Die immerwährende bewaffnete Neutralität – Conditio sine qua non des Friedensmodells Schweiz
Wer in der Schweiz die Milizarmee abschaffen will, tut gut daran, sich die Konsequenzen dieses Schritts in all seinen Dimensionen reiflich zu überlegen. Wie stünde es dann um die Neutralität, den einen Pfeiler unseres Staatswesens, welcher doch von 95 Prozent der Bevölkerung befürwortet wird? Hätte unsere Staatsmaxime, die immerwährende bewaffnete Neutralität, dann noch Bestand? Wer die Milizarmee abschaffen will, befürwortet entweder eine Berufsarmee, mithin eine kasernierte Kaste von Söldnern, die ihren Geldgebern hörig sind – oder die Übergabe des Schutzes des Landes an eine fremde Macht oder ein Militärbündnis wie die Nato. Nur: Wo bliebe da die Neutralität? Beim Beitritt zu einem Kriegsbündnis wie der Nato wäre die Neutralität tot, was die Schweizer Bevölkerung partout nicht will. Also bleibt die Frage, ob Neutralität mit einer Berufsarmee vereinbar ist. Mit anderen Worten stellt sich die Frage nach Wesen, Inhalt und Entwicklung der Neutralitätsvorstellung von gestern bis heute. Wer sich damit auseinandersetzt, kann nur zu einem einzigen, eindeutigen Befund kommen: Neutralität und Milizarmee sind siamesische Zwillinge, die sich ohne Hinschied beider Teile nicht trennen lassen – beide bedingen sich gegenseitig.
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