Armeechef plant mit kleinerem Budget
Die Zukunft der Armee ist ungewisser denn je. In der Sommersession hat der Nationalrat die Armeereform versenkt, und Anfang Juli beschloss der Bundesrat eine neue Sparrunde. Die vom Bundesrat geplanten Ausgabenkürzungen hätten für das Reformprojekt Weiterentwicklung der Armee (WEA) «weitreichende Auswirkungen», sagt Armeechef André Blattmann in einer Videobotschaft an Armeeangehörige, welche diese Woche intern aufgeschaltet worden ist und zu der Tagesanzeiger.ch/Newsnet Zugang hat.
Mit der Reform kürze die Armee die Betriebskosten bereits um 400 Millionen Franken. «Neue namhafte Einsparungen treffen deshalb vor allem die Investitionen», ergänzte Blattmann. Die Reform sieht vor, die Armee von Grund auf zu erneuern: nur noch 100’000 Mann, dafür aber bessere Ausrüstung und Ausbildung.
Beitrag auf tagesanzeiger.ch
Kommentar:
Hermann Suter ist bei vielen Gelegenheiten die Wette eingegangen, dass die WEA nie die 5 Mia. sehen wird. So wie es jetzt aussieht, wird er auch hier Recht bekommen.
Kommentare: 12
Ich habe immer noch Mühe mit den Bestandeszahlen. Wenn diese vorhanden sind müsste man ja bei einer Milizarmee konsequenterweise in die Geburtenplanung eingreifen…. Entscheidend ist doch, dass man das in der Volksabstimmung bestätigte Milizprinzip umsetzt. Dann komme ich auf wesentlich höhere Bestandeszahlen, v.a. wenn ich berücksichtige (und ich schaue da eher auf Aussagen von Ludendorff, als auf andere) dass das Alter in dem man vernünftigerweise Dienst leisten kann eher mit 60 endet, als mit 30. Diese Bestände müssen zuerst persönlich ausgerüstet werden und erst dannach kann man die grossen Waffensysteme beschaffen und die Verteidigungstrategie erarbeiten. Diese Ausgaben sind dadurch definiert, ich kann ja auch nicht zur SBB gehen und sagen, ich will xxxx km fahren mit yyyy sFr. Wenn man sich überhaupt auf Zahlendiskussionen einlässt, so hat man die Diskussion schon verloren. Man darf sich nicht auf diese GSOA-Argumentationslinie einlassen!
Nein Herr Suter – eine Armee bzw. ein grosses Volksheer, dessen Angehörige zwar eine vollständige persönliche Ausrüstung haben, aber ohne „grosse“ Waffensysteme wie Panzer, Artillerie, Panzerabwehrlenkwaffen, Flab und Flugzeuge kämpfen sollen, ist ein Quatsch. Auch die Schweizer Armee braucht „grosse“ Waffensysteme, sonst muss sie nicht zur Landesverteidigung antreten. In Polen kämpfte Kavallerie mit Maschinengewehren gegen die Deutschen Panzer. Der Ausgang der Gefechte ist bekannt. Wir haben seit bald 20 Jahren keine „grossen“ Waffensysteme mehr beschafft, hingegen einige abgeschafft. Deshalb haben wir nur noch eine Phantomarmee, die ihren Auftrag gemäss Art. 58 II BV nicht mehr erfüllen kann.
Ich sehe das ganz anders, habe aber auch lange gebraucht um soweit zu kommen, aber es ist tatsächlich nicht so, sondern das was Sie sagen ist reine NATO-Doktrin. Gesehen habe ich es das erstemal, als ich mir Bilder der deutschen Wehrmacht im Frankreichfeldzug angesehen habe. Da gibt es Bilder in denen sich riesige Kolonnen von Fahrzeugen (teilweise mit Zugtieren) irgendwo stauen, es gibt Bilder wie Rommels Panzer als „Loose ends“ durch die Gegend irren. Immer dann, hätte man mit relativ bescheidenen infantristischen Mitteln (die stehende Kolonne ruft geradezu nach einem Minenwerfer um sie zu beschiessen, aber auch die damals vorhandenen IKs, bzw. die Panzerbüchse (das wöre dann heikler) hätten ein Blutbad angerichtet) einschreitten können. Ueber den Vietnamkrieg müssen wir nicht reden, oder denken sie an die vielen Afghanistankriege… Natürlich enthebt das das Armeekommando nicht von der Aufgabe zu überlegen, wie man moderne Waffen bekämpft. So muss ich als Bürger zum Beispiel sehen, wie die Schweizer Armee die vorhandenen Drohnen der NATO runterholen würde, ansonsten: Nicht erfüllt, zurücktreten (damit meine ich entlassen!). Aber ich sehe genau das erst recht nicht bei der ach so professionellen 100000 WEA-Armee! Ein weiterer Punkt ist, dass es uns einmal möglich war mit etwa 8 Milliarden, sowohl eine vollausgerüstete Milizarmee, wie auch einige sehr beeindruckende Menge moderner Waffen zu finanzieren.
