Helmut Schmidt wirft EU «Grössenwahn» vor

Helmut Schmidt wirft EU «Grössenwahn» vor

«Das jüngste Beispiel ist der Versuch der EU-Kommission, die Ukraine anzugliedern», sagte Schmidt der «Bild»-Zeitung. «Sie stellen die Ukraine vor die scheinbare Wahl, sich zwischen West und Ost entscheiden zu müssen.»

„Ich traue Putin nicht zu, dass er Krieg will“

Schmidt verurteilte auch den Versuch, Georgien enger an die EU zu binden. «Zur Erinnerung: Georgien liegt ausserhalb Europas. Das ist Grössenwahnsinn, wir haben dort nichts zu suchen!»
Schmidt (SPD) fordert den Westen ausserdem im Umgang mit Russland zu mehr Rücksichtnahme auf und warnt vor einem Sanktionswettlauf gegen das Land. In einem Interview mit der “Bild” sagte Schmidt: “Diese Sanktionen bringen nichts und führen bloss zur Forderung nach noch schärferen Sanktionen. Und wenn die nicht wirken, verlangt jemand verstärkte Rüstung. Und dann landen wir am Ende beim Krieg mit Waffen.” Schmidt erklärte, er “traue Putin nicht zu, dass er Krieg will. Und Europa sollte alles daran setzen, Russland in dieser Haltung zu bestärken, statt, wie die Regierung in Kiew oder mancher im Umkreis von US-Präsident Obama, vom 3. Weltkrieg zu schwätzen.”

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Kommentare: 8

  1. Walter H. Häcki sagt:

    Schmidt ist sofort nach seinem Rücktritt in den Sold von Oe/Gasoligarchen gegangen. Putin will wieder ein Grossrussland erstehen lassen und arbeitet mit jeder Faser auf dieses Ziel hin. Seine Nachfolgeorganisationen der KGB sind auf allen Ebenen tätig. Sei es politisch, Medien, Paramilitärische und verdeckt militärische Operationen beherrscht er immer besser.
    Die Annexion der Krim war ein Meisterstück, wo nichts, bis Entwaffnung der ukrainischen Schiffe. schief ging. Putin hatte schon seit Monaten das Militär entlang der Grenze aufmarschieren lassen, um den Druck zu verstärken und seine Operationen von hier zu starten.
    Ich erinnere auch daran, Hitler ist von 1938 alles gelungen, verschiedene Einmärsche und Annexionen, sowie den Anschluss Österreichs – Erst als er dieselbe Methode gegen Polen versuchte, kam es zur Kriegserklärung und ab Mitte 1940 zum Kampf, weil man vorher nicht bereit war und West-Europa in kürze überrannt wurde. Für die Franzosen noch heute sinn riesiges Trauma.
    Schon Stalin war ein glühender Bewunderer von Hitlers Methoden.

    • Beda Düggelin sagt:

      So lange der Westen dem Osten und der Osten dem Westen Bösartigkeit vorwirft, wird das Problem nicht gelöst werden! Da sind Vergleiche mit der Geschichte wenig zielführend. “Wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein” hiess es schon in der Bibel, im Westen sitzen beileibe nicht nur unschuldige Pfarrerstöchter. “Gouverner c’est prévoir”. Da stehen die Politiker in der Pflicht! Und die NATO hat sich offensichtlich überraschen lassen, dies bedeutet aber nicht, dass man nun Mauern wieder aufbauen, die Muskeln spielen oder gar zum wortgewaltigen westlichen “Halali” aufrufen muss.

  2. Beda Düggelin sagt:

    Wer den Frieden will, rüste für den Krieg, hiess es früher. – Heute muss es heissen: “Wer den Frieden will, muss den Frieden gewinnen und nicht den Krieg. Dies geschieht mit einer glaubwürdigen Sicherheitspolitik und mit einer glaubwürdigen Aussenpolitik. Das bedeutet im Letzteren, keine eigenen Expansionsstrategien (EU Ukraine-Mitgliedschaft, NATO so ein sträflicher Unsinn!), keine Wirtschaftssanktionen sowie glaubwürdige Verhandlungen (OSZE), wobei das Verhandlungsgleichgewicht gewahrt werden muss. Ein runder Tisch mit der EU, den USA, der sehr schwach legitimierten Uebergangsregierung der Ukraine und Russland, ein Verhältnis von 3:1, wird die Welt nicht weiterbringen!

  3. Franz Betschon sagt:

    Das Gepolter der USA und das devote Hinterherkriechen der EU wird immer grotesker. Vorallem die Sanktionen im Rüstungsbereich sind Schüsse in den Ofen. Frankreich hält sich nicht daran und die Massnahmen im Raumfahrtbereich haben vorallem eines zur Folge: Die USA werden von der bemannten Raumfahrt abgeschnitten.
    Schmidt hat Recht: Etwas mehr Anstand und Respekt gegenüber dem alten europäischen Kulturland wäre geboten. Die USA signalisieren eigentlich nur, dass sie fühlen, dass ihnen die Felle davon schmimmen.

