Zum Tod von Div Hans Bachofner, Kdt Gst K 1986 – 1988
Divisionär Hans Bachofner ist nicht mehr. Er gehört ohne Zweifel zu den markantesten Kommandanten der Generalstabsschulen. Die GGstOf hat den heutigen Kommandanten der Generalstabsschule, Brigadier Daniel Lätsch, gebeten, aus seiner persönlichen Sicht eine Würdigung vorzunehmen.
Divisionär Hans Bachofner (1931 – 2012) hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Er konnte sein qualvolles Leiden nicht mehr ertragen. So konsequent wie er als Kommandant der Zentralschulen und später der Generalstabskurse gewirkt hat, so konsequent ist er abgetreten.
Ich durfte Divisionär Hans Bachofner nie zu meinen Freunden zählen. Er war immer der ‘Herr Divisionär’. Wir haben uns auch in den letzten Jahren recht oft getroffen. Er hat mir nie das ‘Du’ angeboten und er hat mich immer mit ‘Herr Brigadier’ angesprochen. Das tut der Tatsache keinen Abbruch: er war für mich in vielen Bereichen vorbildlich. Ich hatte eine grosse Hochachtung vor seiner intellektuellen Leistungsfähigkeit und seinem Wissen.
Divisionär Hans Bachofner stand für generalstäbliche Brillanz und intellektuelle Disziplin. Sein Editorial in der ASMZ war nicht nur inhaltlich immer ein Benchmark, sondern auch sprachlich. Seine Sätze bestanden praktisch nur aus Subjekt, Prädikat und Objekt. Damit erreichte er jene Klarheit, die er auch von anderen forderte. Wortreiche Erklärungen waren ihm ein Gräuel. Präsentationen seiner Schüler legte er nicht nur inhaltlich auf die Goldwaage, sondern mass sie auch mit der Stoppuhr, ganz nach der Devise “jedes Wort eine Fehlerquelle”.
Gespräche mit ihm waren immer äusserst bereichernd. Er war ein scharfer Denker. Er verfolgte die strategischen Trends sehr genau. Seine Analysen waren hervorragend, auch wenn er nie fertige, einfache Rezepte anbot. Seine Äusserungen waren echtes Food for Thought: anregend, aber auch provokativ. Seine Belesenheit war in hohem Mass beneidenswert.
Es lohnt sich, seine neueren Publikationen zu lesen. Ganz besonders lesenswert ist sein Beitrag zu den Hearings im Zusammenhang mit dem neuen Sicherheitspolitischen Bericht. Darin trat er für eine kluge, zurückhaltende und berechenbare Positionierung des neutralen Kleinstaates Schweiz ein. Er wandte sich scharf gegen überkommene strategische Rezepte. Seine Skepsis gegenüber Auslandeinsätzen und alliierten Operationen wuchs in den letzten Jahren, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Misserfolge der US-geführten Coalitions of the Willing in der Golfregion und in Afghanistan.
Schade! Er ist nicht mehr. Ein weiterer Verlust für unsere Armee. Wir bräuchten solch profilierte, belesene, gebildete und mutige Generäle wie ihn dringend. Auch wenn er zwischenmenschlich ausserordentlich unangenehm, in einigen Situationen auch unmöglich, ja kaum entschuldbar sein konnte. Er forderte nicht nur seine Schüler, sondern insbesondere auch seinen Lehrkörper und konnte unbarmherzig fühlen lassen, wenn er eine Leistung als ungenügend erachtete. Aber er brachte seine Schüler mit seinen sehr hohen Forderungen auch entscheidende Schritte weiter.
Ich bitte Sie, Divisionär Hans Bachofner als einen vorbildlichen Kommandant der Zentralschulen und der Generalstabskurse in Erinnerung zu behalten.Br Daniel Lätsch, Kdt Gst S