Maurer will kürzere Militärdienstpflicht

Maurer will kürzere Militärdienstpflicht

Neben dem Kampfjetkauf ging der Verteidigungsminister in seinem «Kasernengespräch» auch auf die geplante Verkleinerung der Armee von 200 000 (inklusive 80 000 Reservisten) auf 100 000 Mann ein. Freuen können sich demnach die Militärdienstpflichtigen: Die Anzahl der obligatorisch zu leistenden Diensttage möchte Maurer nämlich auf etwa 220 bis 230 Tage herabsetzen (für den Grad eines Soldaten), derzeit beträgt sie 260 Tage. Konkret heisst das, dass die Rekrutenschule für sämtliche Truppengattungen noch achtzehn Wochen dauern würde. Daran schlössen sich fünf Wiederholungskurse an.
Maurer kann sich indes auch bis anhin ungekannte, flexiblere Modelle vorstellen: Bei einer Dienstverschiebung könnte ein Armeeangehöriger dann beispielsweise zu einem kurzen «Refresher-Kurs» von drei Tagen aufgeboten werden, damit er bis zur nächsten vollen Dienstleistung sein Wissen nicht verliert.
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Kommentar:
Die Folgen, welche eine noch kürzere Dienstzeit hat, wurde hier bereits erläutert. Noch weniger Diensttage bringt die Milizarmee immer näher zu einer Berufsarmee, was Giardino mit allen Kräften ablehnt. Es ist an der Zeit, wieder über mehr Diensttage nachzudenken und den Trend umzukehren.

 

Kommentare: 11

  1. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich denke wir müssen Diensttage und Dienstzeit unterscheiden. Das Problem mit Armee 21 war, dass die Soldaten mit 32 schon freigestellt werden und wir uns damit dem Berufsarmeemodell genähert haben, während die ehemalige Schweizer Milizarmee ihre Soldaten bis 50, sogar bis 60 (vor dem 2. WK) eingeteilt hatte. Ob man in dieser Zeit in Friendenszeiten 200 oder 300 Diensttage (als Soldat) macht, erachte ich als Nebensächlich, es führt natürlich zu einer Absenkung des Ausbildungsstandes, die ich aber als verkraftbar erachte, v.a. weil bei einem Wiederaufbau der Alarmorganisation auch Kurzausbildung, zeitlich gestaffeltes Einrücken zu organisieren wären. Als ehemaliger Soldat (MwKan/Fhr) bestehe ich sogar darauf, dass ich, auch in weniger als 200 Tagen hätte genauso ausgebildet werden können, es mir aber auch nichts ausgemacht hätte mehr als 400 Diensttage zu leisten, wenn die zusätzlichen Diensttage erst nach Abschluss meines Studiums, d.h. nach 30sten Altersjahr hätten absolviert werden können—

  2. Müller sagt:

    Der Bestand einer Milizarmee kann durch die Anzahl Diensttage / WK’s reguliert werden.
    Ein kleinerer Bestand mit gleich vielen WK’s würde ja bedeuten, dass weniger Dienstpflichte genommen werden was nicht vertretbar wäre.
    Wichtig ist, dass die Rekrutenschule wenn diese schon um 3 Wochen gekürzt wird, noch intensiver wird und die Zeit für WEMA und Stao wechsel verkürzt wird.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    @Müller.
    Offensichtlich nicht. Der Bestand einer Milizarmee nach Schweizer Vorbild ist gegeben durch die Anzahl “eingeteilter” Soldaten, unsere AdAs (!). Diese Zahl kann reduziert werden, indem man entweder den Anteil der Diensttauglichen reduziert, oder die Altersspanne in der Dienst geleistet werden muss. Die Armee 21, machte den Fehler, zwar die Altersspanne zu reduzieren (von 30 Jahren auf 12), nicht aber die Anzahl der Diensttage, damit wurde die Grösse der Armee zwar reduziert, aber nicht die Kosten, welche linear von der Anzahl Diensttage abhängen (also die Personalkosten meine ich). Deshalb ist ja jetzt auch die Armee 21 viel weniger schlagkräftig als die Armee61, aber nahezu gleich teuer. Es ist wichtig diesen Zusammenhang zu verstehen. Ueber die Anzahl der für die Ausbildung notwendigen Diensttage, lässt sich weidlich streiten, lassen wir das Thema lieber. Bei den Personalkosten kommt für europäische Armeen noch erschwerend hinzu, dass diese im Vergleich zu den Materialkosten relativ hoch sind. BR Maurer hat richtig überlegt!

