Tiger F-5: Die Alternative zur Ausserdienststellung

Tiger F-5: Die Alternative zur Ausserdienststellung

Bevor man wieder funktionstüchtiges Material vernichtet – in diesem Fall die “veralteten” Tiger F-5 – wäre eine kurze Recherche im Internet von Vorteil. Da findet man z.B. diese Information:
Brazil’s F-5BR Fighter Fleet Upgrade Program
Dezember 2000:
The Brazilian Senate gives the contract Go-Ahead for the Brazilian Air Force’s $285 million F-5BR Program. Embraer:

“This Program, valued at US$ 285 million, foresees a massive modernization for the BAF’s 50 F-5E/F aircraft, including a totally new avionic suite, navigation/weapons aiming/self-defense system, computer system, multi-mode radar, BAF’s standard armament qualification and structural upgrade. The program was jointly developed by Embraer and Elbit, the Israeli high-tech company specialized in developing avionics systems for the defense market… The F-5BR avionics/navigation/weapons aiming/self-defense solution is based on a full commonality with the ALX and AMX-T Programs (also for the Brazilian Air Force)… All F-5E/F aircraft will be upgraded to ensure the F-5BR’s required operational life of over 15 years.”
Quelle: defenseindustrydaily.com

Das ergibt Kosten pro F-5 von US$ 5,7 Mio.! Ein Schnäppchen!
Im Dezember 2010 ist zu erfahren:

“Embraer signs a new contract with Brazil’s FAB to upgrade 11 additional F-5 aircraft, with the work beginning on the first jet in October 2012. This order would take the FAB’s upgraded F-5EM fleet to 57 aircraft, including the 11 (8 F-5Es, 3 F-5Fs) bought from the Jordanian Air Force.”
Quelle: defenseindustrydaily.com

Die Kosten pro Flugzeug dieses Mal: US$ 7,2 Mio.! Noch immer ein Schnäppchen!
Wenn Sie also demnächst hören, dass unsere Tiger F-5 nach Brasilien verkauft wurden, können Sie sich den Rest denken…!
Vielleicht können Spezialisten aus unseren Reihen dieses Programm genauer unter die Lupe nehmen und prüfen, ob diese Werterhaltung für unsere Tiger passt.
Die Oesterreicher haben übrigens die von der Schweiz geleasten Tiger F-5 auch in der Nacht eingesetzt:

20140309 J3030

“Die Übernahme der QRA (Quick Reaction Alert) erfolgte am 1. Juli 2005. Für die EB (Einsatzbereitschaft) – so die österreichische Bezeichnung für die QRA – wurden die Tiger mit zwei, fallweise auch nur mit einer, Luft-Luft-Lenkwaffen AIM-9 P5 “Sidewinder” bewaffnet sowie die zwei M-39A 20mm-Bordkanonen mit jeweils 280 Schuss scharf aufmunitioniert. Die EB wurde mit der Alarmrotte sowie einer Ersatzmaschine jeweils von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gestellt, bei Bedarf und abhängig von einer höheren Bedrohungslage auch während der Nachtstunden. Parallel zur Sicherung des Luftraums wurde mit den Tigern sowohl das Basic flight training als auch das taktische Flugtraining bis hin zu Luftkämpfen 2 vs. 2 durchgeführt.”
Quelle: doppeladler.com
“Most of the training was done in Switzerland – including the use of weapons against ground targets, as well as airborne targets. The only part of the training to be conducted in Austria was night operations, as the Swiss Air Force no longer used the F-5E “Tiger II” for these operations.
Quelle: karo-aviation.nl

Werden wir bezüglich “Nachteinsatztauglichkeit” angelogen (vgl. auch offizielle Seite des Tigers auf ENGLISCH: “instrument and night-flight equipped“)? Vielleicht kann ja Herr Catrina dazu Auskunft geben? Oder ist die Verschrottung der Tiger Teil einer Geheimabmachung mit der NATO?

20120202 Catrina

Giardino plädiert dafür, die Tiger F-5 zu behalten und einem Werterhaltungsprogramm zuzuführen. Eine Ausserdienststellung BEVOR der Gripen bei uns vollständig eingeführt ist, ist falsch.
Tipp: mw

 

Kommentare: 5

  1. Oliver Strebel sagt:

    Wen man kurz recherchiert findet man auf der VBS Webseite folgendes Dokument:
    http://www.vbs.admin.ch/internet/vbs/de/home/themen/defence/tte/dokumente.parsys.88467.downloadList.24915.DownloadFile.tmp/stellungnahmedesbundesrates.pdf
    Darin ist klar ersichtlich, das eine Aufwertung von 30 F5 geprüft wurden. Ergebnis: Eine Aufwertung ist möglich. Sie würde die Lebensdauer der F5 bei massiv höheren Betriebskosten (Vermehrt auftretenden Strukturschäden) um ca. 10 bis 15 Jahren verlängern. Die Anforderungen können dabei nur am aller untersten Rand erfüllt werden. Die Kosten für diese Aufrüstung ohne erhöhte Unterhaltskosten betragen 1-1,5 Milliarden Franken.
    Hierbei teile ich die Auffassung des Bundesrates, dass dies keine sinnvolle Investition wäre.

    • Gruppe Giardino sagt:

      Für 1 bis 1,5 Mia. Franken mag diese Aussage stimmen. Brasilien weist jedoch einen anderen Weg.

