Ueli Maurer: Die Armee bleibt nicht stehen!

Ueli Maurer: Die Armee bleibt nicht stehen!

Das Ergebnis der Volksabstimmung ist aber auch eine Verpflichtung, nicht stehen zu bleiben. Mit der bereits laufenden Planung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) stellen wir uns dieser vielfältigen Herausforderung. Die Diskussionen um die Wehrpflicht und um das Milizsystem öffneten das eine oder andere weitere Handlungsfeld, das wir bearbeiten wollen. Die Gesellschaft und die Wirtschaft im besonderen erwarten zunehmend Flexibilität in der Gestaltung der persönlichen Dienstleistung.
Quelle: VBS.admin.ch
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Kommentare: 4

  1. Fritz Kälin sagt:

    Folgende Zeilen habe ich unter dem Stichwort “Wehrgerechtigkeit” dem VBS zugesandt (wobei ich mich auf diesen einen Aspekt beschränkt habe):
    “Das vereinfachte Ausspielen von ‚Klasse gegen Masse’ muss in der Sicherheitspolitik vollends überwunden werden. Gerade die personalintensiven, militärisch aber relativ anspruchslosen Szenarien gelten heute unbestritten als die wahrscheinlicheren. Auch deshalb hat sich das Stimmvolk zu einer personalstarken Wehrpflichtarmee bekannt. Damit sind natürlich Erwartungen an die Wehrgerechtigkeit verbunden, wozu ich als Militärhistoriker noch einen wichtigen Aspekt betonen möchte:
    Die Wehrgerechtigkeit sollte nicht nur bei der Aushebung gewahrt sein, sondern auch im allfälligen Aktivdienst. Denn die Erwartung an eine Wehrpflichtarmee und erst recht die historische Erfahrung der Schweiz führt dazu, dass der einzelne AdA erwartet, dass er wegen des Aktivdienstes seine Lehr- oder Arbeitsstelle nicht einbüsst, da ihn ein Kamerad innert nützlicher Frist auf dem Posten ablösen wird. Wenn aber nur noch zehn, statt wie früher mehr als zwanzig Jahrgänge der männlichen Bevölkerung die ganze Last eines Aktivdienst schultern müssen, bedroht dies nicht nur die Durchhaltefähigkeit im militärischen Sinn.
    Der einzelne AdA wird länger Dienst leisten müssen, während Millionen von Ausgemusterten und Untauglichen sowie die ausländischen und weiblichen Arbeitskräfte nicht einen einzigen Arbeits- oder Schultag verpassen.
    Die Erhöhung des Armeebestandes, allenfalls mittels Wiedereinführung einer Reserve oder einer zweiten Heeresklasse, darf deshalb bei der Weiterentwicklung der Armee kein Tabu sein. Sonst ist unser Bekenntnis zur Milizarmee nicht ehrlich.”

  2. Willy Stucky sagt:

    Herr Kälin weist meines Erachtens auf die wohl wichtigste Baustelle in Sachen Armeereform hin, weil es hier (anders als bei den Fragen der militärischen Ausrüstung und der Infrastruktur) um ein gesellschaftspolitisches Minenfeld geht.
    Immerhin stimmt das deutliche Ja zur Militärdienstpflicht für alle Männer mit Schweizerpass einigermassen zuversichtlich. Trotzdem wird der Anteil derer, welche die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit“ des Militärdienstes auf sich nehmen, immer kleiner.
    Persönlich hatte ich als Vater „Glück“; denn mein Jüngster hat vor zwei Jahren, als ich ihm die Frage stellte, ob er in der heutigen Zeit tatsächlich noch Militärdienst leisten wolle, kurz und bündig mit dem Hinweis geantwortet, dies sei Ehrensache.
    Nur schon das Wort „Ehre“ klingt in unseren modernen Ohren fast prähistorisch. Neo-linken und feministischen Kreisen ist es beinahe gelungen, es zu entsorgt. Wer bei Sinnen ist, nimmt es lieber nicht mehr in den Mund, weil er das lähmende Entsetzen der Gutmenschen fürchtet. Doch offenbar ist Ehre sogar unter Jugendlichen noch kein toter Begriff, was ebenfalls zuversichtlich stimmen sollte.
    Der Vorschlag von Avenir Suisse, die Schweizerinnen vermehrt in die Pflicht zu nehmen, ist blanker Unfug. Es ist lediglich ein Bückling vor dem Zeitgeist, der nie ein guter Berater ist und war.
    Viel wird heute von Solidarität geschwatzt. Konsequent wäre, wenn junge, diensttaugliche Männer, die sich gegenüber dem Gemeinwesen solidarisch verhalten, dafür geehrt würden. Folglich müssen wir ihnen (propagandistisch) den Rücken stärken, damit wir aus dem Sumpf weltfremder Visionen endlich wieder hinaus finden.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    1. Ich kann den Ausführung von Herrn Kälin vollumfänglich zustimmen, vielleicht mit 2 Ergänzungen:
    1. Eine Milizarmee greift auf die “arbeitsfähigen” Leute zwischen 20 und 65 und beschränkt sich nicht auf das Alterssegment 20-30. Der Jugendwahn (besser wäre hier von Enkelwahn: 50jährige Offiziere und 20 jährige Soldaten zu sprechen) muss auch aufhören.
    2. Infanteristen bildet man in 7 Wochen aus. Für die Beschaffung von Gewehren braucht man (v.a. die Schweiz) 7 Jahre, d.h. das Kriegsmaterial für eine vollständig mobilisierte Armee in der Grössenordnugn 500 000 Mann muss vorhanden und eingelagert sein (Nein: ich verdiene mein Geld nicht in der Waffenindustrie).

  4. Willy P. Stelzer sagt:

    Herr Fritz Kälin, Sie plädieren für eine Erhöhung des Armee-Mannschaftsbestandes und die Einführung einer weiteren Heeres-Klasse. Es wird Sie freuen im Buch “Mut zur Kursänderung”, Kapitel 8, den gleichen gedanklichen Ansatz vorzufinden. Statt nach drei gescheiterten Reformen eine weitere auf morscher Basis durch zu drücken, ist eine Inventar-Aufnahme und Werthaltigkeitsprüfung der Armee unumgänglich. Nur darf man dies nicht VBS-internen Kreisen überlassen. Ich verweise auf Seite 23 des Buches, auf die klare Aeusserung von Oberstlt i Gst/Dr.iur. Carlo Jagmetti, a. Botschafter.

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