  4. Brugger Kurt sagt:

    Hallo Giardinos, ich denke auch BR UM hat recht. Um dies aber auf der Kostenseite (betriebswirtschaftli-chen)bestätigen zu können, braucht es Eckdaten die uns hier nicht zur Verfügung stehen. Die finanziellen Zwänge im VBS lassen aber vermuten, dass damit eine Kostenreduktion anvisiert wird (und die Zitrone noch weiter ausgepresst werden muss).
    Aus meiner Sicht sind aber die Nachteile in der Aus-bildung gravierend. Ein Sportler der wettkampfgenüg-end trainiert,kann diesen gewinnen. Lässt er in seinen Anstrengungen nach, setzt weniger Zeit ein, wird er auf einem der hinteren Plätze ausscheiden. Beim Soldaten wirkt sich das dramatisch aus, er läuft Gefahr im Kampf sein Leben zu verlieren, falls er ungenügend vorbereitet ist.
    Zwischen Kostenbewirtschaftung und kriegsgenügender Ausbildung die Balance zu finden, ist nicht nur eine rechnerische Aufgabe, ein Entscheid mit grosser Ver-antwortung. Um für diese Verantwortung gerade stehen zu können, wird sich BR UM (hoffentlich) genaustens bei seinen Ausbildungsverantwortlichen informiert ha-ben. Mit welchem Zeitaufwand die körperliche Fitness und die waffentechnische Ausbildung sicher gestellt wird, um im Kampfeinsatz bestehen zu können.

  5. Müller sagt:

    Vielen Dank Herr Suter für Ihre Ausführungen.
    Ich hoffe er überlegt auch bei der WEA richtig. Die detaillierte Reduktion der Kampftruppen würde mich interessieren.
    Weswegen möchtet die Armee Spitze die Werterhaltenen Leopard 2 Panzer reduzieren? Kampfpanzer könnten sogar bei der Infanterie eingesetzt werden wie es Israel bereit praktiziert oder auch bei uns getestet wurde.
    Macht die Kompetenzerhaltung Verteidigung so überhaupt noch Sinn?
    Ich hoffe auf einen Wendepunkt aber diese Zahlen sind demotivierend.
    MFG

  6. Michael sagt:

    Ich denke auch dass sich die Armee WEITERENTWICKELN muss. Leider haben die seit der Armee 61 eingeleiteten Änderungen nur Unruhe, Unsicherheit und eine schlechtere Wehrfähigkeit gebracht.
    Wenn es mit solchen “komischen” Änderungen weitergeht, dann verliert die Armeespitze den Rückhalt in der Bevölkerung und dann ist die Schweizer Milizarmee Geschichte.

  7. Hans Ulrich Suter sagt:

    Liebe Herren Brugger und Müller. Ich glaube wir sind uns weitgehend einig. Was von der Armee 61 hätte übrigbleiben sollen ist die Dienstzeit und die Einteilungen. Ob man dann Ausbildungsart oder Dienstzeit oder Waffen ändert ist Sache der Spezialisten und ändert sich im Laufe der Zeit. Ich glaube auch, wie Herr Müller angedeutet hat, dass man wenn man sich nicht alle Jahre zum WK trifft, eine Kompanie nicht wirklich funktionieren wird, Aber sie kann sich bei genügend Vorwarnzeit wieder finden. Aber wenn die Leute eingeteilt wären, die Waffen auch vorhanden wären und natürlich dezentral gelagert sind, so können die Leute in Eigeninitiatice tätig werden. Das geht soweit, dass man sogar fehlende Ausrüstung privat beschaffen kann (mein Problem war z.B. die fehlenden Pistolen für die Fahrer, das Problem hätte ich für meine Person sicher unterdessen gelöst), kleinere Sachen, wie keine Karten für alle Motorfahrer, hatte ich schon in meienr aktiven Zeit gelöst (mit dem Fotokopierer…..). Wenn aber die Leute nicht eingeteilt sind, oder zu teueres Material fehlt, wie das jetzt der Fall ist, so kann auch kein persönliches Engagement mehr helfen, und dass irgendwann mal früher alle Leute ausgebildet wurden hilft uns dann nicht mehr, ausser beim Aufbau einer Guerilla-Verteidigung. Und wir sollten wohl sagen, dass es genau das ist, das man nicht anstreben sollte und das schlussendlich die Konsequenz der jetzigen Politk sein muss. Nämlich, dass im total unwahrscheinlichen Fall eines richtigen Krieges die Schweiz von “Zivilisten” verteidigt wird, die das selbstständig und mit bewusstem Ignorieren sämtlicher internationaler Konventionen durchführen: Eigentlich müsste schon alleine der Gedanke daran auch die “Linken” dazu führen jegliches Militärbudget zu bewilligen. Aber wahrscheinlich fehlt es diesen Leuten wirklich an Fantasie

