Bundeswehr-Nachwuchs fehlt es an Treue und Tapferkeit
Traurige Wahrheit ist indes, dass die Aussetzung (faktisch: Abschaffung) der Wehrpflicht ein personelles Loch in den Rumpf der Streitkräfte gerissen hat, das durch Lenzen mit mühselig herbeigelogenen Personal kaum mehr geschlossen werden kann.
Zu dieser Rahmenlage gesellt sich die weithin beklagenswerte Eignung der immer geringeren Zahl noch freiwillig wehrdienstleistender Soldaten. Am wenigsten tragen daran die jungen Männer und Frauen Schuld. Ihre Motive, zur Bundeswehr zu gehen, sind vielfältig wie legitim, zum Teil sogar überraschend anständig. […] Die Defizite an physischer Belastbarkeit, psychischer Bereitschaft zum Einsatz von Leib und Leben sowie kognitiver Ernstfalltauglichkeit (neudeutsch: Stressresistenz) sind offensichtlich, lassen sich der Generation „Socialnetwork“ aber nur schwer abtrainieren. […]
Der Motivlage fehlt samt und sonders die spätestens in Eid und Gelöbnis beschworene Treue zu Deutschland. Auch Tapferkeit kommt in Einführungsgesprächen nicht vor. Allenfalls an nachgeordneter Stelle nennen einige junge Soldaten so etwas wie patriotischen Eifer, der immer häufiger von Vorgesetzten mit Skepsis gesehen wird.
Den wenigsten Rekruten ist bewusst, dass sie mit der ihnen abverlangten Bereitschaft zum Auslandseinsatz in (multinationalen) Verbänden potenziell Verwundung und Tod in Kauf nehmen. Es fehlt ihnen der Blick für das Ganze, aber auch für den existenziellen Ernst, der erst aus dem Job des Verteidigungsfachangestellten den Beruf des Soldaten werden lässt. […]
Wenn es der Bundeswehr endlich gelänge, ihre Alleinstellungsmerkmale souverän als Idee zu verkaufen, dann kämen auch wieder genügend Rekruten. Und es kämen die richtigen.
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