Gladiatoren im Kalten Krieg: Die Stay-Behind-Netzwerke der NATO

Gladiatoren im Kalten Krieg: Die Stay-Behind-Netzwerke der NATO

Der Kalte Krieg, die Blockkonfrontation zwischen Ost und West, war mehr als 40 Jahre lang Gestaltungsrahmen des internationalen Systems und entwickelte eine Totalität, die auf beiden Seiten häufig den Zweck über die Mittel des staatlichen Handelns stellte. Die aktuelle Krise um die Ukraine bescherte dem Kalten Krieg medial eine gewisse Renaissance, auch wenn solche Vergleiche nur oberflächlich überzeugen können. Dabei ist seit dem Fall der Berliner Mauer 1989 eine ganze Generation junger Menschen herangewachsen, für die REFORGER-Übungen und Raketen-Stationierungen soweit aus ihrer Lebenswirklichkeit verschwunden sind, wie die Befreiungskriege gegen Napoleon oder der Sturm auf die Düppeler Schanzen (vgl. John Lewis Gaddis, “The Cold War. A New History“, Penguin, 2007).
Für den Historiker wirft diese Episode des 20. Jahrhunderts dagegen immer noch diverse ungeklärte Fragestellungen auf, vor allem was die Tätigkeiten der Geheimdienste angeht. Viele Archive sind nach wie vor verschlossen oder werden erst schrittweise erschlossen. Eines der mysteriösesten und für die westlichen Geheimdienste unrühmlichsten Kapitel dieser unvollendeten Geschichte bildet dabei das Phänomen der Stay-Behind-Netzwerke und ihrer Verwicklungen in den Rechtsterrorismus. Ein „Gentlemen’s-Business“, wie der erste Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Reinhard Gehlen, die nachrichtendienstliche Aufklärungstätigkeit in seiner Autobiographie charakterisierte, kann man hinter diesen Strukturen nur schwer erkennen (vgl. Reinhardt Gehlen, “Der Dienst“, Hase&Köhler, 1971).
Beitrag auf offiziere.ch

 

Kommentare: 1

  1. Kurt Anton Brugger sagt:

    Zeitzeugen wissen, der Kalte Krieg (1945-1985) mit den militärischen Machtblöcken NATO und WAPA, der permanenten gegenseitigen Bedrohung und unablässiger Aufrüstung der Truppen mit mechanisierten Waffensystemen, hatte die Dimension gigantischer Auswirkungen für den Fall weiträumiger Kampfhandlungen. Das Mittel der ABC-Erpressung (Einsatz von atomaren, biologischen und chemischen Waffen) gehörte zum “daily business” der damaligen Führungselite in den WAPA-Staaten.
    Es standen sich Truppen- und Waffen-Potenziale gegenüber, deren Aufeinanderprallen in der extremsten Form, in der Lage waren jedes Leben auf diesem Planeten aus zu löschen. Nikita Chrustshow, ein quirliger, machtbesessener Despot, der sich mit allerlei Schandtaten an die Spitze der Sowjetunion gehangelt hat, kleinwüchsig, rundlich, unberechenbar und bauernschlau, meldete sich fast täglich auf seinen Streifzügen durch die Medien. Auf dem Höhepunkt seines unsäglichen Wirkens, hat er mit dem roten Telefon (platziert an seinem Arbeitsplatz im Kreml, zwecks schnellem Auslösen des atomaren Gaus), der Weltöffentlichkeit Angst und Schrecken eingehaucht. Der westlichen Welt (samt den USA) das baldige Ende in Aussicht gestellt. Legendär ist seine Aussage (vor einem längeren Besuch der USA auf Einladung des damaligen Präsidenten): “Ich besuche Amerika noch, bevor wir dieses Land auf der Landkarte auslöschen!” Im Kontext seiner schillernden Persönlichkeit, der damals hasserfüllten Ost-West-Beziehung, der atomaren Rüstung (der Wichtigkeit des atomaren Erstschlags) eine durchaus ernst zu nehmende Aussage.
    Für die noch lebenden “Kalten Krieger” der älteren Jahrgänge, dürfte der Vergleich der Krim- und Ukraine-Krise mit dem Kalten Krieg (Renaissance) zwar Respekt (für eine gefährliche geopolitische Krise) auslösen, aber letztlich eher ein ungläubiges Innehalten verursachen.

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