  8. Brugger Kurt sagt:

    Hallo H.U.Suter, liebe Giardinos, ich glaube auch, es hätte mehr gebracht (damit verstehe ich das Verhält-nis von Kosten und Nutzen), wenn einiges was sich in der TO61 über Jahre bewährt hat, beibehalten worden wäre.
    Als erfahrener TrpKdt (zusammen mit Hunderten) fühlen wir uns legalisiert, zu rügen, wie die damals Verant-wortlichen (Militärs und Politiker)einem Realitäts-verlust erlegen sind, und den uns allen bekannten Kahlschlag (in Etappen) angeordnet haben. Ohne Rücksicht auf den unverantwortlichen Verlust von militärischem KnowHow (zB in der Logistik) und Human Ressources (zB im Offizierscorps, Miliz und Profis). Anordnungen in (zu) kurzer Zeit umgesetzt wurden
    (nicht von den Entscheidungsverantwortlichen). Resultat: Angesichts des Fiaskos, waschen sich alle die Hände in Unschuld. Sie sind teilweise nur noch schwer ermittelbar.
    Der Irrglaube, dem heute noch gehuldigt wird (zB bei Hptm E.Hass und seinem Anhang,inkl ein grosser Teil der GstOf), den Weg der Schweiz in der Landesvertei-digung gebe es nicht mehr. Die Grundlage für diesen Irrglauben, bilden all jene, die an der Wegscheide, den Gang in die EU antreten wollten. Sie haben dem Volk, den dringlichen Beitritt zur PfP verkauft, und dabei mit dem NATO-Beitritt geliebäugelt. Partnership for Peace flöteten sie jedem ins Ohr. Die Folge davon eine Berufsarmee (überall wo es sie gibt, ist sie ein Staat im Staat) mit Rambo-Menthalität, ein unverzeih-licher Bruch mit der schweizerischen Tradition (Verankerung der Milizarmee im Volk) und Eigenart. Ein Fremdkörper in unserem gesellschaftlichen System.
    Alle sind sie nicht nur in wirtschaftlichen, auch in sicherheitspolitischen Fragen dem Gigantismus erle-gen. Die Vergangenheit (Geschichte der CH-Landesvert-eidigung)wurde ausgeblendet, die Risiken schöngere-det, und wer seine Bedenken äusserte oder gar eine andere Meinung vertrat, als “ewiggestriger” Kalter-Krieger mundtot gemacht.
    Unbestritten ist, die TO61 (samt Kosten, Bewaffnung und Beständen) musste angepasst werden. Traditions-Verbände (TrpGat,kantTrpVerb) allenfalls in die Geschichtsbücher verabschiedet, und die Sollbestände massiv zurück genommen. Eine Reorganisation, umfang-reich, aufwendig aber genauso geordnet zu bewerkstell-igen, wie in einer Firma (die gleichzeitig noch Geld verdienen muss).
    Statt der bestehenden Schweizer-Miliz-Armee ganz einfach eine neue TO zu verpassen (so ist die TO61 entstanden), wurden “neue” Armeen kreiert, von denen niemand (bis heute) richtig weiss, wie damit dem Verfassungsauftrag gerecht zu werden ist. Die Verant-wortlichen (CVBS,CdA samt Ast,Politiker SIKO NR+SR)glänzen durch Nichtwissen, peinliche Pannen und Pleiten, der Bürger verliert das Vertrauen und die pazifistischen Träumer, notorischen Armeeabschaffer samt Wehrdienst-Drückebergern lassen sich feiern.
    Am Weg der Schweiz und seiner Landesverteidigung ist grundsätzlich nichts zu ändern. Milizarmee (angepasster Bestand, gleicher Auftrag, zeitgemässe Bewaffnung, austrainierte und ausgebildete AdAs), optimierte MobOrg, klares (innen- und aussenpoli-tisches) Bekenntnis zur bewaffneten Neutralität und zur kompromisslosen Verteidigung unserer Landesgren-zen. Politiker, AdAs, und Bürger, die an unsere Chancen glauben (geistige Landesverteidigung), mit dieser unmissverständlichen Message (an jeden der es wissen will) entweder den Frieden zu erhalten, oder jedem Agressor erfolgreich entgegen treten zu können.
    Wenn wir gezwungen werden den Kampf zu führen, sind unsere Verbündeten das vertraute Gelände (kompakt, gut für den infanteristischen, kleinräumigen Kampf, mit Geländeverstärkungen), die rasche Mobilisation der Kampfverbände, deren effizienter Einsatz in Stand-ardsituationen, die flexible Führung des Abwehrkamp-fs. Die Truppen der TO61, haben in unzähligen Uebun-gen, hundertfach bewiesen, dass sie diesen Verteidig-ungskampf beherrschen. Umso unverständlicher ist, diese taktischen Kenntnisse, mit dem mehrfachen Umbau der Armee über Bord geworfen zu haben.
    Die Generation der KaltenKrieger, hat im taktischen Unterricht Stufe OS gelernt, wie die Armee ihren Ab-wehrkampf erfolgreich führen kann. An dieser Taktik hat sich bis heute nichts geändert. Ich würde liebend gerne von den damals Verantwortlichen erfahren, was für ein (akademisches) taktisches Konzept, ihre Ueberlegungen beeinflussten. Vielleicht liegt es auch am Hauptverantwortlichen, der (hoffentlich) ein guter Kampfpilot war, aber den Kampf im infanteristischen Gelände lediglich vom Hören sagen kannte.
    Warum der damalige CVBS (als ehemaliger Kdt eines GebFüsBat) den typisch schweizerischen Infanterieka-mpf nicht (mehr) intus hatte, und zum Jahrhundert-Kahlschlag “Hand bot”, weiss ich heute noch nicht eindeutig zu werten.

