderungen völlig genügenden Spz M113.. Einfach nur noch unglaubwürdig! Hier vermisse ich auch ein Machtwort der Sik. Wenn man schon weiss das man die meisten Batallione nicht ausrüsten kann, dann verschrottet man auch nicht intakte Fahrzeuge, sollte doch logisch sein. Was hier passiert mit unseren Steuergeldern, ist einfach, auf gut deutsch, “eine Schweinerei”.
    Hätte man die M113 mit modernen Spz 2000 abgelöst, und zwar so, das auch alle Batallione ausgerüstet hätten werden können, dann könnte man es ja noch verstehen, aber nach der ersten Tranche von 186 Spz 2000, war ja aus finanzieller Sicht schon Schluss.
    Ob ein “verstärkter Duro” im Verbund mit dem Pz 87 Leo die bessere Wahl sein soll, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Der Leo ist im Gelände mit seinen Raupen höchst agil, der Duro mit seinen Rädern sicher nicht im gleichen Masse.
    Für mich muss die Armee nicht mehr jammern über zuwenig Fahrzeuge, neue Spz können sie in nächster Zeit sowieso vergessen. Auch wenn Herr Blattmann angedeutet hat, das man nur neue Fahrzeuge bekommt wenn die alten verschrottet sind, das wäre zu einfach..
    Ja so wird es, so denke ich, jetzt auch mit der Pz Haubitze M109 weitergehen. Jetzt kann man ja sagen, es existiert keine Kanistermunition mehr. Aber vielleicht sollte man zuerst überlegen, wie man ein wichtiges Verteidigungselement modernisieren kann, statt einfach alles über dutzend Ausreden zu verschrotten.
    Normalerweise wird ein Hauptsystem ersetzt und erst dann die “alten” ausser Betrieb gestellt, so wäre die logische Vorgehensweise..
    Mit kopfschüttelden Grüssen
    Andreas Wäger

  3. Johannes Fischer sagt:

    Die Herren Suter und Wäger haben die Lage richtig beschrieben. Geschieht auch im Kommentar “Was heisst das nun konkret?”
    Ja, was heisst das alles konkret? Es heisst, dass das Volk, das immer noch sein Land verteidigt haben will wie es in der Bundesverfassung geschrieben steht, betrogen worden ist und immer noch betrogen wird. Dies von den höchsten Instanzen im Land.
    So beachte man den jeweiligen Zeitpunkt der Beschlüsse, in welchem Entscheidungen getroffen worden sind, die zur deutlichen Schwächung der Armee geführt haben. Zudem hat das VBS sich damals erlaubt, vor der entscheidenden Abstimmung im 2003 zum Projekt Armee XXI bereits Massnahmen zu treffen, die bei einem anderen Abstimmungsausgang hätten aufgehoben werden müssen. Eine Arroganz und Verächtlichmachung demokratischer Spielregeln sondergleichen. Die BR Ogi und vor allem Schmid gehören zu den Haupttätern bei der Schwächung, ja Zerstörung der Milizarmee, denn sie kann das Land nicht mehr verteidigen, wie es Art. 58 BV vorsieht. Ja, der BR hatte keine Skrupel, dies noch lauthals zu verkünden mit Hinweisen, es fehle an finanziellen Mitteln. Dabei hatten sie auf “Berater” gehört, die Nato-geimpft waren. Und Ogi ist noch in seinem eitlen Wahn, der Grösste zu sein, einen Schritt weiter gegangen. Er hat der damaligen Aussenministerin der USA, Madeleine Albright, die Zustimmung zum Beitritt zur PFP gegeben, was nichts anderes bedeutet, im Vorzimmer der Nato zu sein. Deshalb verwundert nicht, dass langfristig gesehen die Idee des Nato-Beitrittes im VBS, im BR und auch bei den Mitte-Parteien immer noch latent vorhanden ist. Im VBS sind es vor allem die höheren Stabsoffiziere, die Nato-geprägte Schulungen durchlaufen haben.
    Klar ist auch, dass alle, die geglaubt haben, dass mit der Wahl des SVP BR Ueli Maurer die Lage sich ändern könnte, nun getäuscht da stehen. Man lese seine Begründungen oben. Man merke sich auch sein jetziges Bestreben, Führungsstrukturen zu schaffen, die untauglich sind für eine Milizarmee. Kopfstruktur st das Stichwort. Man muss vermuten, dass er in den Fängen von Mitarbeitern ist, die immer noch dem Nato-Vorbild anhängen und denen sowohl die BV wie auch das Wesen der Schweizer Milizarmee fremd ist. Merkwürdig zudem, warum BR Maurer immer noch eine so grosse Anzahl von höheren Stabsoffiziere im VBS beschäftigt, obwohl die Armee geschrumpft ist. Grob gerechnet sind es auf 3 Bataillone ein “General”. Was heisst das? Sie beschäftigen sich mit sich selbst, um ihre Pfründe zu behalten. Vor lauter untauglichen Vorschlägen ihrerseits bringen sie die oberste Führung des VBS ins Schleudern. Deshalb auch die immer wieder festzustellende konfuse Informationentätigkeit des VBS, die in ihrer Widersprüchlichkeit auffällt. Der Chef VBS sagt dies, seine nächsten Untergebenen jenes…
    Ja, um was geht es? Es geht um Vertrauensmissbrauch, ja Vertrauensbruch. Nicht nur des VBS allein, sondern des gesamten Budesrates und das Parlamentes. Die letzten Jahre haben leider gezeigt, dass sich dieses Verhalten auch in der Schweiz eingeschlichen hat, und zwar mit der Zunahme der Macht der Verwaltung. Regt sich Widerstand dagegen? Diese Frage soll jeder für sich beantworten. Für mich ist klar: Die von der Politik geschaffenen Verhältnisse sind wahrscheinlich unumkehrbar. Gilt nicht nur für die Sicherheitspolitik, sondern für alle für das Land lebenswichtige Belange. Höchstens schwer wirkende Ereignisse könnten ein Umdenken veranlassen, wenn es nicht zu spät ist, um wirksam handeln zu können.
    Ich habe gesagt, was ich denke, auch wenn es nicht allen gefallen mag. Jetzt schon Sorry. Ich bin eben der Ansicht, dass all zu Vieles im Land unter den Tisch gewischt wird, dass all zu Vieles mit fadenscheinigen Begründungen als “Einzalfall” und “wir konnten nicht anders”, obwohl es sicher Alternativen gegeben hätte, in die Pendenzen-Schubladen versenkt wird, obwohl sachgerechtes Handeln rasch nötig wäre. Scheinheilig wird von der Politik immer wieder beteuert, wir dürften dem Nachwuchs nicht Schulden hinterlassen. Trotzdem wird es getan, und zwar auch in gesellschaftlicher Hinsicht, nicht nur in finanzieller.

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