Die Wahrheit betreffend der Typenwahl?

Die Wahrheit betreffend der Typenwahl?

Die Gruppe Giardino hat die verschiedensten kursierenden Gerüchte, Meinungen zum Typenentscheid Neues Kampfflugzeug zum Anlass genommen, diese gegenüber dem VBS in Frage zu stellen. Die kursierenden Aussagen stellen sich als Propaganda der Gegner heraus. Die Antworten von armasuisse im folgenden Interview.

THEMA KONTROLLE

Gruppe Giardino: Welche Technologien würde es brauchen, um die Flugzeuge per Knopfdruck vom Himmel zu holen?

armasuisse: Bei Kampfflugzeugen sind viele Schutzmassnahmen implementiert, welche ein Eintreten dieses Szenarios verunmöglichen.

Gruppe Giardino: Ueber welches Flugzeug liegen die Daten /Informationen transparent vor / welche Hersteller sind transparent, welche nicht?

armasuisse: Dem VBS liegen von allen Kandidaten alle Informationen vor, um einen fundierten Entscheid zur Typenwahl zu treffen. 

Gruppe Giardino: Gibt es Unterschiede bei den Herstellern in Bezug auf technische Abhängigkeiten?

armasuisse:  Nein. Für die Schweiz gibt es das Ausmass der technischen Abhängigkeit keine Unterschiede. Da die Schweiz die Flugzeuge im Ausland beschafft, ist sie grundsätzlich von allen Herstellern bzw. von allen Herstellerländern im gleichen Ausmass abhängig. Darüber hinaus sind die europäischen Kandidaten mit Systemen ausgerüstet, die auf US-Technologie basieren. 

Gruppe Giardino: Hat die Schweiz Zugang zu den Quellcodes der betriebswichtigen Software?

armasuisse: Die Schweiz hat bei allen Kandidaten Zugang zur gesamten betriebsnotwendigen Software. Dagegen ist der Zugang zum Quellcode kein Teil der Offertanfrage und bei keinem Kandidaten vorgesehen

Zugang zum Quellcode wäre notwendig, wenn das VBS die Kampfflugzeuge selbständig weiterentwickeln möchte. Dafür wären aber hunderte zusätzliche Fachleute und der Aufbau von neuen Kompetenzen und von Infrastruktur mit entsprechend grossem finanziellem Aufwand erforderlich, da der Quellcode von Kampfflugzeugen aus Abermillionen von Code Zeilen besteht. Eine selbstständige Weiterentwicklung würde aber zu Helvetisierungen führen, welche mit Beschaffungsrisiken und hohen Lebenswegkosten verbunden sind, weshalb darauf verzichtet wird.

Detaillierte Beschreibungen der Computerprogramme, sowie eigene Testfähigkeiten über die gesamte Nutzungsdauer sind für die Schweiz wichtiger als der Zugang zum Quellcode. Die Fachexperten des VBS überprüfen die Funktionstüchtigkeit und Integrität der Computerprogramme im Flugzeuge und in den assoziierten Systemen am Boden entsprechend nicht durch Verifikation der einzelnen Codezeilen (es sind Millionen davon), sondern durch Funktionstest von Untersystemen oder des Gesamtsystems auf dem Flugzeug, zum Beispiel im Rahmen von Abnahme- und Testflügen, und zwar während der ganzen Nutzungsphase. Zu diesen Überprüfungen gehören auch Testschiessen mit Schweizer Flugzeugen und Waffen. Diese Tests sind Teil der Schweizer Zulassung des Kampfflugzeuges durch das VBS.

Gruppe Giardino: Ist es ungewiss was die Software im Hintergrund macht?

armasuisse: Im Gegenteil: Es ist transparent was die Software im Hintergrund macht. Das VBS erhält bei allen Kandidaten detaillierte Software-Beschreibungen und hat jederzeit unter Kontrolle, welche Betriebs- und Anwendersoftware auf dem Flugzeug geladen ist. Das VBS überprüft während der ganzen Nutzungsdauer Änderungen an der Betriebs- und Anwendersoftware. Dazu gehören auch die in Punkt 3 erwähnten Abnahme- und Testflüge.