  4. Hans Ulrich Suter sagt:

    In “Militär und Geschichte” (http://militaer-und-geschichte.de) ist in der jetzigen Ausgabe über die Schlacht um Kiew (1941) ein langer Artikel. Es ist mir da wieder bewusst geworden, wie die NATO wieder gleich nahe bei Moskau ist, wie seinerzeit die Wehrmacht. Insofern muss eine gewisse Beunruhigung über die Situation auch einem Putin zugestanden werden. Es ist nun zu hoffen, dass die Geschichte nicht so weitergeht wie nach 1941 oder 1799 als Suworow mit seiner Armee in der Schweiz einen multikulturellen Austausch machte. Nun im Gegensatz zu 1799 sind die Russen dank PfP (inszeniert vom unvergessenen Adolf Ogi (Freunde herrschen, oder so…..)) besser auf die Schweizer Gebirgswelt vorbereitet (Jetzt komt ein Link in Haas’scher Diktion) ( http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Gebirgstraining-fuer-russische-Kameraden/story/11389412
    Wir haben auch schon lange keine Armee mehr wie die von Bourbaki interniert (Das Panorame in Luzern sollte man ab und zu wieder besuchen), ich bin aber da der Ansicht, dass ein so glückloser General wie Bourbarki in der gegenwärtigen russischen Armee nicht existiert…….

  5. Alexander Steinacher sagt:

    Verwechselt W. Häcki nicht etwa Helmuth Schmidt mit G. Schröder, der tatsächlich nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler sofort in die höhere Söldnerliste der russischen Gas/Oel-Wirtschaft aufgenommen wurde!? Jedenfalls passt das überhaupt nicht zu H.Schmidt. Dieser ist ein alter, in Konfliktanalyse- und Bewältigung erfahrener Fuchs mit umfassenden geopolitischen Kenntnissen. EU und Nato haben sich bisher im Ukraine-Konflikt zumindest ungeschickt verhalten. Ich glaube auch nicht, dass Putin Krieg will, er ist klug genug, um zu wissen, dass es keine Gewinner gibt! Aber das Sicherheitsbedürfnis der durch die Geschichte immer wieder auf schwerste geplagten russischen Seele setzt Putin auch unter internen Druck! Nur, Leute von der Kapazität H.Schmidts lassen sich wohl auch nicht gerne als Söldner der EU verpflichten. Dieser fehlt das notwendige Potenzial an Strategen und starken Verhandlungspartnern – eben z. B. für Putin!

    • Fritz Kälin sagt:

      Ja, ich glaube auch, dass hier einige der SPD-Russlandversteher durcheinander geraten sind. Ob Schröder uns sympathischer wäre, wenn er nach seiner Kanzlerschaft bei Halliburton angeheurt hätte, sei hier nur als Gedankenspiel angefügt.
      Die Einschätzung von Alexander Steinacher wage ich zu teilen, doch hat sich bei ihm eine Formulierung eingeschlichen: Die EU und NATO hätten sich in der Ukrainekrise “ungeschickt verhalten”. Das ist eine gefährliche Stereotypisierung: Die westlichen Friedensnobelpreisträger meinen es doch nur gut und handeln aus pazifistischer Naivität heraus ungeschickt gegenüber dem ewig Schachspielenden Ex-KGB-Zaren im Kreml. Der Stereotyp ist deshalb so gefährlich, weil er genau der falschen Seite unterstellt, keine klaren Absichten in der Sache zu verfolgen. Das muss keine von Moskaus Reaktionen und Aktionen der letzten Monate rechtfertigen.

  6. Kurtr Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Helmut Schmidt hat sicher recht, wenn er die aktuelle Situation in der Ukraine mit der Stimmung vor dem ersten Weltkrieg vergleicht. Das zaristische Russland ist durch die leninsche Revolution (1917) und durch das stalinistische Machtstreben (nach dem 2ten WK) zur Sowjetunion mutiert. Der Zerfall dieses Riesenreichs, aus wirtschaftlichen Gründen, schmerzt noch heute nicht nur die russische Volksseele, auch die Führungsriege, allen voran die machtpolitisch “Zwillinge” Putin und Medwedew. Der Nationalist und ehemalige KGB Of Putin, hat die Perestroika in der DDR erlebt, wo er sich aufhielt um über seine dortigen Genossen an seine vorgesetzte Stelle “Bericht” zu erstatten. In einem kürzlichen Interview beschreibt er die Auflösung der Sowjetunion als Trauma in der russischen Polit-Geschichte. Und bemängelt unüberhörbar die Missachtung der damaligen Vereinbarungen mit Gorbatschow.
    Die russischen Nationalisten und die gesamte Führungsriege der Nachkriegsjahre empfinden die Bemühungen Brüssels die Ukraine samt der Krim (Heimathafen der Schwarzsee-Flotte) in die EU (mit Anschluss an die NATO) auf nehmen zu wollen, als unzulässigen geopolitischen Akt. Man muss nicht besonders freundschaftlich mit Russland verbunden sein, um für diese Reaktion Verständnis aufbringen zu können.
    Wenn Helmut Schmidt diese Pläne als Grössenwahnsinn bezeichnet, darin eine Gefahr für einen neuen Krieg in Europa sieht, dann muss dies als starkes Zeichen nach Brüssel gewertet werden. Angesichts des maroden finanziellen und wirtschaftlichen Zustandes, der Volkswirtschaften in Südeuropa gar als Schelte für die Brüsseler Politokraten. Statt Machtpolitik endlich volkswirtschaftliches Aufräumen, statt geopolitische Hunter-Strategie endlich konsolidieren der wirtschaftlichen Baustellen und der notleidenden Finanzen.

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