Umsetzungsmängel bei "OMIKRON"

Umsetzungsmängel bei "OMIKRON"

Verteidigungsminister Ueli Maurer (SVP) will, dass in seiner Armee wieder Zucht und Ordnung herrscht, vor allem bei den Betriebssoldaten. Deshalb hat sein Armeechef André Blattmann den Befehl Omikron erlassen (20 Minuten Online berichtete). 60 Prozent der Leser sind zwar der Meinung, es brauche wieder mehr Disziplin in der Truppe. Doch die Direktbetroffenen können nur den Kopf schütteln, wie mehrere Feedbacks zeigen.
Ein Informatiker zeigt auf, wieso bei Omikron der Schuss nach hinten losgehen kann. Er war bis vor kurzem in einer Spezialfunktion eingeteilt. Als Spezialist habe er mit einem Computersystem umgehen können, das nur sehr wenige kennen. Die Funktion habe er bekommen, weil er trotz medizinischem Leiden Dienst leisten wollte. «Das ‹Durchgreifen› habe ich selbst erfahren müssen, irgendein Ahnungsloser hat den Starken rausgehängt.» Da habe er sich medizinisch aus der Armee freistellen lassen und müsse nie mehr gehen. «Und die Schweiz hat einen Spezialisten weniger, von denen es nur eine Handvoll gibt. Meinen Arbeitgeber freuts.»
Beitrag auf 20min.ch
Kommentar:
Hier haben wir eine direkte Kontrolle der Bürger über die Tätigkeiten des Staates. Fehler werden sofort aufgedeckt und angeprangert. Jeder kann sich selbst überlegen, wie es in den anderen Departementen aussieht, wo keine so direkte Kontrolle möglich ist.

 

Kommentare: 4

  1. Y. Blau sagt:

    Im Dienst gilt das Dienstreglement. Die Selbstgefälligkeit kann ich nicht ganz nachvollziehen.

  2. Fritz Kälin sagt:

    Damit wäre meine Vermutungen (siehe http://gruppe-giardino.ch/?p=5151) bestätigt.
    Vielleicht muss man nochmals klar unterscheiden zwischen eigentlichen Betriebsdetachementen, die in Gruppenstärke für Reinigung und z.T. Bewachung der Kasernen zuständig sind und jenen rein formell in den BetrDet eingeteilten ‘Spezialisten’ unterscheiden?
    Erstere erfüllen keine anspruchsvolle und interessante Arbeit. Durch die Auflösung diverser Truppengattungen bzw. die ERSATZLOSE AUSMUSTERUNG diverser Waffensysteme sind diese BetrDetachemente zu gross, weil nebst eigentlichen BetrSdt eine vielzahl ehemaliger Kampftruppen (z.B. Tow) in diesen Detachementen ihre restlichen Diensttage absitzen (abzulesen an den Funktionsabzeichen). Die Überbestände tragen das ihre zur miserablen Arbeitsauslastung dieser Detachemente bei. Wie solche Dienstbedingungen sich auf Moral und innere Disziplin dieser AdAs auswirken, kann man schnell nachvollziehen.
    Da die AXXI von Leuten geplant wurde, die glauben, Kriege liessen sich nur noch von einigen Tausend Grenadieren führen und alle anderen gesunden, intelligenten Männer einer Nation seien im Ernstfall nichts als ‘Ballast’.
    Einfachste Lösung? Wiedereinführung von Heeresklassen, damit Männer mit ‘begrenztem Kampfwert’ wieder begrenzte, aber realistische Kampfaufgaben bekommen. Es wäre sicher allen gedient, wenn ein Teil dieser AdAs jährlich nur 10 Tage Gefechtsausbildung in der Nähe ihres Wohnortes unterlaufen müssten, statt 3 Wochen lang ein bisschen Wache zu schieben und ab und zu einen Putzmob zu schwingen. Solche Männer stellen (auch ohne modernste Mech Mittel) eine echte, vor Ort schnell verfügbare Reserve für eine vielzahl von Kriegs- und Katastrophenszenarien dar. Was wir heute haben, sind abertausende von Hausabwarten in Uniform. Wer von ihnen erwartet, dass sie ihre Uniform mit Stolz tragen und ihren Dienst mit Überzeugung leisten, darf gerne selber ein paar Tage lang den Kehrbesen vorbildlich-zackig schwingen…
    Friedensbetrieb muss nicht zwangsläufig Lotterbetrieb bedeuten. Aber wenn eine Armee nicht mehr auf ‘kriegsgenügend’ hintrainiert, muss man sich über nichts mehr wundern…