  2. Franz Betschon sagt:

    Jean-Claude Juncker sagte einmal: “Wenn es in der Politik schwierig wird, muss man lügen!” Auch BR Maurer forderte in der ARENA-Sendung vom 8.10.2010 die “NEUE EHRLICHKEIT”, das heisst, von jetzt an sagen wir die Wahrheit oder wieder anders: Bis heute haben wir gelogen. Jeder weiss, dass es anders kam.
    Das VBS hat eine neue Opferrolle entwickelt: Seht her, wie wir sparen, sogar noch aus eigenem Antrieb!
    Die Gründe sind ganz anders: HIDDEN AGENDA!
    Bis zur Gripen-Abstimmung will ich mir weitere Kommentare vorbehalten.

  3. Alfred Ramseyer sagt:

    Die Aussage von Olivier Strebel stimmt. Es wurde seinerzeit viel Aufwand für diese Abklärungen betrieben.
    Die der Quelle: doppeladler.com entnommenen Angaben (oben), betreffend die Verwendung unserer Tiger F-5 in der österreichischen Luftwaffe stimmen möglicherweise auch. Sogar Nachts seien die Tiger geflogen. Erstaunlich und toll !
    Unsere veralteten und überfälligen F-5 können dies natürlich auch. Bei entsprechendem Unterhalt fliegen diese Flugzeuge noch mehrere Jahre, dies inklusive Patrouille Suisse. Nur: wir betreiben ja nicht eine Luftwaffe um das Schweizerkreuz über den Wolken an die Sonne zu bringen. Fliegen ist nur Mittel zum Zweck. Der Waffeneinsatz am richtigen Ort zur richtigen Zeit und zu treffen ist jedoch das Ziel. Genau das aber können unsere Tiger F-5 nur bei Sichtflugbedingungen wobei auch hier der Einsatz von Infrarot-Lenkwaffen gewissen Einschränkungen unterliegen.
    Übrigens: Das Flugzeug “Northrop F-5E/F Tiger” war nie ein wirkliches Kampfflugzeug. Es wurde dereinst für Drittweltstaaten mit bescheidenen Budgets entwickelt. Die Beschaffung von zwei Serien für unsere Luftwaffe war – nach einem früheren politischen Nullentscheid – eine Verlegenheitslösung, also ein Lückenfüller. Es hiess auch damals: Tiger oder nichts. Die Kampfkraft und die operationelle Einsatzfähigkeit waren bereits bei der Einführung in den frühen achtziger Jahren beschränkt. In der Sicht-Luftverteidigung hat man damals zur Rechtfertigung den Begriff “Raumschutz” definiert um die Bewegungen unserer Mechanisierten Divisionen zu ermöglichen.
    Damit will ich aber nicht sagen, dass die Beschaffung von 110 F-5 Tigers falsch war. Als Trainingsflugzeug für Piloten, zwecks Vorbereitung für moderne Kampfflugzeuge (F/A-18) waren die Tiger sehr gut geeignet. Auch konnten wir mit diesen Tigern unsere Miliz-Luftwaffe über Jahre aufrecht erhalten. Aber, – ich wiederhole mich – es sind – und waren nie Kampfflugzeuge im Sinne der Definition.
    Die brillanten Vorführungen unserer “Patrouille Suisse” sind eben keine Kampfeinsätze. Im heute zu erwartenden Luftkriegs-Szenario sind diese Flugzeuge jedoch chancenlos.
    Heute sprechen und schreiben die vielen selbsternannten Fachspezialisten bei unseren Parlamentariern und Medienschaffenden vom Ersatz von 54 “Kampfflugzeugen” F-5 E/F durch 22 Gripen.
    Unsere Luftwaffe braucht dringend diese 22 Gripen aus Schweden. In einer komplexen, länger dauernden Krise muss auch die Lufthoheit garantiert werden können. Mit mindestens vier F/A-18 rund um die Uhr im Luftraum, wären nach rund zwei Wochen alle Flugzeuge am Boden. Sie müssten auf Grund der vielen Flugstunden und der Abnützung gewartet, überholt und allenfalls repariert werden. Und dies ohne Verluste durch Feindeinfluss !
    Ich hoffe, dass die Mehrheit der “Giardino”-Leser begreifen, um was es bei der nächsten Volksbefragung im Mai geht.

  4. Thomi sagt:

    Herr Ramseyer, Sie werden entschuldigen, aber ich traue eben solchen Berichten aus der Administration grundsätzlich nicht. Fakt ist, der Tiger wurde jahrelang von der USAF als Luftkampftrainer in der Rolle als MIG 21 eingesetzt, wegen den ähnlichen Flugleistungen und der Wendigkeit. In der brasilianischen, gepimpten Version, wird ihm wiederum von Experten bescheinigt, selbst Gen 4+ Fightern gefährlich werden zu können.
    Man geht heute, ähnlich wie im vietnamkrieg, davon aus, dass der Luftkampf aus der Ferne mit Raketen geschieht. Fakt ist aber, dass die deutsche Luftwaffe vor Jahren eine Studie in Auftrag gab, die zum Schluss kam, dass es eher wahrscheinlicher ist, dass Flugzeuge öfters direkt aufeinandertreffen, als angenommen. Das Wirrwar an elektronischen Signalen am Himmel machts möglich:) Aus diesen ueberlegungen ist übrigens die Lenkwaffe IRIS-T entstanden.

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