Das Vertrauen ist dahin

Das Vertrauen ist dahin

Der Chef der Armee, Korps­ kommandant André Blattmann, hat versagt. Er führt die Armee seit dem 25. Juli 2008. Seither ist es ihm nicht gelungen, seine Füh­rungsgehilfen so zu gruppieren und zu organisieren, dass die Armee eine Krisensituation meistern könnte.
Kommentar von Beni Gafner, in der BAZ vom 20.10.2013, Seite 2 [Hervorhebungen von Giardino]
Die Armee funktioniert nicht, weil deren Führungsorgane im Ernstfall versagen würden. Einen solchen Ernstfall hat ein erfahrener, unbestechlicher Übungs­leiter, der mittlerweile pensionierte Divisionär Eugen Hofmeister, in monatelanger Arbeit ersonnen und als Übungsannahme umgesetzt, um die Armeespitze realitätsnah testen zu können. Hofmeisters Szenario beschrieb entlang politischer und wirtschaftlicher Linien eine virtuelle Eskalation und zeichnete das Bild einer Energiekrise, verbunden mit einer sicherheitspolitisch bedrohli­chen Lage in Europa. Beübt wurden dabei nicht in erster Linie Soldaten und Korporäle, sondern die obersten Führungsorgane der Armee, also Korpskommandant Blattmann als Chef der Armee und seine höchsten Offiziere. Die Note «ungenügend» für den Führungsstab der Armee ist auf­ grund der Übungserkenntnisse besorgniserregend. Volk und Politi­ker wissen heute, dass die Armee in einer ausserordentlichen Lage nicht funktionieren würde.
Mehr als nur besorgniserregend ist nun aber der Umgang von Armee­chef Blattmann mit den Übungs­erkenntnissen, die in einem Bericht fein säuberlich festgehalten sind. Über viele Tage haben dabei ausge­bildete Beobachter die Arbeit der Stäbe begutachtet und anhand fest­ gelegter Ziele beurteilt. Der Bericht sollte dazu dienen, die erkannten Mängel anschliessend beheben zu können. Dazu sollten die wichtigsten Stellen in der Armee den Bericht erhalten. Doch genau dies hat Blattmann verhindert. Er liess den Versand des klassifizierten Berichts gemäss Verteiler stoppen.
Er machte so den Übungsbericht zur Chefsache, um ihn unter dem Deckel halten zu können. Das gelang nicht. Es kam noch schlimmer – der Bericht landete in der Zeitung. Einem sol­chen Armeechef kann man nicht mehr vertrauen. 
Zu kritisieren ist letztlich auch die Sicherheitspolitische Kommission (SIK). Ihre Mitglieder wussten, dass die Übung im September 2012 statt­ fand. Einzelne waren sogar präsent und in der Öffentlichkeit sorgte das Übungsszenario damals für negative Schlagzeilen. Anschliessend kam in der SIK aber über Monate niemand auf die Idee, jenen Schlussbericht einzufordern, den man jetzt als unerlässlich für politische Schlüsse bezeichnet. Auch das erscheint wenig vertrauenserweckend.