"Die hohe Politik hält sich doch schon lange nicht mehr an Gesetze und Vorschriften."

"Die hohe Politik hält sich doch schon lange nicht mehr an Gesetze und Vorschriften."

Interview mit Felix Zulauf, Jahrgang 1950, zählt zu den weltweit renommiertesten Vermögensmanagern. Seit 1986 nimmt er alljährlich mit anderen Investmentlegenden Platz am berühmten Börsen-Roundtable des US-Anlegermagazins Barron’s. Zulauf war der erste Ausländer, dem diese Ehre zuteil wurde.

“Es werden Verträge geschlossen, die dann jeweils wieder schnell gebrochen werden. Alle wichtigen Eckpunkte des Grundvertrages zur Europäischen Währungsunion sind ja inzwischen gebrochen worden, was die Verluderung unserer Rechtsstaaten aufzeigt.”
“Wir nennen uns zwar Demokratie, aber die Demokratie ist in den meisten Industrieländern im Niedergang. Und der Stimmbürger spürt, dass an seinen Interessen vorbei regiert wird.”
Sollte man die Bevölkerung in dieser Frage nicht direkt abstimmen lassen, wie es in der Schweiz üblich wäre?
“Dann kämen die Fakten ans Licht, aber das will die Politik nicht.”
“es gab eine Minderheit, die die Bedenken [zum Euro] klar angesprochen hat. Aber ihre Vertreter wurden immer belächelt und als Anti-Europäer hingestellt. Das war und ist immer noch falsch.”
Warum lehnen viele Ökonomen die Vergabe der richtigen Medizin ab?
“Das sind schon alles intelligente Leute, aber die vertreten irgendwelche Interessen, wenn es auch nur der eigene Stuhl ist, den man retten will.”
 

Kommentar:
Wir empfehlen das Interview zur Lektüre. Hier werden die wichtigsten wirtschaftlichen Probleme angesprochen. Im Anschluss kann sich jeder sein eigenes Bild machen, wohin wir in Europa steuern.
Zum Interview beim deutschen Handelsblatt.

 

Kommentare: 4

  1. Hallo Giardinos, dieser Felix Zulauf war mir nicht bekannt, aber als Vertreter der Finanzwirtschaft hat er sicher eine beachtliche Karriere gemacht. Es ist gut, wenn wir genau hinterfrage, was er mit seinen Aussagen zum Ausdruck bringen will.
    Falls es ihm darum gehen sollte, die Verantwortung für die weltweite Schuldenwirtschaft an die Politik abzu- schieben, würde ich Protest erheben. Die Verluderung der Sitten, welche er mit mangelnder Vertragstreue begründet, hat in erster Linie in der globalisierten Finanzindustrie ihren Anfang genommen. Produkte und Vehikel (um diese Produkte an den Käufer zu bringen) im Highrisk-Bereich (Suprime-Hypotheken, Hedgefonds und andere), haben vor mehr als 20 Jahren in der Finanzwirtschaft Einzug gehalten. Sie wurden durch international tätige Vermögensverwalter, Anlageberater, Hedgefonds-Manager, und andere graue Mäuse in die Portfeuilles von Privatkunden und institutionellen Anleger geschleust. Alle haben sich damit eine goldene Nase verdient. Viele dieser Prdoukte haben sich über kurz oder alng als Nonvaleurs entpuppt. Damit hat die Verluderung in der Finanzwelt begonnen, und ihre Fortsetzung gefunden in Verträgen welche nicht nur nicht eingehalten wurden, sondern mit denen Jeder Jeden über den Tisch ziehen wollte. In der alleinigen Absicht, satte Gewinne einzustreichen, mit möglichst wenig Aufwand.
    Die Demokratie welche er richtig als Mitsprache des Volkes in wichtigen Entscheiden moniert, ist in der EU in hohem Masse abhanden gekommen. Falls das Volk je gefragt wurde. In der Schweiz sind wir auf dem besten Weg dazu. Wichtige Volksentscheide werden zerredet, statt umgesetzt. Siehe Armee und Landesverteidigung, oder die Ausschaffung krimineller Ausländer.
    Dieser Felix Zulauf Jg 50 in Ehren. Ob seine Leist- ungen in der Finanzindustrie immer ehrenhaft waren hoffe ich für ihn und seine Kunden. Seit ca 1960 hat sich auf dem schweizerischen Bankenplatz ein Skandal an den anderen gereiht. Mit der Globalisierung der grössten CH-Banken seine Fortsetzung weltweit gefunden. Diese Erfahrung nötig mich, Exponenten dieser Branche, vertieft zu beurteilen, bevor ich deren Thesen als glaubwürdig verinnerliche.

