SIPOL B: Erste Fehleinschätzungen werden deutlich

SIPOL B: Erste Fehleinschätzungen werden deutlich

Der Sicherheitspolitische Bericht – obschon erst im Sommer 2010 verabschiedet – weist bereits einige Fehleinschätzungen auf. Insbesondere in der Einschätzung der Lage zeigen sich heute schon erhebliche Mängel oder es treten bereits Dinge ein, die für eher unwahrscheinlich gehalten wurden (Hervorhebungen durch den Autor):

“In der Schweiz besteht seit Jahren bei der Analyse der Bedrohungen und Gefahren ein breiterer Konsens als bei der Frage, was zur Bewältigung dieser Bedrohungen und Gefahren nötig sei. Auch international besteht weitgehend Einigkeit über die wichtigsten Bedrohungen: Terrorismus, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und der Zerfall staatlicher Strukturen in manchen Regionen.” (Seite 11) – Wo sich die Leute einig sind, ist stets höchste Vorsicht angebracht!
Grosse Regionen, insbesondere im Mittleren Osten, in weiten Teilen Afrikas und in Zentralasien, sind durch Schwäche oder Zerfall staatlicher Ordnung, durch Rechtlosigkeit und Konflikte gekennzeichnet. Das hemmt die wirtschaftliche Entwicklung, fördert Flüchtlingsströme, unkontrollierte Migration, organisiertes Verbrechen, illegalen Handel, Terrorismus und Proliferation. Es sind diese Folgeerscheinungen, die den Staatszerfall zu einem sicherheitspolitischen Problem machen, und sie sind weit entfernt spürbar, auch in der Schweiz.” (Seite 15) – … Aegypten, Tunesien, Libyen, Syrien, …
Nötigung mit wirtschaftlichen Mitteln: Solange der Wirtschaftsverkehr grundsätzlich
nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten funktioniert, ist er nicht Gegenstand der Sicherheitspolitik. Wenn aber Waren- und Kapitalströme aus machtpolitischen Motiven manipuliert werden [LIBOR?], ist die Sicherheitspolitik berührt. […] Es ist durchaus auch möglich, dass nicht nur die Energieversorgung als Druckmittel eingesetzt wird, sondern andere Wirtschaftsbereiche unter massiven Druck ausländischer Staaten geraten, die damit macht- oder wirtschaftspolitische Ziele verfolgen” (Seite 13) – Können wir hier auch die Banken dazuzählen?
EU/NATO: “Mehr Gewicht, weniger Einigkeit” (Seite 20)
“Einerseits stärkt die Integrations- und Erweiterungspolitik von EU und Nato insgesamt die Sicherheit und Stabilität in Europa und für Europa. Die Integration und damit auch die gegenseitige Abhängigkeit sind so weit fortgeschritten, dass mit einem Krieg zwischen Staaten innerhalb der EU und der Nato nicht mehr zu rechnen ist. Ein grosser Teil Europas ist damit gegenüber Spannungen und Konflikten, die in seinem Innern entstehen, widerstandsfähiger denn je. (Seite 21) – …es sei denn, die Länder Steuerzahler müssen für andere Länder und Banken finanziell einspringen…
Die neuen Informations-, Kommunikations- und Transporttechnologien, welche die eigentlichen Treiber der Globalisierung sind, ermöglichen zudem stark reduzierte Lagerbestände von Rohstoffen, Energieträgern, Halbfabrikaten und Ersatzteilen. Da Lagerbestände Kapital binden, werden die Waren und Rohstoffe nach dem «Just-in-time-Prinzip» möglichst erst zu jenem Zeitpunkt geliefert, in dem sie benötigt werden. Diese globalisierten Wirtschaftsstrukturen, in welche die Schweizer Wirtschaft integriert ist, haben zwar zu Wohlstandsgewinnen geführt, sind gleichzeitig aber wegen fehlender Reserven vor Ort sehr viel verletzlicher geworden. Voraussetzung für das Funktionieren dieses Systems ist ein weitgehend störungsfreies Umfeld.” (Seite 65) – Fukushima hat gezeigt, wie schnell ein globales System gestört werden kann… Auch die Banken weisen ein erhöhtes Risiko auf, wie aktuelle Börsen- oder CDS-Kurse belegen.