Gruppe Giardino: Welche Sicherheiten bieten die Hersteller in der Software, dass keine Daten ‘abgezogen’ werden?

armasuisse: Die Schweiz verfügt bei allen Kandidaten über die erforderliche Datenhoheit.

Gruppe Giardino: Wuerde die Schweiz bei einem der Hersteller die Schweiz in irgendeiner Weise die Kontrolle abgeben über das Flugzeug / die Daten?

armasuisse: Nein, die Schweiz kann bei allen Kandidaten jederzeit autonom entscheiden, wie sie das Flugzeug einsetzt und welche Daten sie an die Herstellerländer übermitteln will.

Gruppe Giardino: Ist es in irgendeiner Form ein Nachteil, wenn betriebliche Daten der Jets dem Hersteller nur zum Teil oder nicht geschickt werden (Konsequenzen)?

armasuisse: Bei allen Kandidaten wäre mangelnder oder eingeschränkter Datenaustausch (z.B. über die Belastung von Untersystemen) ein Nachteil für die Schweiz.

Bei allen Kandidaten liegt es im Interesse des VBS sich, wo nutzbringend, mit dem Herstellerland oder dem Hersteller über Betriebserfahrungen und entsprechende Informationen auszutauschen. Deshalb werden Kooperationsmöglichkeiten evaluiert, mit dem Ziel, Beschaffungs- und Nutzungsrisiken klein zu halten. Eine Kooperation, zum Beispiel im technischen Bereich, sowohl mit dem Hersteller des Kampfflugzeugs als auch mit anderen Nutzern, hat den Vorteil, dass allfällige technische Probleme mit anderen Nutzern gelöst werden können. Massnahmen, zur Lösung solcher Probleme können so auf viele Nutzer aufgeteilt werden. Dies ermöglicht einen wirtschaftlicheren Einsatz der Systeme. Tauschte man sich während des Betriebs der Systeme nicht mit den anderen Nutzern aus, würde dies den Betrieb der Kampfflugzeuge über deren Lebenszyklus verteuern.

Gruppe Giardino: Werden den Herstellern aller drei Typen dieselben Daten zugestellt oder gibt es da Unterschiede?

armasuisse: Die Schweiz entscheidet grundsätzlich autonom, welche Daten sie mit dem Hersteller oder Herstellerland für die Schweiz austauscht. Welche Daten ausgetauscht werden, hängt bei allen Kandidaten mit dem damit verbundenen Nutzen für das VBS zusammen.

Gruppe Giardino: Ist im Gegensatz zu den Amerikanern beim Eurofighter der Datenzugang uneingeschränkt möglich?

armasuisse: Der Zugang auf die Flugzeugdaten ist bei allen Kandidaten sichergestellt.

Gruppe Giardino: Wie gross ist die Expertengruppe, die sich mit dem Typenentscheid befasst? Arbeiten darin auch Software-Spezialisten und Spezialisten für die Cybersicherheit?

armasuisse: An der Evaluation sind rund 70 Fachspezialisten des VBS beteiligt. Dazu gehören auch Fachexperten aus den Bereichen Software und Cybersicherheit.

Gruppe Giardino: Weshalb veröffentlichen Amerikaner Fehlerlisten, währenddessen solche Fehlerlisten in Europa nicht zugänglich sind?

Welche Gesetzgebung gibt den Amerikanern vor – im Gegensatz zu den Europäern, Fehlerlisten des Jets zu veröffentlichen? Gibt es in Europa eine ähnliche Gesetzgebung?

armasuisse: Hier verweisen wir Sie gerne an die jeweiligen Länder.

Gruppe Giardino: Werden beim FA-18 zuweilen Schweizer Techniker von den Amerikanern weggeschickt, um Updates an der Avionik vorzunehmen?

armasuisse: Nein, Updates der Avionik in Schweizer Werkstätten werden durch Schweizer Techniker eingebaut, bei Bedarf mit Unterstützung des Lieferanten. 

Gruppe Giardino: Ist es von den Trainingsgelegenheiten vorteilhafter, mit den Europäern zusammenzuarbeiten?

armasuisse: Bei allen Kandidaten liegen vorteilhafte Angebote im Bereich der Ausbildungszusammenarbeit vor.

Ich hoffe, wir konnten Ihnen weiterhelfen und die Bedenken klären.