Hören Sie bitte endlich einmal damit auf mit diesen historisch-verklärten Bildern zu argumentieren. Wir leben in der Schweiz des 21. Jahrhunderts. Dieses Land würde keine Woche ohne Strom, Benzin und importierte Lebensmittel mehr überleben. Vielleicht sogar nicht ohne Internet. Die Ausgangslage ist eine andere als in Frankreich 1940, Vietnam 1968 oder Afghanistan heute. Und die Beurteillung der Lage, inkl. Umweltanalyse kommt im militärischen Führungsprozess immer noch vor der Entschlussfassung.
Auch möchte ich nicht vor einem Zug junger, motivierter Schweizer Rekruten stehen und ihnen die Handhabung einer Ik oder eines Rak Rohr aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erklären müssen. Um dann doch bei Ihren Bildern zu bleiben: Das wäre dann, wie 1945 als der unsägliche Hitler die Jugendlichen und Alten als letztes Aufgebot mit improvisierten Waffen gegen US Panzer losschickte.
Bleiben Sie bitte bei der Realität. Solche Aussagen machen Giardino in der Öffentlichkeit unglaubwürdig und lächerlich. Sie sind Wasser auf die Mühlen unserer Gegner.
Sie haben keinen Ersatz für die IK! Die Feuerkraft eines Infantriezuges würde erhöht, wenn man die Waffen aus der alten Zeit wiedereinführen würde und nicht gesenkt. Erklären sie das mal den jungen Leuten in einer RS. Diese sind nur nicht demotiviert, eben weil sie keine Ahnung von vergangener und gegenwärtiger Kriegsführung haben. Und was wunder, die zugewanderten Neubürger sind ahnungsloser und deshalb mehr motiviert als die anderen, die sich bei ihrem Vater und Grossvätern über die ehemalige Schweizer Armee informieren können, wie Umfragen ja gezeigt haben. Zu ihrem Hitler Beispiel. Wir machen eben genau das was GröFaZ gemacht hat. Wir rüsten einen kleinen Teil der Leute aus und wollen nachher das Land mit unausgebildeten und nicht ausgerüsteten Leuten verteidigen, nachdem die „100 000“ sich leicht ausschalten liessen. Wollen Sie wissen wie? dann schauen Sie die Diskussionen weiter vorne an.
Man könnte auch die Helebarden aus dem Landesmuseum nehmen und an die Grenadiere verteilen. Ebenso Faustkeile aus den Funden rund um die Steinzeithöhlen. Sie finden das lächerlich? Es ist alles nur eine Frage der Perspektive und der relativen Zeitdauer.
Eine Armee kann auf vielerlei Art zur Kriegsverhinderung beitragen. Konflikte werden schon sehr lange nicht mehr als rein militärischer Schlagabtausch ausgetragen – zum Glück, könnte man sagen. Denn dadurch eröffnen sich für uns (wie schon während des letzten Aktivdienstes) immer neue Möglichkeiten der Selbstbehauptung – vorausgesetzt, es existiert ein Wille dazu. Dieser scheint aber immer spärlicher zu werden, je mehr man sich dem Bundeshaus nähert. Dieses Gebäude füllt jedoch nur einen kleinen Teil der Fläche aus.
Herr Grubers Einwand ist berechtigt – jedoch sollten wir nicht vergessen, dass auch die grössten Grossmächte nicht unverwundbar sind.
Letztlich gibt es viele Infrastrukturen in der Schweiz, auf deren Funktionieren nicht nur wir, sondern eine vielfache Anzahl Europäer angewiesen sind…* Unsere Dissuasion ruhte noch nie primär auf geschätzten imaginären Abschusszahlen feindlicher Grosswaffensysteme. Am Ende geht es darum, gegnerische Absichten zu vereiteln. Und hier gibt es weit mehr Optionen als nur ‚entweder Guerilla, oder Eintrittspreis (oder Kapituatlion bzw. vorauseilende Selbstunterwerfung)‘.
Bei der Selbstbehauptung ist ein kreativer Mix aus dem zu finden, was eher der Verteidigung und was eher der Kriegsverhinderung dienen könnte. Neben Raum und Mittel gibt es z.B. auch noch den Faktor Zeit…
So wenig man von der WEA auch halten mag, es wäre niemanden gedient, wenn einmal mehr im voraus zuwenig Geld für das Geplante vorhanden wäre. Zumal auch 5Milliarden schon eine Unterfinanzierung darstellen.
Der Ständerat täte gut daran, über den eigenen Schatten zu springen und dem Nationalrat im nächsten Anlauf die 5Milliarden im Gesetz inkludiert zu unterbreiten. Dadurch liesse sich in der nächsten Legislatur manche lästige Spardebatte ‚ersparen‘, in welcher den Linken der Mund vor lauter Sparforderungen gegenüber der Armee förmlich überschäumen würde. Aber wenn die eigentlich vorhandene bürgerliche Mehrheit sich das Leben selber schwer machen will, nur zu…
* Gibt es eigentlich Druck seitens Europas, dass wir eine zweite Röhre bohren? Schliesslich liegt südlich des Gotthards nicht nur das Tessin…
Herzliches Bravo für Ihre hervorragende (!) Analyse, Herr Dr. Kälin. Die Schweiz kann froh sein das sich auch junge Off. mit grossem mil. Sachverstand, für sie einsetzen und mehr Leisten als das Minimum. Der Gotthard Tunnel muss gegen einen konzentrischen Stoss der EU mit grossem Selbstbehauptungswille verteidigt werden – der italienische Nato General Zulliani hat im Frühling schon rekognosziert! Die Unterfinanzierung der Armee ist subito zu beheben!
