«Grundlagen für Doktrin und Strategie fehlen»

«Grundlagen für Doktrin und Strategie fehlen»

Einigen Einfluss auf das Votum zum Gripen-Jet dürfte das «liberale Komitee Nein zum Gripen» gehabt haben, hinter dem die Grünliberale Partei stand. Im Interview nimmt der Luzerner GLP-Nationalrat Roland Fischer Stellung. Der Offizier der Schweizer Armee kritisiert die Denker und Lenker im Verteidigungsdepartement.
Interview auf NZZ.ch – Interview mit dem Inland-Chef René Zeller

 

Kommentare: 3

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Die Feststellung, dass die Grundlagen für eine Strategie und Doktrin der Armee fehlen, ist richtig. Verantwortlich dafür ist aber nicht das VBS, sondern der Bundesrat. Dieser hielt im Sicherheitsbericht (2010) bekanntlich sinngemäss zitiert fest, es sei nicht möglich, eine neue Verteidigungsarmee zu planen und aufzubauen, solange keine konkrete Bedrohungslage und die dadurch nötig werdenden militärischen Fähigkeiten feststehen.Im Armeebericht (2010) führte der Bundesrat sinngemäss zitiert aus, es sei unklar, über welche Mittel die Armee in einem künftigen Bedrohungsfall verfügen bzw. nicht verfügen werde. Bei solchen Vorgaben des Bundesrates ist schlicht nicht möglich, eine glaubwürdige Konzeption der Landesverteidigung und überzeugende Armee-Doktrin zu entwickeln. NR Roland Fischer richtet seine Kritik an die falsche Adresse. Falls er bei der Behandlung der erwähnten Berichte im NR bereits dessen Mitglied war, hätte er die genannten Berichte kritisieren und für deren Rückweisung an den (sicherheitspolitisch unbedarften) Bundesrat votieren müssen. Hat er das getan?

  2. Fritz Kälin sagt:

    Ich erlaube mir eine Analyse der Aussagen dieses ‘Armeebefürworters’.
    “Eine glaubwürdige Armee muss viel stärker als heute auf die realen Bedrohungen und Risiken ausgerichtet sein. Zu nennen sind Angriffe im Cyberspace, Schutz der kritischen Infrastrukturen, Kampf gegen den Terrorismus, subsidiäre Einsätze wie etwa Unterstützungsleistungen bei Umweltkatastrophen zugunsten der Kantone. In Bezug auf die Luftwaffe hat der Luftpolizeidienst Priorität.”
    Aus dem ist in keiner Weise ersichtlich, weshalb ein Gripenkauf kontraproduktiv gewesen sein soll.
    “Die Armee sollte grundsätzlich schlank, aber effizient sein.”
    Das ist ein allerwelts-Satz der gut tönt und die Hauptursache dafür ist, dass für geradezu lächerliche Sparbeträge beträchtlicher Kampfwert (natürlich ersatzlos) vernichtet wurde/wird. Es tönt nach Donald Rumsfelds ‘neoliberalen’ Armeereformen und riecht nach Schwefel.
    “Die Stärke der Armee hängt nicht allein von der Truppengrösse ab. […] Wir [Grünliberalen] können uns auch eine reine Durchdienerarmee vorstellen.”
    Dabei sind viele der genannten (und ebenso die hier nicht genannten) Szenarien äusserst personalintensiv. Ein erhöhter DD-Anteil erhöht die Leistung aus dem Stand, geht aber letztlich auch auf Kosten der Durchhaltefähigkeit. Für die massgeschneiderten Flughafenformationen der A95 sind sie ein ärmlicher Ersatz. Stehende Truppen widersprechen zudem unserem Staatsverständnis. So viel/ häufig passiert in diesem Land dann doch nichts, dass dafür ständig bedeutsame Truppenkörper in der Kaserne hocken müssten. Das gemischte Modell aus DD + durchgehende WK-Truppenkörperpräsenz ist etwas von wenigem, das keiner Verschlimmbesserung bedarf. Eine reine DD-Armee würde bedeuten, dass kaum noch eine handvoll Jahrgänge aktiv in der Armee wären. Für so eine fortschreitende Entfremdung von Armee und Bevölkerung ist kein zwingender Grund und kein lohnender Mehrwert in Sicht. 300 Diensttage am Stück zehren selbst bei motivierten AdAs lediglich an der Geduld und an der Dienstfreude.
    “Wir sind gegen einen Nato-Beitritt.”
    Keiner seiner Vorschläge stützt diese Aussage. Schon gar nicht, dass er zuerst die WEA “unter Dach und Fach bringen” will.
    “Bei der Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee können diese Mittel aber durchaus für die Landesverteidigung eingesetzt werden, wenn nützliche Projekte vorliegen.”
    Die WEA soll eigentlich Geld sparen, nicht neue Ausgabenposten schaffen. Er nennt selber nicht ein “nützliches Projekt”. Und obwohl er selber Hptm der Flugabwehr ist, kommt von ihm kein einziges Plädoyer zugunsten der bevorstehenden Kompletterneuerung unserer Luftabwehr.
    Dieser Mann bewirtschaftet die Missstände nur, um sich und seine Ökoökonomen als ‘sicherheitspolitische Macher’ darzustellen. Seine Verschlimmbesserung dürften dann andere auslöffeln. Das ist Karrierepolitik auf Kosten der Armee à la Guttenberg. Mit dem Gripenabschuss hat Fischer in einem Jahr mehr ‘erreicht’ als Joe Lang in seinem ganzen Leben. Fischer ist das damit Wohlwollen der Staatsmedien im Wahljahr 2015 gesichert.

  3. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Was uns Hptm Fischer (GLP)mitteilt, Initiant des liberalen Komitees gegen den Gripen, hat seine Berechtigung. Einiges davon hat die GG schon vor geraumer Zeit erkannt und öffentlich gemacht. Seine Argumente haben ihre Berechtigung, aber sein Verhalten ist unter keinem Titel zu rechtfertigen. Als Mitglied des mittleren Kaders in der Wirtschaft, wäre dieser Akt Grund genug ihm die Kündigung nahe zu legen (im besten Fall) oder die fristlose Entlassung (im schlechteren Fall).
    Vieles mag sich verändert haben, in der Armee von heute (seit dem Fall der Mauer), die Führungsmentalität, die Art und Weise wie Disziplin interpretiert wird, das allgemeine Verhältnis zwischen Mannschaft und Kader. Das Prinzip der Loyalität eines Offiziers darf dagegen in keiner Weise geritzt werden. Seine Vorgesetzten müssten ihm verständlich machen, in Würdigung seiner demokratischen Rechte, sei sein Verhalten mit seinem Auftrag und seiner Funktion in der Armee nicht mehr zu vereinbaren.
    Die von ihm bemängelten Grundlagen, hat er vermutlich weder seinen Vorgesetzten (zB auf dem DW an das VBS/CdA), noch an anderer Stelle (zB über seine Partei an die SIKO NR/SR) glaubwürdig angebracht. Dagegen in der GLP den VS und die DV bearbeitet, um die “bürgerliche” Partei (mit starkem Linksdrall)zu animieren, seinen illoyalen Akt, gegen die Armee und die Landesverteidigung zu unterstützen. Letztlich mit dem Segen der DV und der Parteiführung.
    Herr Hptm Fischer, Sie sollten besser nicht mehr vor Ihre Truppe stehen!

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