Stahel: «Bemannte Kampfjets sind in 20 Jahren Vergangenheit»

Stahel: «Bemannte Kampfjets sind in 20 Jahren Vergangenheit»

Billig und immer ausgeklügelter: Die Zukunft der militärischen Lufthoheit gehört der Drohne. Warum die Schweiz trotzdem neue Kampfjets kauft und wie eine Übergangslösung aussieht, erklärt Strategieexperte Albert Stahel.
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“Offenbar fehlt unserer Luftwaffe für die Zukunft ein Einsatzkonzept.” – Albert Stahel

 

Kommentare: 1

  1. Fritz Kälin sagt:

    Es wäre nicht das erste Mal, dass der bemannten Militärluftfahrt das Ende vorausgesagt wird (Offensive und Luftabwehrraketensysteme lösten im letzten Jahrhundert ähnliche Diskussionen aus). Allerdings darf nichts undenkbar sein. Die letzten Beiträge im Giardino-Blog und meine militärgeschichtliche Abschlussarbeit haben mich zum Nachdenken angeregt:
    Mit Blick auf die Schweiz stellt sich immer die Frage, wieweit wir dem technologischen Fortschritt (hinterher-)*rüsten wollen oder ob wir im voraus einen alternativen Weg gehen. Sollte die Schweiz (was ich hoffe) zunehmend allein an der Wehrpflicht festhalten, ist sie geradezu gezwungen, eigene Lösungen zu entwickeln. Die ‘Erfahrungen&Lehren’ der westlichen Berufsarmeen am Hindukusch und die Drohneneinsätze über Lybien haben für uns kaum noch Vorbildwert, höchstens im abschreckenden Sinne. Vielmehr sollten wir uns die vermeintlich ‘Besiegten’ näher anschauen. Wie halten sie einem Gegner mit Stealthbombern, Satellitenüberwachung und Drohnen überhaupt stand? Es ist ja schön, dass unser Parlament auf Biegen und Brechen den TTE doch noch herbeifinanzieren will. Die Freude darüber trübte sich bei mir aber schnell ein, als ich bei derKadi.ch sah, in welchem Ausmass unsere BODLUV weiter kastriert wird. Nehmen wir zwei jüngere Beispiele:
    Wir haben gesehen, dass Serbien dank seiner BODLUV und einer sehr verlustscheuen NATO seine Bodentruppen im Kosovo vor ernsthafter Abnützung bewahren konnte – allerdings nicht seine zivile Infrastruktur, die von der NATO ins Visier genommen wurde. Im Prinzip gelang der NATO, was den USA gegenüber Nordvietnam nicht gelang: durch Zerstörung (nicht nur militärischer Ziele) aus der Luft den Gegner zur Aufgabe zu bewegen. Nicht einmal Milosevic konnte einem ‘serbischen Kosovo zuliebe’ die wirtschaftliche Verkrüppelung seines Landes weiter in Kauf nehmen.
    Zweites Beispiel: Gaddaffi hält seine Schergen sogar in deckungsarmen Gelände und praktisch ohne Luftabwehr seit Monaten im Einsatz.
    (Was) Kann die Schweiz für sich daraus lernen? Ich spreche natürlich nicht davon, diese beiden Regime sich politisch zum Vorbild zu nehmen, damit das hier wirklich klar gesagt ist! Aber wir sollten uns fragen, wie wirksam Angriffe aus der Luft tatsächlich sind und wie man sich ihnen heute und künftig erwehren/entziehen kann. Ist die Zeit wirklich reif für ‘mehr’ Kampfflugzeuge und weniger BODLUv? Wir sollten uns bei der Bedeutung von ‘Airpower’ nicht allein an den Lobliedern von Herstellern und westlichen Lufstreitrkäften orientieren! Die von Stahel genannte Option von F/A-18C/D-Occassionen wird allein schon deshalb nicht diskutiert werden, weil dabei für die schweizer Wirtschaft keine lukrativen Gegengeschäfte zu erwarten wären. Ein Volkswirtschaftler soll mir vorrechnen, ob dies a priori einen Verzicht auf eine Occasionslösung rechtfertigt. Ich weiss es nicht, aber ich finde, jeder Stimmbürger sollte im Falle einer Abstimmung über solche Optionen aufgeklärt werden. Der TTE-Entscheid darf nicht (wie damals die F/A-18) zu einem Showdown zwischen Pro-Armee und GSoA verkommen. Das Stimmvolk bewilligt Rüstungskäufe nicht der Armee zuliebe, sondern wenn sie der eigenen Sicherheit dienen!
    Armeeplaner und wir, ihre Befürworter, sollten nicht nur darüber klagen, dass wir dieses und jenes nicht in unser Arsenal aufnehmen können. Wir sollten uns auch überlegen, wie wir OHNE diverse Systeme auskommen könnten (müssen werden wir es meistens sowieso). Notlösungen wie das Réduit sind im Kriegsfall keine Seltenheit, weil Kriege für alle Beteiligten meist unangenehme Überraschungen mit sich bringen. Anpassungsfähigkeit/Improvisation ist dann von noch grösserer Wichtigkeit als jede noch so ernsthaft betriebene Kriegsvorbereitung nach dem Lehrbuch TF XXI.
    * Prinzipiell ist es zu begrüssen, mit dem Gegner technologisch auf Augenhöhe zu sein. Die Frage ist, wer dieses ‘zeitgemässe’ Rüstungsniveau volkswirtschaftlich besser verkraftet und es im Ernstfall länger einsatzfähig halten kann. Serbien hätte auch mit 100, 200 Mig-29 die NATO nicht lange an der Erringung der Luftherrschaft hindern können. Die vorhandenen Kampfflugzeuge hätten sie sich theoretisch komplett sparen können. Die NATO musste ein paar zusätzliche Jagdflugzeuge in der Luft halten, ansonsten war die Wirkung der serbischen Luftwaffe gleich null (gemäss meinem Kenntnisstand). Serbien hatta also Jagdflugzeuge ‘wie jedes Land’, aber es erwies sich als eine Fehlinvestition, zumindest im Nachhinein.

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