    • Giardino Nof sagt:

      Die US-Politik hat eine Regulierung der OTC-Derivate verhindert (Dokumentation siehe http://articles.businessinsider.com/2009-10-21/wall_street/30087500_1_brooksley-derivatives-market-stock-market). Die US-Politik hat Glass-Steagall in den 90ern wieder aufgehoben (http://de.wikipedia.org/wiki/Glass-Steagall_Act). Die US-Politik hat das heutige Federal Reserve System (!) mit seiner privaten (!) Notenbank FED 1913 am Weihnachtsabend installiert. 1971 hat US-Präsident Nixon den USD von der Golddeckung gelöst. Präsident Clinton und Bush II haben den US-Hausbau gefördert. Die LIBOR-Manipulation war seit Jahren den Aufsichtsbehörden bekannt, es hat sich nichts getan. Selbst Madoff konnte seine Kunden fröhlich weiter abzocken, weil die SEC schlief und auf Hinweise nicht einging. Das nenne ich definitiv “Politikversagen”!
      Alle Folgen daraus, wurden von den Banken für ihre eigene Zwecke ausgenützt. Wie stark sie jeweils vorher bei der Politik mit dem Geldbeutel für ihre Interesse geworben haben, steht auf einem anderen Blatt.

  2. Remo sagt:

    In der Schweiz durfte man abstimmen, aber dann kam ein Nationalbankchef, der die Währung der freien Schweiz an die sterbende Währung Euro gebunden hat. Die Schweizer sagten nein zum Euro-Experiment und nun sind sie mittendrin!
    Diese Bindung muß so rasch wie möglich – besser gestern als heute gelöst werden. Was bringt es denn, sich an die Titanic anzubinden?
    http://schweizblog.ch/?p=5350

  3. Hallo Giardinos, heute am 1. August feiert die Schweiz sich selber. Eigentlich haben die Schweizer über Generationen, unbeschwert und fröhlich gefeiert. Sich selber, ihre Erungenschaften, ihre Freiheit, ihre Unabhängigkeit, ihr Glück (in 2 Kriegen des letzten Jahrhunderts unversehrt geblieben zu sein), ihren Stolz durch harte Arbeit bescheidenen Wohlstand aufgebaut zu haben und friedliches Zusammenleben geniessen zu dürfen.
    Ohne unnötigen Pessimismus, die kritische Betrachtung und gründliches Hinterfragen, der aktuellen Probleme (die Mehrzahl ist europa-bedingt), müsste der Durchschnitts-Schweizer, ganz besonders aber die Regierung, für diesmal am Nationalfeiertag nachdenk- lich werden.
    Unsachlicher Zweckoptimismus genauso wie Angstmache sind das falsche Rezept. Rückbesinnung zu unseren Stärken, selbstbewusstes Auftreten (ganz besonders gegenüber den Anmassungen der EU), entschlossenes Handeln sind die Eigenschaften, welche das Volk in naher Zukunft von Bundesbern erwartet. Um diese Entschlossenheit überzeugend vertreten zu können, braucht unser Land eine glaubwürdige Landesvertei-digung und ein Volk das seine Regierung respektiert und hinter deren Entscheiden steht.
    Allein die Ueberschrift des Beitrags (von F.Zulauf) offenbart, die grosse Skepsis im Volk gegenüber unseren Politikern und der Regierung. Manifestiert das schwindende Vertrauen der Bürger für die Politik in diesem Lande. Dabei gehört das Vertrauen zum höchsten Gut, derjenigen die in der Vertantwortung stehen. Täglich muss dieses neu erarbeitet werden, im politischen Denken und Handeln, auf allen Stufen unseres Gemeinwesens. Die Basis dieses Vertrauens bildet die Glaubwürdigkeit der Menschen, die dieses Land in die Zukunft führen.
    Wenn Abmachungen und Verträge zu Makulatur werden, geht die Rechtssicherheit verloren. Am anderen Ende wartet die Anarchie. Mit Sicherheit ist dies nicht der Weg, den sie mit uns gehen dürfen.
    Falls die Classe politique dies in absehbarer Zeit nicht selber merkt, muss die Basis Zeichen setzen! Zum Beispiel für eine verfassungs-konforme Landes-verteidigung und eine starke Milizarmee, oder die Umsetzung des Volkswillens in Fragen der Einwand-erungspolitik, oder die Durchsetzung des Volkswillens gegenüber den Machtansprüchen der EU-Gewaltigen.
    Es ist höchste Zeit, uns auf das zu besinnen, was wir verlieren; falls wir unterlassen, als Bürger dieses Landes endlich die richtigen Zeichen zu setzen.

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