  3. M. E. sagt:

    Liebe Giardinos…!
    Ist doch alles ganz einfach: erstens sollten wir ENDLICH akzeptieren, dass die Armee XXI nichts taugt viel mehr, dass sie eine einzige Fehlplanung ist. Zweitens sollten wir unsere total korumpierte Classe politique dazu bringen endlich eine neue, diesmal realistische, Reform zu beschliessen und auch so schnell als möglich aufzugleisen. Die Zeit drängt, denn bald werden wir es mit Krieg- oder kriegsähnliche Zustände zu tun haben.
    Allerdings finde ich es eine GUTE Sache, dass Blatmann diesen Befehl ausgegeben hat. Zunehmend kommen nämlich unseren Soldaten, auch noch die allerletzten Reste von Disziplin und Soldatentum abhanden. Ich selbst war letzten Montag Zeuge eines solchen höchst bedauerlichen Vorfalls…!

  4. Hans Ulrich Suter sagt:

    In meiner RS habe ich ein Büchlein gekriegt (in dem die UOS angepriesen wurde) darauf stand gross: FUEHREN HEISST VORANGEHEN. Das habe ich verstanden und als Führungsprinzip akzeptieren können. In der Tat ist es ja so, dass die meisten UO und auch Offs alles was man so macht auch mindestens einmal in der RS gemacht haben und manchmal konnten sie es tatsächlich besser. Eine Ausnahme waren technische Sachen wie der MWD (Motorwagendienst) wo man aber im Gegenzug, auch als Soldat grosse Eigenkompetenzen hatte. Wenn nun in einer Armee (ich spreche jetzt nicht mal von den Problemen auf die wir sonst hier hinweisen), z.B. der ehemalige CDA seine Ex auf Sexseiten anpreist, oder man in den Zeitungen einen Obersten mit weissen Schuhen sieht, so könnte ich niemals einen Befehl wie Omikron selber anordnen oder befolgen.
    Die Ursache liegt aber natürlich tiefer. Man hat die Anzahl Diensttage für Soldaten von der Armee61 zur Armee 21 in etwa konstant gehalten. Wenn nun, was man ja immer wieder vermutet hatte, die Anzahl für die reine Ausbildung zu gross ist, sind die Soldaten tatsächlich zuwenig beschäftigt.
    Natürlich bin ich auch der Ansicht dass die Armee 21 gescheitert ist und reformiert werden muss, dann kan auch dieses Problem angegagngen werden, vorher sind alle “Armeereformen” für die Mehrheit der Soldaten also solche gar nicht wahrnehmbar. Ich vermute sogar, dass dies die Absicht ist, man hat diese vielen Diensttage um den Leute vorzuspielen, wir hätten noch eine Armee, obwohl von Ausrüstung und Aufstellung diese defacto gar nicht mehr existiert, aber das darf man den Leuten natürlich nicht sagen.
    Schauen wir gleich mal wie diese Reform für den Soldaten aussehen muss: Die Randbedingungen sind folgende:
    Ausbildungszeit ist 7Wochen (Grundausbildung)+7Wochen(Spezialausbildung) (Ich beziehe mich auf die Daten der US Army)
    Wir wissen aber, dass eine Einheit nur Funktioniert, wenn sie alle Jahre einmal Zusammentrifft.
    Daraus folgt für mich relativ zwingend etwas, was ich als DIvisionsmeisterschaftsmodell bezeichne:
    1. ) RS beibehalten
    2.) Jede Einheit nimmt jedes Jahr an einem Wochenendkurs teil, dieser beinhaltet sanitarisches, fitnesstest und eine Kontrolle ob die Einteilung dem zivilen Beruf und Kentnissen entspricht. Daneben gib es einen Postenlauf genau wie bei einer Divisionsmeisterschaft um zu üben. Gefechstsschiessen ist obligatorisch.
    3.) Es werden in grösseren Abständen WKs durchgeführt Abstand 2 – 5 Jahre.
    4.) Es gibt eine jährliche Mobilisationsübung (auch am Wochenende) statt, bei der es im Wesentlichen darum geht Material zu warten zu erhalten und zu überprüfen.
    5.) KpKdt, Four, Fw und einige ausgewählte Soldaten (sicher die Büro-ordonanz, die Fouriergehilfen, der Kadifahrer) sind auch zwischenzeitlich zur Verfügung.
    Damit könnte man die Diensttage massiv drücken und die Beretschaft müsste sogar grösser sein als in der Armee61.

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