Die Landesverteidiger formieren sich
Die Gruppe Giardino wehrt sich gegen den Abbau der Armee und erhält regen Zulauf
Von Beni Gafner, Bern
Widerstand sei angesagt. Widerstand gegen die Mehrheiten von Parlament und Bundesrat, weil beide die Sicherheitsproblematik in der Schweiz ebenso verkannten wie lodernde Gefahren. «Ich habe den Eindruck, dass das Schweizer Volk und Teile des Parlaments noch nicht erfasst haben, was da abläuft, wie unsere Sicherheit grobfahrlässig behandelt wird.» Hermann Suter, der Luzerner Historiker, Oberstleutnant und Präsident der Milizorganisation Giardino, stellt sich ans Stehpult im grossen Saal der Kaserne Bern: Unterhalter, Warner und Einpeitscher zu gleich. 200 Personen sind an die Generalversammlung gereist, meist ältere, ehemalige Offiziere, aber auch manche mittleren Alters und jüngere. Zum Beispiel Michael Häsler, Oberleutnant, Mitte zwanzig und Begleiter seines Grossvaters Heinz Häsler, Generalstabschef von 1990 bis 1992.
Man ist sich einig: Eine Armee mit bald nur noch 100’000 Angehörigen könne den Verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen. Und so halten die Kämpfer für eine glaubwürdige Milizararmee fest: «In einer Zeit, in der die bisher grössten Militärpotenziale weltweit aufgebaut werden, die Weltwirtschaft sich in einer ihrer grössten Krisen befindet, das internationale Völkerrecht in noch nie da gewesener Weise verletzt wird und auch in Europa eine Rückkehr zum Faustrecht nicht mehr weit weg ist, hat die Schweiz ihre einst geachtete Milizarmee bis zur Funktionsunfähigkeit reorganisiert und redimensioniert und ohne Rechtsgrundlage materielle Güter der Armee in zweistelliger Millardenhöhe vernichtet.» Das kommt an.
Ausrüstung nur für jeden Dritten
Über 800 Mitglieder, darunter mehrere ehemalige Korpskommandanten, haben sich Giardino in den letzten zwei Jahren angeschlossen. Besonders sauer aufgestossen ist den treibenden Kräften im militärisch organisierten Verein zu letzt die Vernichtung des Schützenpanzers M113 (vgl. Bild) durch Armeeführung und Verteidigungsminister Ueli Maurer. Das 1989 modernisierte Fahrzeug wurde zuletzt in einem Walliser Stollen eingelagert. Dann folgte, Stück um Stück, die Vernichtung. Giardino hat den Kampf um deren Erhaltung verloren. Der ehemalige Panzerkommandant Willi P. Stelzer bilanzierte vor dem Publikum deshalb ernüchtert: «Die oberste Armeeführung hat sich nicht belehren lassen, sie blieb stur. In der Kalenderwoche 51 des vergangenen Jahres sind die letzten 17 der 365 Schützenpanzer von Turtmann nach Emmen überführt und anschliessend verschrottet worden. Damit steht fest, dass von 20 Infanterie-Bataillonen nur deren sieben mit gepanzerten Mannschaftstransportfahrzeugen ausgerüstet werden können.» Stelzer warf dem Parlament Untätigkeit vor und dies, obwohl Verteidigungsminister Maurer offiziell bekannt gegeben habe, dass «die Truppe im Ernstfall nur rund zu einem Drittel ausgerüstet werden kann».
Der Verein sei rückwärtsgewandt, wolle eine Armee von gestern. Diesen Vorwurf will sich Giardino nicht gefallen lassen und hat deshalb den ehemaligen UniDozenten und Journalisten Udo Ulfkotte zum Vortrag geladen.
«Vorsicht Bürgerkrieg»
Der Buchautor und ehemalige Kriegsberichterstatter ist umstrittener Warner vor chaotischen Zuständen in Europa und ist aufgrund früherer Schilderungen über Terrorgefahren durch Islamisten mit Personenschutz von Deutschland nach Bern gereist. Er goss Wasser auf die Mühlen der Versammlungsteilnehmer, wenn er feststellte, dass das Mass an «gefühlter Sicherheit» in der Schweiz durch die Öffnung der Grenzen abgenommen habe. Es gelte ein vermehrtes Augenmerk zu richten «auf die sich abzeichnende Realität da draussen». Ulfkottes Vortrag stand unter dem Titel «Vorsicht Bürgerkrieg – was uns erwartet». Er warnte eindringlich vor erheblichen Gefahren durch Migration. Nicht nur friedfertige Menschen dürften in den kommenden Jahren ihr Glück in reichen Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz suchen. Kritisch zu sein gelte es vorab auch gegenüber der Medien berichterstattung, denn: «Wir werden durch die Politik bezüglich drohender Gefahren nicht wahrhaftig orientiert.»