Folgende Wörter oder Themen fehlen im SIPOL B:

  • Währungen (Franken, Euro, Dollar, Gold)
  • Inflation, Deflation, Stagnation
  • Verschuldung, Überschuldung, Bankrott
  • Hunger, Unterernährung
  • Randale, Demonstrationen, Unruhen
…ob sich da nicht eine Validierung der Annahmen aufdrängt?

 

Kommentare: 5

  1. Francois sagt:

    Sans vouloir être un oiseau de mauvais augure! Nous voyons la situation continuer à se dégrader en Europe. Le jour arrive où nous aurons 20,30 millions de chômeurs dans les pays voisins. Ils viendront se servir par vague entière passant allègrement nos frontières ouvertes, piller nos magasins Migros, Coopératives et autres commerces, voler les richesses, nous ne pourrons rien faire. De l’armée il n’en reste plus rien. la population suisse se révoltera. Le gouvernement suisse, ne disposant plus de force armée fera alors appel aux pays étrangers voisins qui viendront mettre de l’ordre, occuperont le pays, feront régner leur ordre. C’est déjà arrivé par le passé (1797-1815)… C’est peut être ça que les pro-européens veulent, la Suisse, membre de l’Europe, entrée en forceps!
    Merci au Conseil Fédéral d’ignorer tout cela, merci aux politiciens qui démantèlent notre armée, merci aux militaires, stratèges qui haussent les épaules face à cette probable situation! Le peuple suisse vous en tiendra rigueur, ça c’est sûr!

  2. Guido Pescio sagt:

    Bei 2 Aussagen des obigen Berichts musste ich laut rauslachen, hätte jedoch am liebsten geweint und geheult…
    “…dass mit einem Krieg zwischen Staaten innerhalb der EU und der Nato nicht mehr zu rechnen ist.” Erstens hat es mal einen Film gegeben mit dem Titel “Sag niemals nie”! Zweitens sind wir in Europa bereits in einer gefährlichen Phase der gegenseitigen Erpressungen, wenn Völker soweit erpresst werden, dass sie nichts mehr zu verlieren haben, was machen die dann, wenn der passende Schreihals gefunden ist????
    “Just-in-time Prinzip”…. ich war jahrzehntelang u.a. Leiter der Logistik in einer namhaften Importfirma tätig. Just-in-time war absolutes Wunschdenken, speziell bei der Beschaffung von Waren aus Fernost. Bei der Armee war ich damals in einer Panzer-Dienstkompanie tätig. RVST und VVST wurden eingerichtet, damit dann ganz vorne beim Panzer “Just-in-time” Gefühl aufkam….

  3. Ernst Kägi sagt:

    Den Aussagen von Francois und G.P. muss ich leider zustimmen und ergänzend anmerken:
    Was immer häufiger anzutreffen ist, gerade in Berichten und Analysen von öffentichen Institutionen (und z.T. auch von grösseren Gesellschaften): Negatives und was nicht ins Konzept passt, wird nach dem Motto “Weil nicht sein kann, was nicht sein darf” verdrängt, verharmlost oder ganz weggelassen.
    Dass die Integrations- und Erweiterungspolitik von EU und Nato zu mehr Stabilität und Sicherheit führen soll, gehört für mich auch eher in die “Schublade Wunschdenken”.
    Wenn man schon feststellt, dass die Energieversorgung als Druckmittel eingesetzt werden könnte, dann sollte unseren Energieversorgern schleunigst verboten werden, im Ausland Millionen CHF zu investieren. Wer garantiert uns schon, dass uns die z.B. in Norddeutschland produzierte Energie in Krisenzeiten überhaupt zur Verfügung stehen würde. Es gibt leider genügend Beispiele, dass sich unsere Nachbarstaaten nicht an vertragliche Abmachungen halten. Die zig-Millionen CHF sollten für inländische Projekte eingesetzt werden.