Wir haben uns hier eben reinlegen lassen. Niemand geht hin und sagt zum Beispiel die ETHZ hat ein Budget von 750 Millionen und einen Professorenbestand von 1000! Aber bei der Armee geht man genau so vor und die Armeeführung inklusive Maurer erblödet sich, sich auf eine solche Diskussion einzulassen und um 4.75 und 4.76 zu streiten. Das freut die GSOA natürlich. Es ist aber nicht so, dass man das tun muss. Wir haben in der BV eine Milizarmee definiert. Das heisst wir müssen zuerst jeden(!) ausbilden, ausrüsten und einteilen. Wenn es dann weitere Bedrohungen gibt sind natürlich die notwendigen Mittel auch zu beschaffen, habe nie was anderes gesagt. Da ohne Sicherheit alles andere sowieso keinen Zweck hat: Das sieht man ja daran dass man in Bern immer wieder vom Ausland erpressen lassen muss. Daher liegt die Geldbeschaffung prioritär für die Armee (und das sage ich obwohl oder gerade weil ich lange Zeit von einem nicht prioritären Teil gelebt habe). Und jetzt kommt es: Wir hatten dieses für Euch merkwürdig tönende System, es hat sogar einigermassen funktioniert. Aber ich habe natürlich auch gesehen, dass sich in 1985ern (als ich in der RS war) sich „Investitionslöcher“ aufgetan haben, das war in der Luftwaffe, aber auch bei der Feuerkraft der Infantrieeinheiten. Nun hätte man zum Geldbeutel greifen müssen. Das wollte man aber nicht und daraufhin hat man willentlich mit Armee95, Armee 1/2 und WEA die Armee elimiert um verschiedene andere Bundeskässeli zu bedienen. Das wird nicht lange gut gehen, aber die Verantwortlichen denken natürlich, jaja mich trifft es nicht mehr, oder wenn sie französisch gelernt haben: Apres moi, le deluge.
Im Interview in der NZZ vom 10. Juli, in der Printversion vom 11. Juli sagt der CdA: „Wir haben dargelegt, dass eine Armee mit einem Sollbestand von 100 000 Soldaten eigentlich 5,4 Milliarden Franken kostet. Dann haben wir den Sparauftrag erhalten, eine Armee für 5 Milliarden zu konzipieren.“
Warum hat der CdA nicht für diese 5,4 Milliarden gekämpft und die SIK-Kommissionen motiviert, dass sie diesem Betrag zustimmen. Nun wird ein neuer Sparauftrag auf die Armee zukommen, der Konsensus liegt momentan bei 4,7 Milliarden, könnte aber durchaus auf 4,5 Milliarden fallen. Was passiert dann? Dann sagt mein lieber ehemaliger Dienstkollege André Blattmann, es gelte halt das Primat der Politik zu beachten, er sei nur ausführendes Organ. Der CdA nur ausführendes Organ? Dies ist nicht zielführend, so wird die Armee Scheibe um Scheibe reduziert und schliesslich abgeschafft, wie eine Salami. Wie lange wollen wir diesem Spiel noch zusehen?
Jeder Offizier der Schweiz hat das Recht, einen Befehl abzulehnen, wenn er nicht den geltenden Gesetzen entspricht. Das scheint aber offenbar nur für den Leutnant zu gelten, der eine Brücke mit Gewichtsbeschränkung mit seinem Panzer nicht ignorieren wird, offenbar aber nicht für einen Korpskommandanten, der permanent das Militärgesetz und die BV verletzt….
Die Armee wird seit über zehn Jahren, Stück für Stück, reduziert. Genau gleich wie das schwere Armee-Material; solange bis noch Material für die 20’000 Mann-Armee übrig bleibt, welche die Herren Keckeis, Arbenz und Maudet geplant und propagandiert haben: BLICK vom 17.1.2011. Dies ist der verdeckte und schleichende NATO-Beitritt, parallel zum schleichenden EU-Beitritt, durch einen Teil der Bundes-Verwaltung in Ausführung begriffen und von der Mehrheit des Bundesrates toleriert oder sogar gefördert.Die SP – welche 2010 in ihrem Parteiprogramm den Abbau der Armee beschlossen hat – ist der Finanzministerin Schlumpf unendlich dankbar. Und die Bürgerlichen, mit Ausnahme der SVP, schlafen weiter. Siehe das Resultat der Abstimmung im Nationalrat am 18. Juni 2015.
Kommentare sind geschlossen.