Kasernengespräch zur WEA
In der Kontroverse um den schwedischen Kampfjet Gripen ist fast vergessen gegangen, dass auch noch über eine Armeereform zu diskutieren ist. Nach dem Nein des Souveräns zur Beschaffung neuer Kampfflugzeuge duckte sich Bundesrat Ueli Maurer vorübergehend. Im Rahmen eines Mediengesprächs hat er jetzt aber einen weiteren Anlauf genommen, um dem Grossprojekt «Weiterentwicklung der Armee» (WEA) neues Leben einzuhauchen.
Für Ueli Maurer steht unverändert fest, dass die Armee nicht stillstehen darf. Die heutige Bedrohungslage sei mit jener im Kalten Krieg nicht mehr vergleichbar. Wer sich umschaue, stelle unschwer fest, dass nicht mehr Nationen gegeneinander anträten, sondern ethnische Gruppen und terroristische Kommandos. «Die Sicherheitslage ist diffus geworden, potenzielle Gegner sind schwer fassbar geworden», sagte Maurer. Trotzdem müsse sich die Schweiz gegen die real existierenden Risiken wappnen. […]
Das Nein zum Gripen hat bei der Armee bereits konkrete Auswirkungen, wie Maurer am Rande des Gesprächs sagte. «Es liegen bereits erste Kündigungen von Piloten auf dem Pult.» Da es in nächster Zeit keine neuen Flugzeuge gebe, suchten sie sich einen neuen Job.
Maurer befürchtet eine ähnliche Entwicklung bei weiteren Spezialisten wie etwa Flugzeugmechanikern. «Die Gefahr besteht, dass wir Potenzial verlieren.» Die Leute suchten eine langfristige Perspektive. «Wenn wir die nicht bieten können, verlieren wir Know-How.»
Mitteilung des VBS – Berichte auf NZZ.ch – tagesanzeiger.ch – 20min.ch
Ausserdem: Neue Kampfjet-Evaluation am Horizont
Kommentar:
Mit der Weigerung den Tiger weiterhin zu nutzen nimmt das VBS den Totalabsturz der Luftwaffe in Kauf. Wir sprechen ja nicht davon, dass der Tiger im Luftkampf auf höchstem Niveau mithalten muss (hier geht man wieder vom gefährlichsten Fall aus). Es reicht bereits, wenn er für den Luftpolizeidienst, die Ausbildung der Milizpiloten, dem Erhalt wichtiger Systemkomponenten (z.B. Know-how in der Wartung und im Betrieb, Bodenpersonal!) und der Erhöhung der Durchhaltefähigkeit (24h Luftraumüberwachung) eingesetzt wird. Ausserdem wird so ein starkes Signal ans Ausland gesendet, dass die Schweiz den Neutralitätsbedingungen nachkommt.