  9. Brugger Kurt sagt:

    Hallo Giardinos, das Gelände in dem wir uns bewegen, zum eigenen Vorteil ausnützen, haben wir spätestens in der RS (Gefechtsschiessen) lernen müssen. Für einen Kampfverband gilt dieser Grundsatz genauso wie für den Einzelkämpfer.
    Schon die Eidgenossen haben bei der Vorbereitung Ihrer Schlachten gegen die Habsburger und die Burgunder diesen Grundsatz verinnerlicht. Das mag pathetisch tönen, aber sie mussten sich einem übermächtigen Gegner stellen, dafür konnten sie vor Ort (als Verteidiger) den Kampf im bestgeeigneten Gelände führen.
    Meinem Bloger-Freund Hptm E.Haas, sträuben sich ob diesem Vergleich wohl die Nacken-Haare. Und trotzdem, auch er wird und kann nicht anders handeln. Es sei denn, er überlasse seinen Eirm dem BöFei und fordere bei der Nato Kampfjets und/oder Kampfhelis an.

  10. Hans Ulrich Suter sagt:

    Lieber Herr Brugger. Man könnte sich ja überlegen, was die damaligen Eidgenossen gesagt hätten, wenn sie so gedacht hätten wie unsere heutigen “intellektuellen Führer”. Sie hätten gesagt, dass man gegen eine moderne Ritterarmee sowieso keine Chance hat, sie hätten gesagt, dass es um ein Ritter zu sein, eine professionelle Ausbildung benötigt, göttliche Erleuchtung und Hingabe und(!) eine blaublütige Abstammung. Sie hätten uns auch erzählt, dass im Verbund europäischer Fürstenhäuser, die mit internationalen Verträgen und unter Aufsicht, des demokratisch gewählten Kaisers ein Krieg im HRRDN (Heiliges römisches Reich Deutscher Nation) sowieso völlig ausgeschlossen ist. Sie hätten (unter bewusstem Ignorieren des Desasters des 3.Kreuzzuges) von einer christianisierten und globalisierten Welt gesprochen. Sie hätten auch behauptet Kanonen würden gegen die Menschenrechte verstossen (übrigens gab es damals in weiten Teilen Europas eine Aechtung der Armbrust!) und sollten verboten werden. In der Tat haben sie das wahrscheinlich auch tatsächlich behauptet, aber die nachfolgenden Historikergenerationen haben das so absurd gefunden, dass es leider im Nebel der Geschichte verloren gegangen ist, schade, vielleicht sollte man bewusst danach suchen…Die Aechtung der Armbrust war übrigens durch das 2. Lateranische Konzil 1139 etabliert worden (falls jemand nachgoogeln will).

  11. Brugger Kurt sagt:

    Hallo Herr Suter, ich danke Ihnen für diese, auf historischem Wissen, entwickelten Gedanken. Uebertra-gen in die Neuzeit, sind nachvollziehbare Parallelen zu erkennen. Die Geschichte wiederholt sich, nur die Menschen sind andere.

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