  4. Franz Betschon sagt:

    Es muss ja gar nicht immer ein Krieg zwischen benachbarten Staaten sein. Es ist sogar eher denkbar, dass beispielsweise eine Region (z.B. Asien) gegen Europa insgesamt Krieg führt. Ein solcher Krieg kann durchaus auf Distanz, d.h. mittels Fernwaffen, Cruise Missiles oder Drohnen (Pakistan lässt grüssen!) geführt werden.
    Wieso sollte eine andere Region nicht versuchen, Europa insgesamt zu erpressen, z.B. bestimmte Technologien, Produktionskapazitäten oder andere Ressourcen etc. zu liefern? Zu diesem Zweck könnte Europa (und damit die Schweiz) subtil mitgeteilt bekommen, dass die lebensnotwendigen Nord-Süd-Achsen (NEAT) nur noch funktionstüchtig bleiben, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt würden (Lieferung von diesem oder jenem). Der Schweiz könnte mitgeteilt werden, dass die AKWs nur noch in Betrieb bleiben können, wenn andere Bedingungen global erfüllt werden.
    Europa ist sicherheitspolitisch bereits zertrümmert. Die NATO kann fehlende Substanz nur noch durch stramme Haltung ersetzen! Frankreich überprüft, einer Meldung zufolge, die Mitgliedschaft zur NATO.Die Finger an der Hand (das militärische Potenzial), um eine Faust zu machen, hat sich ja Europa (und die Schweiz insbesondere)bereits selber abgehackt. Wo ist unsere einst weltberühmte Flabdichte geblieben, die gegen Drohnen oder Cruise Missiles eingesetzt werden könnte?
    Der vielbemühte “Raketenschirm” erweist sich bereits heute immer mehr als heisse Luft.Die Zeit der langen Gesichter naht und niemand will etwas gewusst haben!

  5. Liebe Giardinos, sicherheitspolitische Berichte, die unvollständig und fehlerhaft sind!. Sie sind die Basis unserer Landesverteidigung, sie beeinflussen Ausrüstung und Ausbildung der Armee, der AdAs, und sie werden im Volk wahr genommen, als Ausdruck des Wehrwillens der Regierung und der Bürger.
    Wie entstehen diese Mängel? Durch die Politiker und die Exponenten der Verwaltung die an diesen Berichten arbeiten. Ich würde gerne mehr erfahren, wer diese fehlerhafte Arbeit zu verantworten hat, und wie es um die Sensibilisierung dieser Personen auf die Fakten realistischer Bedrohungen steht. Dabei muss auch ihre politisch-ideologische Grundhaltung einbezogen werden, sowie ihr Verständnis für eine glaubwürdige Landesverteidigung.
    Die Kumulation aller Mängel offenbahrt sich letzt- lich in den Entscheidungen des Parlaments, und wirkt sich seit Jahren negativ auf Landesverteidigung, Zustand der Armee und den Wehrwillen aus.
    Korrerkturen anbringen kann nur die Politik. Sie ist gefordert, die Voraussetzungen sicher zu stellen, welche die Armee braucht um den Auftrag erfüllen zu können, der ihr durch die Verfassung unseres Landes zugeordnet ist.
    NR und SR die dies nicht (mehr) wollen, müssen ent- weder eine Verfassungsänderung herbeiführen, oder sie verstossen gegen ihren Amtseid.
    Wer diese einfachen Zusammenhänge nicht begriffen hat, oder nicht begreifen will, darf den Anspruch Volksvertreter zu sein, für sich nicht erheben.

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